Auf der Suche nach dem großen Wurf

Darts ist eine Randsportart und der Club Black Birds Kelheim daher vielleicht nicht jedem ein Begriff. Doch seit einigen Jahren gibt es einen Dartshype, besonders die WM in England genießt Kultstatus. Aber wie geht es hierzulande zu? Spurensuche bei einem Bundesligaheimspiel. <?MAK TagName="Uni" Vorschub="16dp" SchriftStil="0" SchriftGroesse="8,4dp" EinzugAbsatz="0ru" SchriftArt="ITC Franklin Gothic Book"> Von Maximilian Meier<?_MAK> <?ZE>

17.04.2019 | Stand 02.12.2020, 14:10 Uhr
Bis zu 120 Euro kann ein Dreierset Dartspfeile kosten. Das liegt daran, dass diese extra auf die Bedürfnisse des jeweiligen Spielers ausgerichtet sind, zum Beispiel in puncto Gewicht. Daneben sind für den perfekten Wurf auch Körperbeherrschung und mentale Stärke von zentraler Bedeutung. Viele hochklassige Dartsspieler arbeiten daher mit Mentaltrainern zusammen. −Foto: Max Meier, Meier, Maximilian, Dietfurt

Darts ist eine Randsportart und der Club Black Birds Kelheim daher vielleicht nicht jedem ein Begriff. Doch seit einigen Jahren gibt es einen Dartshype, besonders die WM in England genießt Kultstatus. Aber wie geht es hierzulande zu? Spurensuche bei einem Bundesligaheimspiel.

Ihrlerstein (DK) Über Darts sollte man wissen, dass es zwei Verbände gibt. Die Professional Darts Corporation (PDC) ist neben der World Darts Federation einer der Welt-Dartsverbände, wobei die wesentlich jüngere PDC als der prestigeträchtigere von beiden gilt. Maßgeblichen Anteil an der Gründung hatte Anfang der 1990er-Jahre der Fernsehsender Sky Sports, der den Dartssport in sein Programm aufnehmen wollte. Seit 1994 trägt die PDC jeweils zum Jahreswechsel ihre WM aus, die in Großbritannien von rund zwei Millionen Fernsehzuschauern verfolgt wird. Seit der WM 2005 wird diese auch im deutschen Fernsehen von Sport1 übertragen. Die British Darts Organisation (BDO) gibt es schon seit 1973. Durch den Wechsel vieler bekannter Spieler von der BDO zur PDC hat die PDC mittlerweile einen größeren Stellenwert.

Kurz gefasst, sind die Regeln beim Darts recht einfach. Aus einer Entfernung von 2,37 Metern wird auf eine Runde Scheibe geworfen. Ziel es ist es, von 501 Punkten möglichst schnell auf null Punkte zu kommen. Dabei muss genau auf null Punkte geworfen werden. Hat ein Spieler noch zehn Punkte übrig und wirft zwölf Punkte, dann ist dieser Wurf ungültig. Neben einem guten Augenmaß ist also auch Kopfrechnen wichtig.

So viel zum Dartssport. Doch wer waren die Black Birds nochmal? Richtig. Der Dartsclub aus Kelheim. Die Black Birds wurden im Jahr 2006 gegründet. Aktuell verfügt der Verein über sieben Mannschaften mit 75 Mitgliedern. Seit sechs Jahren spielen die Black Birds in der Bundesliga. Seit 2016 hat der Verein in Ihrlerstein ein eigenes Vereinsheim. Größte Erfolge waren die Deutsche Meisterschaft 2016, Deutscher Pokalsieger 2016, Bayerischer Pokalsieger 2016 und zwei deutsche Vize-Meisterschaften 2017 und 2018. Vorsitzender der Black Birds ist Herbert-Peter Woldrich. Er ist auch Kapitän der Mannschaft. Durch seine Frau kam er vor über 20 Jahren zum Darts.

Bei eine Bundesliga-Spieltag treten immer drei Teams gegeneinander an. Jeder spielt gegen jeden. Ein Match hat zwölf Spiele - acht Einzel und vier Doppel. So ein Bundesligaspieltag dauert ganz schön lange. "Wir treffen uns um 11 Uhr am Vereinsheim, dann werfen sich die Spieler ein. Der Gegner kommt auch kurz darauf. Um 12 Uhr steht das erste Match an. Der Tag endet dann meist erst gegen 19 Uhr, bis alle Spiele gespielt sind."

Ein enormer Zeitaufwand also. Vor allem für die Spieler, die nicht aus der Gegend kommen. Im Bundesligateam der Black Birds stehen unter anderem zwei Spieler aus München und einer aus Fürth. "Die kommen zu uns, weil es bei ihnen keinen Bundesligaclub gibt", erklärt Woldrich. Bis auf etwas Spritgeld bekommen die Spieler keine Vergütung. Einmal im Monat steht ein Bundesligaspieltag an. Acht Spieltage gibt es insgesamt, der Rekordmeister kommt aus Bremen.

Am Spieltag, den unsere Zeitung besucht, geht es darum, sich für die Endrunde zu qualifizieren. Dort spielen die acht besten Teams - je vier aus dem Süden und dem Norden - den Meister aus. Für die Spieler herrscht während den Partien strenges Alkoholverbot. Vor und nach den Spielen greift aber durchaus der eine oder andere zu einem Glas Bier. Eine kleine Zahl an Zuschauern verirrt sich auch ins Vereinsheim. "Fremde Zuschauer haben wir eher weniger. Viele der Zuschauer sind Spieler, die gerade keine Partie bestreiten, oder Angehörige", erklärt der Vorsitzende. "Heute geht es gegen Essenbach und dann gegen Wolfsölden. Wolfsölden ist in der Nähe von Stuttgart. Die Spieler kommen erst am frühen Nachmittag, da sie am Vormittag noch die Anreise von rund drei Stunden haben", erklärt Woldrich.

Wenn die Kelheimer zu einer Auswärtsfahrt antreten, dann immer mit den Privatautos. "Mit vier bis fünf Sponsoren kommen wir gut durch die Saison und können zumindest die Spritkosten relativieren", erklärt der Vorsitzende. Vor den Spielen herrscht eine sehr lockere Atmosphäre. "Emotionen haben wir schon auch bei unserem Sport. Aber so aufbrausend wie beim Fußball ist es bei uns nicht. Auch wird Fair Play groß geschrieben. Kein Spieler versucht seinen Gegner aus der Konzentration zu bringen, sei es durch Fallenlassen eines Pfeils oder Kommentare", so Woldrich. Während der Partie herrscht absolutes Fotoverbot, damit die Spieler nicht gestört werden. Nur der Radio läuft leise im Hintergrund. Ansonsten herrscht absolute Ruhe.

Beim Fußball gibt es extra angefertigte Fußballschuhe. Beim Darts gibt es extra angefertigte Pfeile. Tom ist einer, der solche Pfeile besitzt. "Sie sind extra auf meine Bedürfnisse angepasst. Das Gewicht passt für mich, die Rillen fühlen sich gut an und ich habe ein gutes Gefühl bei meinem Wurf", erklärt er stolz. Bis zu 120 Euro kann so ein Dreierpack Pfeile kosten.

Beim Darts gibt es auch speziell ausgebildete Trainer. Peter Seidl aus München ist so einer. "Die Körperbeherrschung und die Taktik sind neben der Bewegungstechnik entscheidend. Die Körperspannung und Körperhaltung sind wichtige Faktoren, wie die ruhige Hand beim Abwurf. Für alles gibt es Übungen", sagt der Trainer. "Mentale Stärke in engen Partien und Konzentrationsfähigkeit machen den Unterschied aus", erklärt er weiter. So arbeiten durchaus auch Spieler mit einem Mentaltrainer zusammen. Seidl selbst spielt seit 26 Jahren Darts. Er war bereits zweimal bei der Darts-WM in Las Vegas. Seine deutschen und bayerischen Meisterschaften zählt er gar nicht mehr. Darüber hinaus ist er sechsfacher Gewinner des Euro-Darts-Rankings. Rekord in Deutschland.

Der Name Phil Taylor ist vielleicht dem einen oder anderen ein Begriff. Er ist der erfolgreichste Dartsspieler der Geschichte mit 16 Weltmeistertiteln. Michi Unterbuchner wird vielen dagegen eher weniger bekannt sein. Er ist der Star der Black Birds. Der 30-jährige Lager- und Logistikarbeiter spielt seit 2007 Darts. Zweimal in der Woche trainiert er bei sich zu Hause. Bereits zweimal war er bei der BDO Weltmeisterschaft vertreten. 2018 und 2019 scheiterte er allerdings im Halbfinale. Er ist auf dem Sprung zu den Profis beim PDC. Im Verein traut man ihm zu, dass er da nächstes Jahr dabei und im TV bei Sport1 zu sehen ist.

Für die Black Birds geht der Spieltag gegen 19 Uhr zu Ende. Gegen Essenbach gab es einen Sieg mit 7:5. Dies lässt die Niederlage gegen Wolfsölden (4:8) verschmerzen, da die Qualifikation für die Endrunde gelungen ist. So steht also in wenigen Wochen wieder ein Samstag ganz im Zeichen der Leidenschaft.