Pfaffenhofen
Schneller als der Olympiasieger

Nicht nur wegen seiner Zeit kehrt Albrecht Freundshuber glücklich vom Bosporus-Schwimmen zurück

03.09.2021 | Stand 23.09.2023, 20:39 Uhr
Erhard Wallenäffer
Schwimmend von Asien nach Europa: Das 6,5 Kilometer lange Bosphorus Cross-Continental Swimming zieht jedes Jahr tausende von Wasserratten nach Istanbul. Auch Albrecht Freundshuber ließ sich das Spektakel nicht entgehen. −Foto: Türkiye milli Olimpiyat Komitesi, privat

Pfaffenhofen - "Nach Istanbul hinuntergeflogen, das Schiff betreten, ins Wasser gesprungen, die sechseinhalb Kilometer abgespult und stolz darauf gewesen, dass es so gut gelaufen ist.

Auch darauf, dass ich die Fahne des MTV Pfaffenhofen hochgehalten habe. "

Das ist Albrecht Freundshubers Kurzversion seiner Aktion vom dritten August-Wochenende. Einmal Europa-Asien bitte - und zwar per Muskelkraft. Der Pfaffenhofener (kleines Foto) war beim Samsung Bosphorus Cross-Continental Swimming Race am Start.

57:25, das sind die Zahlen die Freundshuber Stolz machen. In weniger als einer Stunde war er von Asien nach Europa geschwommen, als einer von 2465 Teilnehmern, wie das Türkische Olympische Komitee (TOC) berichtete: "Istanbul, der Schnittpunkt zwischen Kontinenten und Kulturen, hat mit dem Rennen Schwimmer aus fast allen Regionen der Welt zusammengebracht. Wir gratulieren den Teilnehmern aus 55 Ländern, die zwischen den Erdteilen geschwommen sind und dabei die einzigartige Aussicht auf den Bosporus genossen haben. "

Vielleicht das Erfolgsrezept: Weniger Gin Tonic´s?

2017 war Freundshuber schon einmal dabei und damals beinahe 20 Minuten langsamer gewesen, weshalb er sich diesmal eine Zeit von einer Stunde plus zehn Minuten als Ziel gesetzt hatte. Es lief also viel besser als erwartet, weshalb der MTV-Schwimmer nur mutmaßen kann: "Entweder bin ich diesmal wirklich so schnell geschwommen, oder ich habe die Strömung besser erwischt. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich vor dem Rennen ein Paar Gin Tonic´s weniger getrunken habe. "

Man merkt schon: Der 57-Jährige ist nicht verbissen auf Bestzeiten aus, sondern begeistert sich für das Spektakel und die dazugehörige Geselligkeit. In Istanbul jedoch kannte Freundshuber niemanden - entgegen seiner Gewohnheiten: "Es gibt da eine Schlacht zwischen mir und meinem englischen Freund Stephen. Er hat schon vor vier Jahren am Bosporus gegen mich verloren und auch 2019 beim 14 Kilometer langen Wettbewerb auf der Themse war ich schneller", erläutert der Pfaffenhofener. Stephen konnte wegen der Reisebeschränkungen nicht in die Türkei kommen, weshalb es nun 3:0 für Pfaffenhofen steht, wie Freundshuber klarstellt: "Ich kann ja nichts dafür, dass er nicht kommen konnte, der Punkt geht eindeutig an mich! " Überhaupt sei er zwischen den Erdteilen sogar schneller unterwegs gewesen als Florian Wellbrock in Tokio bei seinem Olympiasieg über zehn Kilometer Freiwasserschwimmen. Allerdings liefert der MTV-Athlet gleich die Erklärung: "Mich schob eine Strömung von rund eineinhalb Knoten an, diese hat mir quasi einen Teil der Distanz geschenkt. "

Die Robbe als Vorbild: Trotz Bauch flott unterwegs

Langstreckenerprobt ist Freundshuber aber zweifellos: Da wurde auch schon einmal mit den MTV-Triathleten der Starnberger See durchquert. "Bei solchen Aktionen sichere ich aber das Feld von hinten ab", räumt Freundshuber lachend ein. Der 57-Jährige scherzt gern über sich selbst: Es gebe keine langsame Robbe und diese Tiere hätten ja nun wirklich einen Riesenbauch, betont der Service-Ingenieur. Direkt mit einer Robbe möchte er sich in Sachen Figur zwar nicht vergleichen, jedoch erklärt Freundshuber: "Wenn ich mir die drahtigen Kumpel vom MTV ansehe, dann habe ich doch das eine oder andere Kilo mehr auf den Rippen. "

Der vielleicht entscheidende Tipp, um die Debüt-Zeit von 2017 zu pulverisieren, kam derweil von einem Mitstreiter aus Italien, wie Freundshuber berichtet: "Der Kollege hatte exakt dieselbe Figur wie ich und schwamm beim letzten Rennen, wie er selbst behauptete, die Strecke in rund 56 Minuten. Ich habe ihn mir angeschaut und überlegt, wie das geht. Dann meinte er, ich sollte mitten im Tumult schwimmen, das habe ich dann beherzigt. " Dieser Ratschlag sei wahrscheinlich ein Volltreffer gewesen, vermutet Freundshuber: "Ich habe dann gewiss eine viel bessere Strömung, wie beim ersten Mal, erwischt. "

Eine Belohnung für den nicht erwarteten neuen Bestwert musste es natürlich auch geben: "Ganz alleine habe ich mir ein hervorragendes Steak und einen Gin Tonic spendiert", berichtet der begeisterte MTV-Sportler.

PK

Erhard Wallenäffer