Wolnzach
Vor dem großen Wurf

Dominik Grüllich ist eines der größten Darttalente des Landes - Jetzt hat er die Jugend-WM im Blick

13.06.2019 | Stand 23.09.2023, 7:24 Uhr
Daumen hoch: Dominik Grüllich zählt zu den besten Dart-Jugendspielern des Landes. Der junge Wolnzacher traf auch schon den bekanntesten deutschen Profispieler Max Hopp (oben). −Foto: Grüllich, Krauss

Wolnzach (PK) Dominik Grüllich muss lachen.

Viele Leute halten Dart für keine richtige Sportart. Der junge Wolnzacher kann das nicht ernst nehmen. "Natürlich ist es Sport, vor allem von der Konzentration her. Aber man muss auch verdammt fit sein. Es ist ein Hochleistungssport. " Der 17-Jährige muss es wissen, er gehört zu Bayerns und auch Deutschlands größten Darttalenten.

Immerhin betreibt Grüllich diesen Sport schon eine Weile: "Seit ich klein bin", sagt er. Ihm wurde der Dartsport praktisch in die Wiege gelegt, seine Eltern Daniela und Hans-Jürgen waren beide selbst aktiv. "Ich habe irgendwann aufgehört, weil es zeitlich mit den Kindern nicht mehr möglich war. Aber bei seinem Vater war er dann immer auf den Turnieren", so Mutter Daniela. Seit fast zehn Jahren spielt Dominik Grüllich nun selbst - und das auch ganz schön erfolgreich. Unter anderem siegte er 2019 beim DDV-Turnier in Sylt, im vergangenen Jahr gewann er ein Turnier des Deutschen Dartsport-Verbands in Nünberg.

Grüllich gehört zum BDV- und dem DDV-Kader. Mit dem bayerischen Nachwuchs gewann er beim Teamwettkampf des Kings Cups, bei dem sich alle deutschen Verbände messen, zuletzt das Turnier. Im Einzel wurde er starker Neunter. Auf der bundesweiten Juniorenrangliste steht er auf Rang zwei, die ersten Vier bilden den A-Kader.

Genau dieses Klassement hat Grüllich auch im Kopf, wenn es von Freitag bis Sonntag zu den German Masters im hessischen Kirchheim geht: Bleibt Grüllich unter den besten Zwei, qualifiziert er sich für den World Cup - die Weltmeisterschaft der Junioren. Das ist das nächste große Ziel. Es ist eines von vielen. Für die Europameisterschaft in Ankara ist er schon qualifiziert. Bukarest, Ankara - das klingt nach großer weiter Welt. Und zeigt schon eine besondere Seite am Dartsport: Familie Grüllich kommt viel rum. Sohn Dominik freut es. "Man sieht viel, kann viel reisen", sagt er. Mutter Daniela sieht auch die negativen Seiten. Für die Eltern ist das ein Riesenaufwand. Während Fußballereltern vielleicht mal am Wochenende in das nächste Dorf oder ein paar Kilometer weiter in die nächste größere Stadt fahren, ist Mutter Daniela mit ihrem Sohn ganze Wochenenden unterwegs, teils europaweit. Jedes Wochenende stehen europaweit Wettbewerbe an. "Das ist schon auch anstrengend. Anstrengender als für die Jungs selbst", sagt Daniela Grüllich. Schließlich, so Dominik, habe er auf Turnieren und Wettbewerben viele Freunde kennengelernt. Oft vergeht die Zeit sehr schnell. "Das ist auch das schöne beim Dart. Der Zusammenhalt ist besonders, auch bei den Familien hinter dem Board . Da wird jeder angefeuert, egal ob die Jungs gegeneinander oder zusammen spielen", berichtet die Mutter. Dart hat seit Jahren einen ordentlichen Hype, trotzdem ist die Atmosphäre bei den Turnieren immer noch familiär - man trifft immer die gleichen Leute. Auf den Turnieren geht es dann vor allem um die Konzentration, um die geistige Frische. Einmal sei er sogar zusammengeklappt, daraus hat er aber gelernt: "Man muss abschalten zwischen den Spielen, vielleicht mal rausgehen. Und immer viel trinken. Essen geht auch nebenbei", sagt der 17-Jährige. Und vielleicht gar nicht so sehr darauf achten, was andere vor und nach den Spielen für Tipps geben? "Nur wenn etwas Richtiges dabei ist. "

Etwas Richtiges schaut sich Dominik Grüllich auch von den Profis ab, schließlich ist der Wolnzacher selbst auch Fan und schaut sich die großen Turniere an. Sein größtes Vorbild ist der Niederländer Michael van Gerwen, den er auch schon getroffen hat. "Was er spielt, ist einfach nur krank", sagt Grüllich über den amtierenden Weltmeister. "Er ist auch ein super-sympathischer Kerl. "

Grüllich selbst trainiert täglich, zumindest sollte er das: "Für das, was ich spielen will, müsste ich eigentlich zwei Stunden spielen. Das schaffe ich nicht immer. " Der 17-Jährige absolviert aktuell eine Lehre zum Landschaftsgärtner. "Aber eine halbe Stunde versuche ich schon zu spielen. " Im Darttraining gibt es viele verschiedene Varianten, um die Genauigkeit zu üben. Auch körperlich muss Grüllich als Dartspieler fit sein. Trainieren tut er dafür aber nicht: "Ich bin ja Landschaftsgärtner", meint er lachend.

Im kommenden Jahr wechselt er in den Erwachsenenbereich, dort will er dann sein Können auch gegen die Älteren unter Beweis stellen - auf verschiedenen Turnieren der Verbände BDO oder der PDC.

Erstmal zählt für den Wolnzacher, der für die Black Birds in Kelheim im Ligenbetrieb spielt, aber nur der World Cup, also die Weltmeisterschaft der Junioren, im Oktober in Bukarest. "Sie ist ein wenig kleiner als die WM der BDO", erklärt Grüllich. Dafür muss er aber am Wochenende bei den German Masters liefern. Die Rangliste ist eng, die Kontrahenten lauern. Der Druck ist da. Als Dartspieler ist Grüllich das aber gewohnt. Er selbst ist nur ehrgeizig. "Sein Talent hat er definitiv vom Vater", sagt seine Mutter. Wer besser ist? "Schwierig, sein Vater hat Bundesliga gespielt. " Dominik lacht und sagt: "Aber nur ein Jahr! " Seine Mutter erwiedert: "Aber er hat es geschafft. " Etwas, das ihm Dominik nachmachen möchte.

Kevin Reichelt