Scheyern
"Wir wussten, dass es schwierig wird"

Fußball-Kreisligist ST Scheyern mit Saison zufrieden - Alexander Sulzberger kehrt zurück

05.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:25 Uhr
Zurück an Bord: Alexander Sulzberger (rechts) wechselt nach einer Saison beim FSV Pfaffenhofen wieder zum ST Scheyern. Dort soll er eine Rolle als Führungsspieler übernehmen. −Foto: Stolle, Reichelt

Scheyern (PK) Stark angefangen, stark aufgehört, dazwischen gab es ein großes Tief - so lässt sich der Saisonverlauf des ST Scheyern in der Fußball-Kreisliga zusammenfassen. Trainer Philipp Testera ist mit Rang sieben zufrieden. Ansprüche nach ganz oben gab es schließlich nie. Zur neuen Saison kehrt mit Alexander Sulzberger ein alter Bekannter zurück.

Als die Saison gerade einmal fünf Spiele alt war, stand der ST Scheyern auf Rang zwei. Vier Siegen, ein Remis - der Start war trotz namhafter Abgänge der Führungsspieler Michael Frank, Mathias Hoiß und Alexander Sulzberger geglückt. Nach 26 Spielen steht der STS nicht mehr auf Rang zwei, sondern hat die Saison als Siebter beendet. Zufrieden ist Trainer Testera dennoch. "Wir haben mit 41 Punkten gerade noch eine ordentliche Runde gespielt. Ein Brecher war es aber nicht." Vor allem mit der Anfangs- und Endphase der Saison sei er zufrieden gewesen. Zwischenzeitlich aber hatte der ST Scheyern sehr zu kämpfen. Von Anfang Oktober bis Anfang April gab es - natürlich die Winterpause eingeschlossen - keinen Sieg. In zehn Partien gelangen nur vier Niederlagen. "Ohne diesen Hänger wäre ich natürlich glücklicher", sagt Testera und fügt an: "Über den Aufstieg braucht man nicht sprechen. Diese Serie ist einfach zu lang, um zu spekulieren, was gewesen wäre, wenn."

Natürlich habe diese Negativserie Gründe gehabt. Unter anderem gab es viele Verletzungen. Vor allem aber machten sich die Auswirkungen nach drei Relegationsteilnahmen in Folge bemerkbar: "Das hat man gemerkt. Da gibt es Spieler, die sagen: ,Ich würde gerne, aber Kopf und Beine machen nicht so mit, wie ich will.' Betrifft das mehrere Spieler, holst du eben wenig Punkte in so einer Phase", erklärt Testera.

Der Trainer musste in dieser Zeit auch mit kritischen Stimmen aus dem eigenen Umfeld leben. "Die eine oder andere Kritik war gerechtfertigt. Bei einer solchen Serie muss man sich das anhören, vor allem auch wenn manche Spiele einfach schlecht waren." Auch für ihn, der sein erstes Jahr als Coach der Ersten Mannschaft als turbulent bezeichnete, keine einfache Zeit: "Es war schwierig, den richtigen Knopf zu drücken Wir haben viele Gespräche geführt, irgendwann ist das Pendel wieder in unsere Richtung ausgeschlagen." Wendepunkt war wohl der knappe 1:0-Sieg gegen Eitting, als der STS eine starke Leistung zeigte. "Dass wir den Bock umgestoßen haben, macht mich stolz. Wir haben kapiert, worum es geht. Wir wissen, dass wir mit der Murmel umgehen können. Wenn wir auf dem Platz dazu noch richtig giftig sind, ist es schwer uns zu schlagen", sagt der Trainer.

Als das Team wieder Erfolge feierte, wurde auch die Kommunikation auf dem Platz besser. Diese hatte der Coach im Winter bemängelt. "Man hat gemerkt, dass sich auf dem Platz etwas löst. Jeder pusht den anderen dann, es wird lauter. Es ist besser geworden, aber da geht noch mehr."

Enttäuscht ist Testera nicht. "Wir wussten , dass es schwierig wird und sind mit einer Platzierung um den sechsten, siebten Platz ausgegangen", erklärt er.

Wie stark das Team sein kann, bewies es vor allem gegen die Spitzenteams der Liga. Gegen den Meister FSV Pfaffenhofen gab es zwei Unentschieden, den SV Vötting-Weihenstephan schlug der STS vor zwei Wochen mit 3:2. Auch gegen Vize-Meister Taufkirchen gelang ein Sieg. Dafür ließ Scheyern gegen kleinere Teams Punkte oftmals unnötig liegen. Testera versucht, eine Erklärung zu finden: "Grundsätzlich stehen wir lieber tiefer und kontern. Das ist gegen die stärkeren Teams einfacher. Zudem ist es leichter, weil jeder weiß, dass er 120 Prozent geben muss, um an die Leistungsgrenze zu kommen." Seine Mannschaft habe im Spiel mit dem Ball oftmals das nötige Tempo missen lassen. "Das wird sich aber noch besseren", sagt er.

Trotz der guten Bilanz gegen die Top-Teams könne es nicht der Anspruch in Scheyern sein, unbedingt um den Titel zu spielen: "Wir sind nicht der FC Bayern oder Borussia Dortmund der Kreisliga. Dafür müssen wir viel zu oft unsere besten Spieler an die Spitzenteams abgeben. Wir sind vielleicht eher der SC Freiburg der Liga, der immer wieder mit neuen jungen Spielern etwas aufbauen müssen", meint Testera. So zur neuen Saison, mit Raphael Boser (FSV Pfaffenhofen) und Nico Seepe (Spielertrainer FC Schweitenkirchen) verlassen "zwei Vollgranaten" den Verein. Eine große Herausforderung. Zum einen natürlich sportlicher Natur, zum anderen werden die beiden aber auch als Typen auf und neben dem Platz fehlen. "Das ist der Reiz in Scheyern, man muss immer wieder neu anfangen und die jungen Spieler oder Akteure aus der Zweiten und Dritten Mannschaft hochziehen und an ihre Grenze bringen", sagt Testera. Abgänge gehören eben zum Lauf der Dinge, auch wenn es "weh tut", wie Testera zugibt: "Wenn andere Mannschaften heiß auf unsere Spieler sind, spricht das ja für uns. Andere Vereine können finanziell mehr bieten oder spielen höherklassig." Es gibt aber auch Spieler, die in Scheyern bleiben und den Lockrufen widerstehen: "Es gab zwei, drei, vier Spieler, an denen wirklich massiv gebaggert wurde."

Als Mannschaft will der STS die beiden hochkarätigen Abgänge kompensieren. "Wir kriegen das hin. Es gibt schon Führungsspieler bei uns", ist sich Testera sicher. Michael Reiter, Stefan Brandstetter und Daniel Koller nennt er hier vorrangig. Vor allem aber hat Scheyern auch fünf Neue an Land gezogen, darunter den Ex-Scheyrer Alexander Sulzberger. Erst vor der Saison war er von Scheyern zum FSV Pfaffenhofen gewechselt. "Er hat richtig Spaß gehabt, vor allem in der Rückrunde in der Bezirksliga. Er weiß, worum es auf dem Platz geht, bringt die gewisse Aggressivität mit", sagt Testera. Der Trainer erwartet, dass er das Team anführt: "Er wird uns gut tun." Allerdings, so Testera, dürfe man Sulzberger nicht nur an der Härte und Laufstärke festmachen. "Er ist auch ein guter Fußballer und kann kicken, das darf man nicht vergessen."

Neben Sulzberger kommt mit Martin Tausendfreund ein neuer Keeper zum STS, der 26-Jährige stand in der abgelaufenen Spielzeit beim A-Klassisten HSV Rottenegg im Tor. "Wir haben gesehen, wie eng es auf der Position werden kann. Wir sind teilweise ohne Ersatzkeeper zu Auswärtspartien gereist. Martin ist ein richtig guter Keeper", erklärt Testera. Zwischen Tausendfreund, Kilian Reichlmair und Uli Unterburger wird es ab dem Trainingsstart am 7. Juli einen offenen Kampf um die Nummer eins geben. Dazu hat der STS Frederic Rist aus der Freisinger Jugend verpflichtet. Der 18-Jährige wohnt in Scheyern, ist der Cousin von STS-Akteur Dominik Rist. "Er war als Linksverteidiger absoluter Stammspieler in der Landesliga der A-Junioren", erklärt Testera. Mit Lukas Zeitler und Mitchel Fischer kommen zwei weitere junge Spieler vom MTV Pfaffenhofen. "Lukas ist für mich ein Stürmer, der in der Jugend sehr viel getroffen hat. Mitchel kann in der Defensive eigentlich alles spielen", beschreibt Testera und ergänzt: "Die jungen Spieler werden alle ihre Zeit brauchen. Sie müssen sich an das Tempo, das System und das Team gewöhnen. Da müssen wir geduldig sein." In Scheyern sind sie das aber gewohnt.

Kevin Reichelt