Wolnzach
Im vierten Anlauf erstmals auf dem Podium

Wolnzacher Rennfahrer Christian Engelhart holt bei 24-Stunden-Rennen von Spa-Francorchamps den dritten Gesamtrang

27.10.2020 | Stand 23.12.2020, 3:34 Uhr
Siegerehrung mit Maske: Christian Engelhart (Mitte) und seine Fahrerkollegen Matteo Cairoli (links) und Sven Müller. −Foto: sro

Wolnzach - "Verrückt, verrückter - Spa!" In diesem Stile flimmerten am Sonntagabend die Schlagzeilen über die Motorsport-Internetkanäle.

 

Es ging um das 24 Stunden-Rennen von Spa-Francorchamps (Belgien) - beim Langstreckenklassiker, der am Wochenende zum 72. Mal ausgetragen wurde, überschlugen sich die Ereignisse. Davon erzählte uns Christian Engelhart (Starnberg/Wolnzach), der es bei seinem vierten Anlauf erstmals auf das Podium schaffte.

Mit eher unguten Erfahrungen war Engelhart zum legendären Ardennen-Kurs gereist, wie er schilderte: "Ich bin hier dreimal mitgefahren - einmal waren wir früh draußen, die anderen beiden Male lief es sehr lange richtig gut. Nach zwölf Stunden war ich einmal Zweiter und einmal sogar Erster. " Dann sei aber jeweils das vorzeitige Ende gekommen, ergänzte der Sportwagen-Pilot: "Jetzt aber, bei meinem ersten Versuch mit Porsche, gleich Dritter zu werden, ist auf jeden Fall super - vor allem bei diesem Rennverlauf. " Wenn Engelhart die Chronologie der 24 Rennstunden anspricht, dann meint er in erster Linie zwei Durchfahrstrafen für den Porsche 911 GT3 R seines Rennstalls Dinamic Motorsport. "In der Nacht mussten wir einmal wegen Missachtung der Streckenbegrenzung und ein weiteres Mal wegen einem minimalen Fehler beim Tanken unfreiwillig durch die Boxengasse fahren", sagte der 33-Jährige und ging ins Detail: "Es darf nur kürzer als zehn Sekunden, oder über 40 Sekunden lang getankt werden. Alles dazwischen ist unzulässig - so ist es für den Tankmann schwierig, den Rüssel im richtigen Moment abzuziehen, das Ding ist schwer. "

Die nächtlichen Rückschläge hätten Engelhart und seine Fahrerkollegen Matteo Cairoli (Italien) und Sven Müller (Bingen) durch ihre kämpferische Fahrweise wett gemacht wie der Starnberger beschrieb: "Das war wie eine Achterbahnfahrt, aber wir haben uns wieder richtig nach vorne gekämpft - soweit, dass wir am Schluss um das Podium kämpfen konnten. "

Die Rückkehr in die Spitzengruppe war keine Spazierfahrt. Besonders tückisch wurde es in den Morgenstunden, als diverse Siegesanwärter reihenweise in Richtung Wiese, Kiesbett und Leitplanken segelten. Im anhaltenden Nieselregen war nur noch die optimale Fahrspur trocken, was die Piloten vor Probleme stellte, wie Engelhart ausführte: "Es war extrem schwierig zu fahren. Wenn du nur eine Reifenbreite neben die Ideallinie gekommen bist, hattest du gleich gar keinen Grip mehr. Verständlich, dass dann viel passiert. "

Im Drehbuch dieser 24 Stunden stand neben Niesel- auch Starkregen. So öffnete eine Stunde vor Rennende der Himmel endgültig seine Pforten. Nach zig Rennstunden, geprägt von unzähligen Taktierereien, komprimierte sich das Feld nun hinter dem Safety-Car - und das Eintagesrennen wurde in ein 60-minütiges Finish um den Sieg verwandelt. Allerdings nur noch sieben Fahrzeuge hatten jetzt noch realistische Chancen auf den Sieg.

Mit dabei war auch der 911er Porsche von Engelhart. Nach dem letzten Re-Start verlor sein Kollege Matteo Cairoli zwar die dritte Position an den Ferrari 488 GT3 des Teams AF Corse, wenig später jedoch schlug der Italiener furios zurück: Bei seinem eiskalten Manöver am Eingang in die Eau Rouge stockte allen Beobachtern der Atem - innerhalb dieser berüchtigten Kurvenkombination zu überholen, gilt als fast unmöglich. Cairoli schaffte es trotzdem, hier den Ferrari niederzukämpfen. "Da hat kein Blatt Papier mehr zwischen die Autos gepasst - ein richtig cooles Manöver, extrem am Limit", lobte Engelhart. Rang drei war damit erobert und Engelhart hatte schon am Sonntagabend die Devise für 2021 parat: "Nächstes Jahr kommen wir wieder, dann probieren wir ganz oben zu stehen. "

wff