Scheyern
Mannschaftsfeier im Videochat

Die Handball-Füchse steigen in die Bezirksliga auf - Es ist der erste Aufstieg eines Scheyrer Erwachsenen-Teams

05.05.2020 | Stand 02.12.2020, 11:25 Uhr
Routine im Feiern von Siegen: Die Scheyrer Füchse gewannen zwölf Saisonspiele und steigen als Zweiter der Bezirksklasse Süd-West in die Bezirksliga auf. −Foto: Schifferer

Scheyern - Die Männermannschaft der Handball-Füchse Scheyern feiert den größten Erfolg der Vereinsgeschichte: Erstmals gelang einer Erwachsenenmannschaft der Aufstieg aus der Bezirksklasse.

 

Seit der Entscheidung der zuständigen Spielleitenden Stelle des Bayerischen Handball-Verbands (BHV) am Wochenende ist klar: Die Mannschaft von HFS-Coach Mike Lehnert spielt kommende Saison in der Bezirksliga.

Man stellt sich das ja, auch als Handballer in der Bezirksklasse, so schön vor. Letztes Saisonspiel, die letzten Sekunden laufen von der Uhr. Abpfiff. Jetzt ist der Aufstieg sicher. Konfetti regnet von der Hallendecke, alle liegen sich in den Armen. Freudentränen fließen, Bierduschen schwappen, sowas halt. Zwar ist die Bezirksklasse weit weg von Riten des Profisports in Gestalt von Konfettiregen - und Bierduschen verstoßen ziemlich eindeutig gegen die Hallenordnung, doch die Corona-Pandemie hat auch alle anderen denkbaren Hallenemotionen unmöglich gemacht.

Denn vier Spieltage vor Schluss wurde die Saison ausgesetzt. Die Füchse befanden sich zu diesem Zeitpunkt hinter dem ASV Dachau II auf Platz zwei der Bezirksklasse Süd-West. Die Meisterschaft wäre ziemlich unwahrscheinlich gewesen, doch Platz zwei recht sicher. Bei einem Verzicht von einem der drei Bezirksklassen-Meister auf das Aufstiegsrecht, hätte Scheyern mit den anderen beiden Zweitplatzierten in einer Dreier-Relegation um den Aufstieg in die Bezirksliga gespielt. Das wären der SSV Schrobenhausen und der TSV Rottenburg gewesen.

Statt des größten Höhepunkts der Abteilungsgeschichte hieß es aber warten. Erst beschloss der Verband, den Spielbetrieb nicht mehr aufzunehmen, dann erklärte die Zweite Männermannschaft des MTV Pfaffenhofen, als Meister der Bezirksklasse Nord-West, auf den Aufstieg zu verzichten (wir berichteten). "Ich habe eher nicht mit dem Aufstieg gerechnet", sagt Füchse-Trainer Lehnert. Doch am Wochenende verkündete die Spielleitende Stelle dann: Alle drei Zweitplatzierten gehen direkt in die Bezirksliga hoch. Ein Aufstieg am Grünen Tisch.

HFS-Kapitän Patrick Heimbach verhehlt nicht, dass Scheyern von der BHV-Regelung durchaus profitiert und den schweren Schritt der Aufstiegsrelegation überspringt. "Trotzdem wäre es natürlich cooler gewesen, in der Halle nach einem Sieg den Aufstieg zu feiern", sagt der 22-Jährige. Sportlich sei der Aufstieg aber gerechtfertigt.

Und irgendwie hatte er sich auch angedeutet. Vergangene Saison hatten die Füchse im vierten Jahr der zweiten Generation einer Scheyrer Männermannschaft (die erste spielte von 2008 bis 2011) lange um den Aufstieg gespielt, brachen gegen Ende aber ein. Schon damals zeigten die Füchse beispielsweise durch Siege über Schrobenhausen , mit den Bezirksklassen-Top-Teams mithalten zu können.

Andererseits lief der Saisonstart in die Spielzeit 2019/20 alles andere als optimal. Von den ersten fünf Spielen gewannen die Handball-Füchse nur eine Partie. "Am Anfang war es sehr holprig", sagt Lehnert. "Dann haben wir uns aber gefunden und es ging konstant bergauf. " Mit dem 30:27-Heimsieg gegen die SpVgg Erdweg Anfang November starteten die Scheyrer eine starke Serie von elf Siegen in Folge - inklusive Siegen gegen die Top-Mannschaften TSV Karlsfeld II (29:28) und ASV Dachau II (35:27).

Erfolgsfaktoren waren ein zunehmend breiterer Kader und eine spielerische Entwicklung, die sich auch gegenseitig bedingten. "Weil vor und während der Saison viele Spieler aus der A-Jugend hochgekommen sind, hatten wir anders als in den Jahren zuvor keine Probleme, einen soliden Kader aufzustellen", sagt Heimbach, der zeitgleich auch A-Jugend-Trainer war. "Man kann sich dann besser einspielen und muss nicht so kraftschonend spielen. " Und Männer-Coach Lehnert ergänzt: "Wir hatten im Angriff und in der Abwehr dann deutlich mehr Optionen. "

So wurde aus dem eigentlichen Saisonziel, "die Hälfte der Spiele zu gewinnen" (Lehnert) eine Klettertour Richtung Tabellenspitze. Vier Spieltage vor Schluss standen die Füchse auf Rang zwei, die restlichen vier Gegner erschienen schlagbar, die Mannschaft hoffte auf die Aufstiegsrelegation. Dann kam Corona. Und mit dem Virus auch die Unsicherheit. Wird die Saison irgendwann zu Ende gespielt? Wird sie gewertet? Wie wird sie gewertet?

Als dann klar war, dass Pfaffenhofen auf den Aufstieg verzichtet und die Füchse aufsteigen, da umarmte sich kein Spieler. Stattdessen zog es das Team vor die Laptopkamera. Aufstiegsfeier in der Videokonferenz. Es ist auch ohne jegliche Hallenemotion, die sich mit einem erlösenden Pfiff in die Trillerpfeife eines Schiedsrichters Bahn bricht, der größte Erfolg in der Geschichte der Handball-Füchse. "Das ist ein Riesending. Wenn man in zehn, zwanzig Jahren zurückblickt, wird man immer an unsere Gesichter denken", sagt Heimbach. "Dass wir die ersten Spieler der Handball-Füchse sind, die den Aufstieg geschafft haben, macht mich schon stolz. "

Kommende Saison werden die Scheyrer also erstmals in der Bezirksliga spielen. Vermutlich wird es ein ziemlich harter Kampf um den Klassenerhalt. Weil der BHV die Saison in allen Ligen mit Aufsteigern, aber ohne Absteiger gewertet hat, müssen mehr Mannschaften als üblich absteigen, um die Ligen wieder auf die gewohnte Mannschaftsanzahl zu bekommen. Die Füchse werden Auswärtsfahrten nach Passau, Burghausen oder Landshut haben. "Natürlich ist das ein größerer Aufwand, aber es ist mir lieber, eine Liga höher zu spielen", sagt Heimbach.

Die Füchse sind den Sphären, in denen Erfolge mit Konfettiregen von der Hallendecke gefeiert werden, jetzt einen Schritt näher.

cmi