Pfaffenhofen
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Pfaffenhofener Speedway-Fahrer Julian Bielmeier überzeugt trotz langer Pause bei Rennen in Stralsund, Mulmshorn und Olching

22.07.2021 | Stand 23.09.2023, 19:54 Uhr
Kaum Anlaufzeit benötigte Julian Bielmeier bei seinen drei Einsätzen im Juli. Obwohl er in diesem Jahr noch kaum Speedway-Rennen gefahren ist, erzielte er starke Ergebnisse. −Foto: Onasch, Breu

Pfaffenhofen - Im Kreisverkehr fahren, bei Vollgas.

Das geht tatsächlich - nicht im Straßenverkehr, aber beim Speedway- und Bahnsport. Eine Bremse ist bei den Bikes der waghalsigen Drifter erst gar nicht verbaut, umso wichtiger ist es, dass der Gasgriff funktioniert. Daran drehte an den vergangenen beiden Wochenenden auch Julian Bielmeier (kl. Foto) in Stralsund, Mulmshorn und Olching. Ein Kaltstart, denn kaum Rennmeter hatte der Pfaffenhofener zuvor gesammelt - umso respektabler waren seine Ergebnisse.

? Stralsund, 10. Juli, Speedway-Teamcup: Über acht Stunden Anreise für rund sechs Minuten Speedwayfahren. Idealist muss man da schon sein, so wie Bielmeier und die Crew vom Racing Team Grichtmaier. Immerhin haben sich die Strapazen gelohnt: "Voll gelungen und vielleicht eines meiner besten Speedwayrennen überhaupt", war Bielmeiers lapidarer Kommentar. Der Pfaffenhofener war in die Hansestadt an die Ostsee gekommen, um mit den DMV White Tigers (Diedenbergen/Hessen) gegen die Black Forest Eagles (Berghaupten/Baden Württemberg), die Wikinger vom MSC Brokstedt (Schleswig-Holstein) und die Gastgeber vom MC Nordstern anzutreten.

Ein Turnier, bestehend aus vier Teams also, wobei sich Bielmeiers "weiße Tiger" (34 Punkte), nach 20 Läufen, knapp den "Schwarzwald-Adlern" (36) geschlagen geben mussten. "Bielmeier steuerte starke sieben Punkte bei", hieß es in einer Pressemeldung des Deutschen Motorsport Verbandes. Der 19-Jährige selbst wiederum freute sich besonders über seinen Laufsieg gegen Jonas Knudsen (Dänemark), der 2017 Weltmeister in der 250ccm-Juniorenklasse wurde. Der Lohn war ein Einsatz im Lauf der Tagesbesten. Dort lieferte sich Bielmeier einen spektakulären Kampf mit jenem Knudsen (Eagles) und dem deutschen Supertalent Norick Blödorn (Wikinger). Der Pfaffenhofener beschrieb das Szenario so: "Ich hatte einen Bombenstart und war knapp eine Runde lange vorne. Dann wurde drei Umrundungen lang gefightet, wonach ich leider als Dritter die karierte Flagge sah. "

? Mulmshorn, 11. Juli, Benefiz-Sandbahnrennen: Von Stralsund ging es rund 350 Kilometer westwärts, vor die Tore Bremens. Hoffnungsfroh, denn die Hochgeschwindigkeits-Piste bei Mulmshorn ist 750 Meter lang und über solche Langbahnen brettert Bielmeier am liebsten. Im Fahrerfeld der nationalen B-Lizenz galt der Pfaffenhofener als Favorit, jedoch spielte die Technik nicht mit: "In den ersten beiden Läufen machte mir die Kupplung Probleme, erst im Endlauf war ich wieder voll im Langbahnmodus", sagte Bielmeier. In der Tat schoss er beim Tagesfinale an die Spitze und sah wie der klare Sieger aus. Jedoch musste Bielmeier irgendwann in Richtung Innenfeld abbiegen - der Zahnriemen hatte sich abgewickelt. Er hatte keinen Schub mehr und musste ohne Pokal die Heimreise antreten.
? Olching, 17. Juli, Deutsche Speedway-U21-Meisterschaft: Eigentlich machte sich Bielmeier am Samstag auf den Weg nach Meißen, um abends am dortigen Rennen um den Autohaus-Cup teilzunehmen. Eigentlich - denn in Sachsen regnete es zu heftig, weshalb die Absage während der Anfahrt kam. Das Spektakel wurde auf Sonntag verschoben, für Bielmeier nicht machbar, weil gleichzeitig in Olching der Deutsche Speedwaymeister der unter 21-Jährigen ermittelt wurde. Hier hatte er die Teilnahme fest eingeplant. Im Münchener Westen erwartete die Piloten dann ein wahres Mammutprogramm, wenngleich einige der 24 Startplätze freiblieben. Das angewandte K. o. -System war jedoch nicht ganz gerecht ausgelegt. Bielmeier beispielsweise musste sich allein über fünf Läufe bis ins Halbfinale vorkämpfen. Bravourös, mit überlegenen vier Laufsiegen, gelang ihm das. "Es lief Bombe, ich hatte Top-Starts und einen guten Speed. Bei meinem sechsten Lauf wurde ich dann aufgrund technischer Probleme Letzter", berichtete der Nachwuchsfahrer. Damit hatte sich die Teilnahme am Endlauf der Tagesbesten für ihn erledigt, denn es war das Semifinale während dessen das Material nicht einwandfrei funktionierte.

In der Bielmeier-Box war die Stimmung nach dem langen Renntag dennoch locker. "Du bist heute stark gefahren und hast Pech gehabt. Mit dir werde ich später noch einen Spezi trinken", kündigte der neue Deutsche Vizemeister Norick Blödorn in Richtung des Pfaffenhofeners an. Mehr als über den Gratis-Softdrink hätte sich dieser gewiss über eine Top-Platzierung gefreut. Immerhin das kleine Finale um Platz fünf hatte er aber erreicht, in welchem Bielmeier vom Pech verfolgt war, wie er beschrieb: "Ich musste eine sehr weite Linie nehmen und hatte viel Schwung, dann war auf der Geraden kein Platz mehr. Bei Topspeed ging ich danach zu Boden und krachte schließlich in den Sicherheitszaun. " Glimpflich lief das erfreulicherweise ab, so stand letztlich Platz acht unter zu Buche, worüber Bielmeier sich freute: "Ich bin wirklich zufrieden! "

PK

Erhard Wallenäffer