Pfaffenhofen
"Jeder hängt in der Luft"

Die Kritik am Plan zur Wiederaufnahme der Saison 2019/20 ebbt nicht ab - Vor allem das Thema Wechselfenster besorgt die Klubs

28.05.2020 | Stand 23.09.2023, 12:10 Uhr
Ab September soll wieder gespielt werden: Doch Vereine wie der TSV Jetzendorf oder der FSV Pfaffenhofen hätten einen Saisonabbruch befürwortet. Nicht nur aus Gründen der Planungssicherheit, sondern auch, weil etwaige Wechsel in einem neuen Transferfenster die Spielzeit verzerren könnten. −Foto: Schneider

Pfaffenhofen - Das Ergebnis der Abstimmung unter den bayerischen Fußballvereinen, ob die Saison fertiggespielt werden soll oder nicht, ist inzwischen über fünf Wochen her - doch die Diskussion rund um dieses Thema wird unverändert kontrovers geführt.

 

Einig sind sich alle Beteiligten nur in einem: Die ideale Lösung, wie mit der Saison 2019/20 umgegangen werden soll, gibt es nicht. Der Plan des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV), die Saison ab September zu Ende zu spielen, wurde zwar von rund zwei Dritteln der bayerischen Vereine angenommen, doch inzwischen haben bis auf den Thüringer Fußball-Verband (TFV) alle anderen Landesverbände die Spielzeit abgebrochen (siehe Kasten).

Das befeuert in einigen Vereinen die Kritik am grundsätzlichen Plan des BFV und an der Vorgehensweise. "Das ist für den Verband auch nicht einfach", sagt der Spielertrainer des TSV Jetzendorf, Alexander Schäffler, "aber eine andere Kommunikation wäre für die Vereine wünschenswert gewesen. " Aus anderen Vereinen hört man Kritik daran, dass die Zeit bis zur Abstimmung nur sehr kurz war oder der BFV an einer offenen Diskussion kaum interessiert gewesen sei.

Beim TSV Rohrbach schließen sie sich dieser Kritik nicht an. Der Verein hat bei der Abstimmung für den BFV-Vorschlag gestimmt und seine Meinung in der Zwischenzeit auch nicht geändert. "Auch wenn wir keine Bauchschmerzen gehabt hätten abzubrechen, spielen wir die Saison sehr gerne zu Ende", sagt TSV-Trainer Stefan Klos. Der Rohrbacher hält die getroffene Lösung immer noch für fairer als eine Annullierung oder eine Wertung mittels Quotientenregelung aus Punkten durch absolvierte Spiele. Den Vorwurf, der BFV habe nicht sauber kommuniziert, kann Klos nicht nachvollziehen. "In die Diskussion schalten sich häufig Leute ein, die in die Entscheidung nicht mit einbezogen wurden. Aber der BFV kann ja nichts dafür, wenn die Vereinsverantwortlichen ihre Mitglieder nicht einbinden. "

Doch auch Klos gibt zu bedenken, dass die kommende Spielzeit darunter leidet, dass die Saison 2019/20 ab September fertiggespielt werden soll. Zudem sieht er auf Vereine hinsichtlich Kaderplanungen Probleme zukommen. Genau an der noch nicht geklärten Frage des Wechselfensters setzt auch Jetzendorfs Schäffler mit seiner Kritik an. "Wenn man nicht weiß, gegen welche Teamzusammensetzungen man spielt, hat das wenig Sinn. " Für Spieler, die ab dem 30. Juni bei einem anderen Verein unter Vertrag stehen, sei derzeit völlig unklar, wie es weitergeht. "Jeder hängt in der Luft", sagt der 31-Jährige. "Deswegen wäre für mich logisch gewesen, die Saison einzustampfen und zu annullieren. " An ein Umdenken beim BFV glaubt Schäffler aber nicht. "Wir gehen davon aus, dass wir ab Anfang September spielen. "

Damit rechnet auch der Spielertrainer des FSV Pfaffenhofen, Stefan Wagner. Verständnis hat er dafür nicht. "Wenn alle Landesverbände die Saison beenden, verstehe ich nicht, warum Bayern und Thüringen einen Alleingang machen", sagt der 32-Jährige. Auch Wagner sieht in der Frage des Wechselfensters Potenzial für Wettbewerbsverzerrung. Zusätzlich werde die kommende Saison gewissermaßen zerschossen. "Ein sofortiger Übergang von der einen Saison zur anderen ohne Pause ist sehr schwierig", sagt Wagner. "So hart es für die Tabellenführer ist: Die Saison müsste abgebrochen und annuliert werden. " Zur aktuell laufenden Spielzeit habe bis zur Wiederaufnahme nach rund neun Monaten Spielpause ohnehin kaum jemand Bezug.

Doch selbst wenn im September die Saison 2020/21 starten würde, kann diese kaum regulär zu Ende gespielt werden, gibt Kreisspielleiter Ludwig Schmidt zu bedenken. Schmidt wartet sehnsüchtig auf einen Verbandstag auf dem - von der Regionalliga angefangen - Regelungen für alle Klassen bis hinunter auf die Kreisebene getroffen werden müssen. Die Fortsetzung der alten Saison ab September ist für ihn "überhaupt nicht sicher". Im Jugendbereich gehe er definitiv von einem Abbruch aus.

PK

 

Christian Missy