Rohrbach
Kurios, herausfordernd, erfolgreich

Bezirksligist TSV Rohrbach hat heuer kein Pflichtspiel verloren - trotzdem ist Trainer Klos unzufrieden

19.11.2020 | Stand 23.09.2023, 15:33 Uhr
Wichtige Stütze für das Rohrbacher Team: Verteidiger Marco Röder (rechts, hier im Spiel gegen den FSV Pfaffenhofen 2019) stand dem TSV das komplette Fußballjahr 2020 nicht zur Verfügung. −Foto: Stolle (Archiv)

Rohrbach - Die Fußballsaison 2019/20 und das Fußballjahr 2020 waren für den TSV Rohrbach kurios, herausfordernd und erfolgreich zugleich.

 

Mit Beginn der Winterpause steht die Mannschaft von Trainer Stefan Klos in der Bezirksliga Oberbayern Nord auf dem dritten Tabellenplatz. Den Aufstieg nimmt der Verein trotzdem nicht in Angriff.

Der TSV Rohrbach hat Historisches geschafft. Im gesamten Kalenderjahr 2020 blieb die Mannschaft von TSV-Trainer Stefan Klos in allen Pflichtspielen ungeschlagen. "Das gab es noch nie", sagt Klos, der weiß, dass das auch daran liegt, dass aufgrund der Corona-Pandemie auch nie so wenige Pflichtspiele ausgetragen wurden wie heuer. Aber immerhin: Von den vier Begegnungen in der Bezirksliga gewann der TSV drei Spiele (7:0 beim Türk. SV Ingolstadt, 4:3 gegen den SV Dornach, 1:0 gegen den FSV Pfaffenhofen) und spielte einmal unentschieden (1:1 gegen den FC Finsing).

Dazu kommt der 2:1-Heimsieg gegen den Türk. SV Ingolstadt im einzigen bisher ausgetragenen Ligapokal-Spiel, auch in elf Testspielen - zugegebenermaßen hauptsächlich gegen Gegner aus der Kreisliga - verteilt auf zwei Vorbereitungen, verlor Rohrbach bei neun Siegen nur zweimal. Über die Ergebnisse freut sich Klos natürlich, er sagt aber auch: "Wir können mit dem Fußballjahr 2020 trotzdem nicht zufrieden sein, wenn wir nur fünfmal um Punkte gespielt haben. Wir spielen Fußball nicht, um am Ende auf Platz drei oder vier zu stehen, sondern um jedes Wochenende auf dem Platz zu sein. "

Die Corona-Situation bestimmt das Winterpausen-Fazit selbstverständlich auf allen Ebenen. Eine spielerische Entwicklung sei wegen der langen Pause ab März nicht möglich gewesen, erklärt Klos. "Sie ist sogar eher zurückgegangen. Weil der Rhythmus gefehlt hat, sind Automatismen und taktische Abläufe verloren gegangen. " Seine Mannschaft hatte nach dem Neustart im September durchgängig mit Verletzungssorgen zu kämpfen. Die Verteidiger Marco Röder und Andreas Maier sowie die Außenspieler Michael Mößnang und Tobias Thoma absolvierten im Jahr 2020 verletzungs- oder berufsbedingt kein Spiel. Zudem wurde Christoph Seiler "etwas übermütig", wie Klos sagt, an die zweite Mannschaft abgegeben. "Wäre es im März losgegangen, hätten wir einen vollen Kader mit 18, 19 fitten Spielern gehabt", erklärt der TSV-Trainer.

Die Fitness macht der Trainer als Grund dafür aus, warum sein Team trotz der Kaderprobleme ohne Niederlage blieb. "Die Spieler haben an Lauf-Challenges teilgenommen, waren im Fitnessstudio und sind nicht nur auf der Couch gelegen", sagt Klos. Als die Saison wieder losging hatte sich der TSV keine konkreten Ziele gesetzt, sondern sich von Woche zu Woche durchgehangelt - immer mit der Ungewissheit, ob das Spiel am Wochenende überhaupt stattfindet. Wenn sie dann spielen durften, freuten sich die Rohrbacher und wollten "dieses eine Spiel gewinnen", sagt Klos.

Mit dieser Herangehensweise war der TSV äußerst erfolgreich und steht in einer aufgrund einiger Spielabsagen verzerrten Tabelle auf Rang drei. Die Sportfreunde Schwaig auf dem Aufstiegs-Relegationsplatz zwei haben zwei Partien weniger ausgetragen und drei Punkte mehr auf dem Konto. "Wir wollen so lange wie möglich oben dranleiben", gibt Klos als Marschroute für die verbleibenden sechs Liga-Spiele aus. "Wir wollen Spaß haben und am meisten Spaß macht gewinnen. " Der Aufstieg in die Landesliga ist für den Verein aber kein Thema.

Der Grund dafür sind die finanziellen Rahmenbedingungen und die Kaderstruktur mit einigen Spielern im fortgeschrittenen Fußballeralter. "Wir können den Aufstieg in Rohrbach nicht stemmen", sagt Klos. "Verzichten würden wir wahrscheinlich nicht, aber wir können uns nicht verstärken und sind in der Bezirksliga ganz gut aufgehoben. "

Darum wird sich der Rohrbacher Kader auch vor dem Beginn der restlichen Runde aller Voraussicht nach nicht verändern. "Wir waren schon im Sommer das einzige Bezirksliga-Team, das sich nicht verstärkt hat", sagt Klos. "Aber wir waren trotzdem erfolgreich. " Die coronabedingten Herausforderungen wie Hygiene- oder Zuschauervorschriften habe der TSV Rohrbach gut umgesetzt. "Der Verein geht durch die entfallenen Einnahmen nicht pleite, so viele Zuschauer haben wir nicht", sagt Klos, der sich gewünscht hätte, dass ein paar mehr Spiele ausgetragen worden wären. "Wir hatten im letzten Spiel vor der Zwangspause gegen Manching vier Spieler in Quarantäne, wollten aber spielen. Dann laufen halt andere Spieler auf. "

Sollte es das Infektionsgeschehen erlauben, soll die Saison 2019/20 mit Ligapokal-Spielen im März wieder losgehen. Die Rohrbacher planen, sich im Januar wöchentlich zu Lauf- und Krafttrainingseinheiten zu treffen und im Februar mit der richtigen Vorbereitung zu beginnen - idealerweise auch mit einem Trainingslager.
In welcher Form der Ligapokal und ob er überhaupt fertiggespielt wird, ist für die Rohrbacher fast unerheblich. "Sinnvoller fände ich es, wenn man erst die Saison fertig spielt", sagt Klos. "Aber wir wollen Fußball spielen. Ob da Liga oder Ligapokal draufsteht, ist uns egal. " Monatelang trainierte der TSV Rohrbach für vier Pflichtspiele, jetzt plant er eine Vorbereitung auf die letzten sechs Ligaspiele. Die Sehnsucht nach normalen Spielzeiten mit wöchentlichem Kräftemessen ist groß.

PK

 

Christian Missy