Pfaffenhofen
Unverhoffte Premiere im Prototyp

Pfaffenhofener Marius Zug erlebt beim 4-Stunden-Rennen in Le Mans ein unvergessliches Wochenende

13.07.2021 | Stand 23.09.2023, 19:45 Uhr
Richtig gut zurecht kommt Marius Zug bei seiner Premiere beim 4-Stunden-Rennen von Le Mans. Der Pfaffenhofener steuert den gelb-grünen Ligier JS LMP3 auf den starken siebten Platz. −Foto: Inter Europol Competition

Pfaffenhofen - Das Fahrzeug gewechselt, aber trotzdem schnell unterwegs: Marius Zugs (Foto) Rundenzeiten bei Testfahrten mit einem Le Mans-Prototypen waren beeindruckend.

So wurde der Pfaffenhofener Rennfahrer gleich zum Verbleib an der Grand Prix-Strecke von Monza verdonnert. Mit Erwin Creed (Frankreich) und Mateusz Kaprzyk (Polen) nahm er am Sonntag an einem 4-Stunden-Rennen teil. Am Ende stand Platz sieben zu Buche - für Zugs Debüt ein hervorragendes Ergebnis.

Zug im Einsatz für Inter Europol Competition? Nein - der Pfaffenhofener Rennfahrer arbeitet neuerdings nicht für die europäischen Ermittlungsbehörden. Vielmehr war er auch am Wochenende schneller unterwegs, als es die Polizei erlauben würde, auf der Rennstrecke versteht sich. Der etwas verwirrende Name des polnischen Teams, für das Zug in Monza die Runden drehte, hat mit dem Sponsor zu tun - einer Großbäckerei. Der Rahmen auf dem legendären Grand Prix-Kurs wiederum war eine Station der European Le Mans Series (ELMS). Angelehnt an die Regeln des 24-Stundenrennens von Le Mans sind bei dieser Langstreckenrennserie hauptsächlich Prototypen am Start, deren Design im Straßenverkehr undenkbar wäre.

Ein "Biest" mit einer Schubkraft von 460 PS

"Ich kann es kaum erwarten, das Biest zu peitschen", postete Zug am Samstagabend im Internet. Gerade tauchte sein Name auf dem Tableau des Qualifyings an zwölfter Stelle auf und mit "Biest" meinte der talentierte Pfaffenhofener sein Rennfahrzeug. Einen Ligier JS LMP3, unter dessen Carbon-Chassis die acht Zylinder eines 5,6-Liter-Nissan-Aggregats werkeln. Die Schubkraft von 460 PS steht dem jeweiligen Piloten zur Verfügung, um den grell lackierten Prototypen über den Asphalt zu steuern.

Am Wochenende also auch Zug, der am Donnerstag eigentlich nur einen Test absolvieren sollte, dabei aber dermaßen schnell unterwegs war, dass ihn die Teamführung für Monza gleich fest verpflichtete. Wenn man so will, ein "Abreiseverbot aus Italien" für den 18-Jährigen also, das sich aber eher als Glücksfall erwies. "Der brüllt, das kannst du dir nicht vorstellen", beschrieb beispielsweise Marius Vater Thomas die Situation, als er das Nissan-Triebwerk zum ersten Mal heulen hörte. Dabei hat Zugs eigentlicher Dienstwagen in Sachen Leistung viel mehr zu bieten: Der BMW M6 GT3 vom BMW Team Italia wird mit 585 PS befeuert, ist aber auch um rund 400 Kilogramm schwerer als die gelb-grüne Rakete aus Polen.

Auf Anhieb schneller als die Kollegen

Das Verhältnis von Gewicht und Leistung sei hier entscheidend, wie Zug noch am Sonntagabend klarstellte: "Wenn es um die Beschleunigung geht, hat der Le Mans-Prototyp sogar die Nase vorn. " Rasch habe er sich an den neuen Renner gewöhnt, was sich auch belegen lässt: Zug war in den freien Trainings schneller als seine Fahrerkollegen Erwin Creed und Mateusz Kaprzyk, weshalb es ihm vorbehalten war, das Zeittraining und auch den Schluss-Stint der vierstündigen Wettfahrt zu bestreiten.

Unter den LMP3-Fahrzeugen (der zweithöchsten Kategorie innerhalb der Rennserie) schloss der Pfaffenhofener das Qualifying als Zwölfter ab. Im Rennen sei es dann nicht ganz nach Wunsch gelaufen wie Zug mitteilte: "In Sachen Strategie hatten wir Pech. " Es waren Gelb- und Safetycar-Phasen, welche den gelb-grünen Ligier mit der Startnummer 14 immer wieder einbremsten. Platz vier bei den LMP3-Rennern wäre sogar drin gewesen, beteuerte Zug.

Dabei gab der Debütant augenscheinlich alles: In der Schlussphase fuhr er vergleichbare Rundenzeiten wie die Fahrer auf den Spitzenpositionen. Letztlich stand Platz sieben zu Buche, worüber Zug nicht unglücklich war: "Das war ein Rennwochenende, das ich nie vergessen werde - ich habe Blut geleckt", untermauerte der Nachwuchspilot noch am Sonntag. Wohl sehr wahrscheinlich, dass es hier eine Fortsetzung geben wird.

PK

Erhard Wallenäffer