Ingolstadt
Strobl reißt das Ruder rum

Nach einem umfassenden brauchte der FC Ingolstadt 04 II einige Wochen Anlaufzeit, überzeugte aber danach umso mehr

06.01.2019 | Stand 23.09.2023, 5:34 Uhr
Erreicht die Mannschaft: Nach dem Aufstieg von Tobias Strobl zum Cheftrainer holte die U21 des FC Ingolstadt in 13 Spielen 24 Punkte. Der Lohn ist Platz neun in der Regionalliga. −Foto: Rimmelspacher

Ingolstadt (PK) Nach einem enttäuschenden Saisonstart und dem Abschied von Coach Ersin Demir bei der zweiten Mannschaft des FC Ingolstadt, eilten die Jungschanzer unter Neu-Trainer Tobias Strobl von Sieg zu Sieg und befinden sich zum Beginn der Winterpause auf Rang neun im Mittelfeld der Tabelle.

Drei Stammspieler der Strobl-Truppe durften zuletzt sogar in der zweiten Liga ran.

Nach dem Trainerwechsel lief beinahe alles gut. Unter Strobl agierte die Mannschaft im 5-3-2-, beziehungsweise im 3-5-2-System wesentlich gefestigter, blieb zwischenzeitlich sieben Spiele lang ohne Niederlage und ließ die Abstiegsränge hinter sich. Auch der Sportliche Leiter des Schanzer Nachwuchses, Roland Reichel, zeigt sich begeistert: "Was die Jungs nach dem schwierigen Start in die Saison abgeliefert haben, ist grandios", erklärt der 54-Jährige. Besonders erfreulich sei die gezeigte Leistung ob des jungen Alters der Mannschaft. "Teilweise sind wir mit einem Altersschnitt von knapp über 20 aufgelaufen - und all das nur mit Spielern aus unserem eigenen Nachwuchsleistungszentrum. " Ein besonderer Erfolg ist für den FCI auch die Entwicklung des Top-Torjägers der zweiten Mannschaft. Nachdem Fatih Kaya in der Regionalliga Bayern in 16 Spielen zehnmal getroffen hatte, macht er bei seinem Zweitliga-Debüt genau dort weiter und erzielte gegen den Hamburger SV den 1:2-Anschlusstreffer. Mit Torwart Fabijan Buntic und Kapitän Jonatan Kotzke schafften es zwei weitere Stammspieler der Zweiten in die Startelf der Schanzer Profis.

Mit 28 Gegentreffern stellen die Ingolstädter immerhin die achtbeste Abwehr der Regionalliga, zu null spielte der FCI in 20 Spielen aber erst dreimal. Zwar stabilisierte sich die Defensive nach vielen individuellen Fehlern zu Beginn der Saison (zwölf Gegentore in sechs Spielen) kontinuierlich, häufig leistete sich die Hintermannschaft aber zumindest eine Unaufmerksamkeit pro Partie. Außerdem lief es auswärts noch nicht besonders rund. Mit nur acht Zählern steht der Schanzer Nachwuchs am Ende der Auswärtstabelle. Trainer Strobl fordert zudem noch mehr Mut von seiner Truppe. "Vor allem in Eins-gegen-eins-Situation will ich, dass die Jungs noch klarer in ihren Entscheidungen werden und mutiger agieren. Sie sollen einfach weiter wachsen. " Spielerisch stünde den Schanzern ein weiteres Spielsystem gut zu Gesicht, was auch Strobl weiß: "Wir sind in unserem bisherigen System schon sehr variabel. Wir wollen für die Gegner künftig aber noch schwerer auszurechnen sein. "

Vor allem im Duell mit den anderen Nachwuchsteams der Liga agierten die Oberbayern stets mit großer Leidenschaft und besiegten so den 1.FC Nürnberg II zuletzt mit 3:1 und behielten auch im September gegen den FC Augsburg II mit 3:1 die Oberhand. Für die Verantwortlichen der Ingolstädter steht jedoch das Auswärtsspiel am zehnten Spieltag symbolisch für den Aufschwung der Mannschaft. "Die Partie in Aschaffenburg war einen Initialzündung für diese neu zusammengekommene Mannschaft", meint Reichel. Auch Chefcoach Strobl kann sich noch gut erinnern: "Es war ein Spiel ohne nominelle Profispieler und wir sind bereits einen Tag vorher angereist. Die zwei Tage haben uns sehr zusammengeschweißt, so dass wir nach dem 2:1-Sieg im Mannschaftsbus einen tolle Party gefeiert haben. "

Nach nur vier Punkten aus den ersten sieben Spielen musste Ersin Demir nach zehn Monaten Amtszeit seinen Hut nehmen und war ab dem 21. August nicht mehr länger Trainer der Jung-schanzer. Während die Spieler damit zum ersten Mal mit den harten Konsequenzen des Misserfolgs konfrontiert waren, sah Reichel den Trainerwechsel als Neustart an. "Mit Tobi Strobl und Christoph Kappel haben wir im Trainerteam eine unglaublich gute Mischung gefunden und sind absolut zufrieden. " Im Saisonverlauf war die 1:4-Pleite in Schweinfurt sicherlich die ärgerlichste Partie. Das Team des FCI agierte mehr als ebenbürtig, ließ allerdings einen Foulelfmeter und zahlreiche weitere Chancen liegen ungenutzt und beendete so selbst die Serie von sieben Spielen ohne Niederlage.

"Wir wollen unserer Personalpolitik treu bleiben und nach Möglichkeit nur auf Spieler aus unserem eigenen Nachwuchs setzen", erklärt der Sportliche Leiter Reichel, ergänzt aber: "Wir müssen jedoch abwarten, wie es auf einigen Positionen weiter geht: Ob Fatih Kaya auf Dauer bei den Profis eingesetzt wird und wer uns im Sommer verlässt. Eventuell benötigen wir daher noch jemanden für den Angriff. " Trainingsauftakt für die U21 ist am 7. Januar. "Dann werden wir körperlich einiges tun, um die nötigen Körner für den Rest der Saison zu haben", verrät der Coach, der seine Mannschaft mit 28 Punkten zwar "voll im Soll" sieht, allerdings weiß, "dass die Klubs im Tabellenkeller konstant punkten und man schnell wieder unten reinrutschen kann". Um die Vorbereitung nicht zu langwierig zu gestalten, werde Strobl seiner Mannschaft nach den ersten Vorbereitungswochen noch einige Tage zur Erholung gönnen. "Die letzte Woche im Januar geben wir den Jungs frei", erklärt der 31-Jährige und ergänzt: "Danach geben wir aber Vollgas und freuen uns auf das Spiel im Grünwalder Stadion. " Am 23. Februar (14 Uhr) startet der FCI dann beim FC Bayern München II in das Jahr 2019.

Johannes Nusko