Hettenshausen
Mitunter springt er 15 Meter weit

Der achtjährige Hettenshausener Jonas Haimerl fährt Motocross-Rennen - Vater Martin kümmert sich um die Technik

14.07.2020 | Stand 02.12.2020, 10:59 Uhr
Flott unterwegs: Mit seiner 65-ccm-Maschine jagt Jonas Haimerl über die Motocross-Piste (links). Der achtjährige Hettenshausener hat schon an zahlreichen Rennen teilgenommen und möchte Profi werden. Vater Martin Haimerl unterstützt ihn dabei und sorgt dafür, dass das Motorrad immer im technisch besten Zustand ist. −Foto: privat

Hettenshausen - Ein Wort mit neun Buchstaben beschreibt einen Sport, der für Jonas Haimerl die Welt bedeutet: M-O-T-O-C-R-O-S-S.

 

Der Bub aus Hettenshausen hat seine Begeisterung für das Rasen um hügelige, sandige und lehmige Parcours entdeckt. Initiiert durch Vater Martin Haimerl hat der Achtjährige auch schon einige beachtliche Erfolge eingefahren. Buchstabe für Buchstabe geben Martin und Jonas Haimerl einen Einblick, welcher Aufwand für diesen Sport betrieben werden muss und worauf es aus ihrer Sicht beim Motocross ankommt.

M - wie Motorrad: Jonas Haimerls KTM SX 65 wird von einem 16,4PS starken Einzylinder-Zweitaktaggregat über die Hügel und Wellen getrieben. 65ccm Hubraum bedeuten 15 mehr, als noch im vergangenen Jahr, wobei Jonas heuer gar kein "Gas" geben konnte: In der Garage der Familie Haimerl steht eine KTM SX-E 5 - das elektrisch angetriebene Motocross-Bike mit dem Jonas in der Südbayerischen Motocross-Serie hätte starten sollen. "Die Tests im Winter waren grandios und tatsächlich war die Genehmigung bereits da, dass Jonas gegen die Verbrenner hätte antreten dürfen", erläutert Vater Martin Haimerl. Das Corona-Virus habe jedoch einen Strich durch die Rechnung gemacht, denn mittlerweile sei der Bub etwas zu groß für die E-KTM. "Damit zu fahren, macht voll Spaß und ohne Motorensound hätte ich mich unbemerkt an meine Gegner anschleichen können", erklärt Jonas lächelnd die Vorzüge.

O - wie Ordnung: Die Aufgabe, die technischen Komponenten des Motorrads in einem ordentlichen, konkurrenzfähigen Zustand zu halten, obliegt Vater Martin Haimerl, wie er selbst herausstellt: "Um die Technik kümmere ich mich. " Dabei kommt er als Versicherungsfachmann nicht einmal vom Fach. Technisches Wissen hätte er dennoch, versichert er: "Zum Glück gibt es auch ein paar Spezl, die mir bei schwierigen Themen helfen können. " Auch der frühere Motocross-Profi Alexander Heu gehört laut Haimerl dazu. "Laufend entferne ich das Fahrwerk und verschicke es zur Überholung. Bald erwartet mich aber noch mehr Arbeit, denn mit dem Aufstieg in größere Hubraumklassen, erlaubt das Reglement immer mehr Eingriffe in die Technik - das wird spannend", blickt der Vater voraus.

T - wie Trophäen: "Ich habe schon richtig viele Pokale in meinem Zimmer stehen - vom Motocross-Fahren, aber auch vom Skifahren", erzählt Jonas, der schon in das ADAC Team Südbayern berufen wurde. Als Vierjähriger hat ihn Vater Martin zum ersten Mal auf eine geliehene Yamaha PW50 gesetzt und Spaß habe es sofort gemacht, betonen Vater und Sohn. Bemerkenswert, dass Martin Haimerl bis dahin kaum Berührungspunkte mit dem Motorsport hatte. "Mich hat Motocross aber schon immer fasziniert - da habe ich mir gesagt: Jetzt probieren wir es mal mit dem Jonas, und letztlich sind wir hängengeblieben", sagt der 38-Jährige.

O - wie Optimum: "Pius Bergmann ist ein sehr guter Motocross-Fahrer der uns schon trainiert hat", sagt Jonas. Es habe ihm imponiert, wie der erfahrene Pilot um die Strecke gepeitscht sei und beim Training hätte er nie geschimpft. Gleich gut wie sein Übungsleiter wolle er auch mal werden - "vielleicht sogar noch ein bisschen besser", stellt Jonas klar. Sein Traum wäre es, einmal Motocross-Profi zu sein, so wie Ken Roczen. Zunächst ginge es jedoch darum, in den Läufen der Deutschen Juniorenmeisterschaft zu bestehen, hakt Vater Martin schmunzelnd ein: "Einen Schritt nach dem anderen zu machen, muss die Devise sein. Sollte heuer noch ein Bundesendlauf stattfinden, würden wir den gern erreichen. "

 

C - wie Camping: Ein großes Wohnmobil steht in Hettenshausen vor der Garage der Familie Haimerl. Extra für die Trainings- und Rennwochenenden wurde es angeschafft, denn mittlerweile steht beinahe jede Minute Freizeit im Zeichen des Motorsports: "Die ganze Familie zieht mit", sagt Martin Haimerl und fährt fort: "Die Eltern in der Szene halten zusammen - auf der Strecke fighten die Jungs und Mädels hart gegeneinander aber sonst hilft jeder jedem. Man grillt schon mal zusammen oder trinkt zumindest am Abend ein Bier. "


R - wie Rennen: Sollte es die Situation in Sachen Covid-19-Virus zulassen, hoffen die Haimerls heuer noch zu drei bis fünf Rennveranstaltungen fahren zu können. Geplant sind Starts im Rahmen des KTM-Alpencups (in Österreich und Südtirol, mit internationaler Beteiligung) und der Deutschen Junioren-Meisterschaft.

O - wie Ovationen: In der letztjährigen Gesamtwertung der Junioren-Klasse A, des Chiemgau-Cross-Cups, erreichte Jonas Haimerl den zweiten Platz. "Erster bin ich noch nicht geworden, aber einmal Zweiter und schon häufiger Dritter", erklärt Jonas Haimerl seine bisherigen Tages-Erfolge. Immer angefeuert, durch die jüngere Schwester Carolina (5) und Bruder Linus (3), die beide selbst schon am Gasgriff von Motocross-Bikes drehen. "Sie sind meine Fans", sagt Jonas, der 2019 insgesamt 13 Rennen hat, auch im Rahmen der Südbayerischen Motocross-Serie sowie im KTM-Alpencup.

S - wie Strecke: "Auf den Fahrten zu den Rennstrecken haben wir im vergangenen Jahr gewiss mehr als 7000 Kilometer zurückgelegt", erzählt Martin Haimerl. Lange Distanzen müssen eben zurückgelegt werden, will man diesen Sport betreiben. So verging 2019 von März bis November kaum ein Wochenende, an dem die Familie nicht in Sachen Motocross unterwegs war. Indes wird Jonas Haimerl hauptsächlich durch Alexander Heu geschult. Der Ex-Motocross-Profi aus Reichertshausen gibt sein Expertenwissen auf vielen Parcours in ganz Europa weiter - auch auf Jonas´ Heimpiste, beim MSC Freisinger Bär.

S - wie Sprünge: "Über manche Buckel flieg ich schon drüber", berichtet Jonas. In der Tat wird er gerade in seinem Alter wohl mit jeder Fahrt mutiger und frecher. "In Thüringen ist er letztens über eine 15 Meter-Stufe gesprungen - ich komme ihm schon nicht mehr hinterher", gibt Vater Martin zu, der mittlerweile selbst als Hobbyfahrer aktiv ist. Und natürlich ist Motorsport auch gefährlich, da machen sich die Haimerls nichts vor: "Schon oft", antwortet Jonas auch auf die Frage, ob er denn schon gestürzt sei. Zuletzt in Manching, hätte es ihn besonders arg "zerbröselt", wie sich der Achtjährige ungern erinnert: "Ich habe mir ganz schön wehgetan und bin gleich danach etwas vorsichtiger gefahren. "

PK