Landshut
Fehlende Routine

Speedway-Pilot Valentin Grobauer und der AC Landshut im Zweitliga-Duell gegen Opole ohne Chance

27.05.2021 | Stand 23.09.2023, 18:52 Uhr
Jeder Rennkilometer tut gut: Valentin Grobauer konnte sich gegen die souverän auftretenden Gäste aus Opole noch nicht wie erhofft in Szene setzen. −Foto: Breu

Landshut/Pfaffenhofen - "Die Deutschen waren hilflos", viel vernichtender hätte das Urteil eines bedeutenden polnischen Sportnachrichten-Portals nicht ausfallen können.

Gemeint war die heftige 36:54-Heimniederlage der Landshuter Devils gegen Kolejarz Opole, im Rahmen der zweiten polnischen Speedway-Liga. Für die Gastgeber war Valentin Grobauer vom MSC Pfaffenhofen am Start. Auf der Suche nach Erklärungen verweist der 26-Jährige auf fehlende Rennpraxis sowie einen arg lädierten Fahrerkollegen.

"Kolejarz". Frei übersetzt nennen sich Fahrer aus Opole die "Eisenbahner" - und sinnbildlich müssen sich die Landshuter Speedwayfahrer am Renntag fast schon wie "vom Zug überfahren" vorgekommen sein. Die Teamleistung sei auch nicht gerade berauschend gewesen, fasste Grobauer das Geschehen auf dem Highspeed-Oval im Stadion-Ellermühle zusammen. Aus seiner Enttäuschung machte er keinen Hehl, allerdings gab es gute Gründe für das schlechte Abschneiden: "Du merkst halt doch wieder, dass die Jungs aus Polen, im Gegensatz zu uns, vergangenes Jahr eine komplette Saison gefahren sind", erklärt der 26-Jährige. "Die wissen gleich vor der ersten Kurve, wo sie hinfahren müssen und was sie machen sollen, da fehlt uns momentan einfach die Routine. "

Fehlende Rennmeter sind das eine, unübersehbar spielten in Landshut aber auch körperliche Handicaps eine Rolle. "Vom Rettungshubschrauber auf die Sandbahn", so könnte man Kai Huckenbecks Tage vor dem Rennen umschreiben. In der Vorwoche, bei einem Rennen in Dänemark, schlug der zweifache Deutsche Meister hart gegen die Begrenzung und brach sich zwei Rippen. Trotzdem rollte Huckenbeck viermal für Landshut an das Startband und erkämpfte sogar einen Laufsieg. Bald danach musste der Topfahrer jedoch aufgeben, wie Grobauer aufklärt: "Wenn du Schmerzen hast und kaum Luft bekommst, hast du einfach keine Kraft, um auf einer solchen Bahn richtig Motorrad zu fahren. "

Parallel hatte sich Martin Smolinski die Wettfahrten gegen Opole für sein Comeback nach rund eineinhalbjähriger Verletzungspause ausgesucht. Nach einem Trainingssturz im vergangenen Jahr musste sich der ehemalige Langbahn-Weltmeister und Devils-Kapitän mehreren Operationen an der Hüfte unterziehen. Demzufolge wurde mit Spannung erwartet, wie viele Zähler Smolinski nun auf das Landshuter Punktekonto buchen kann. Er waren deren sieben, welche dem Olchinger persönlich zu wenige waren - jedoch gab sich Smolinski während der Heimfahrt erleichtert: "Meine Starts waren unter aller Sau. Dennoch ist mir ein großer Stein von Herzen gefallen, denn ich war zuvor etwas skeptisch und fragte mich: Kann ich es überhaupt noch? "

Es waren aber auch technische Probleme, die Smolinski zu schaffen machten. Grobauer erklärt diese ebenso mit der langen Abstinenz: "Wenn du ständig fährst, dann geht dir kaum etwas kaputt, weil du alles immer wieder zerlegst. Da fällt dir jede Kleinigkeit sofort auf. "

Natürlich hätte sich auch der ehemalige Pfaffenhofener Bayerncup-Fahrer mehr Punkte in seiner persönlichen Bilanz gewünscht: "Ich hatte einen Nuller in meinem dritten Lauf und kam auf insgesamt fünf Punkte. Zwei bis drei Zähler mehr wären nicht schlecht gewesen, denn ich bin in Landshut lange nicht mehr auf einer so guten Bahn gefahren. "

Schon am darauffolgenden Samstag hätte Grobauer in Schottland für die Birmingham Brummies am Gasgriff drehen sollen. Die komplizierte Anreise war ihm jedoch zu heikel: "Mit dem ersten Flieger nach London, dann knapp zwei Stunden lang zu meinem Mechaniker fahren, um den Transporter zu beladen und anschließend eine sechsstündige Fahrt nach Berwick - das wäre schon arg knapp geworden", erklärt der 26-Jährige. Am kommenden Wochenende wird Grobauer nach Polen aufbrechen. Am kommenden Samstag nämlich müssen die Devils des AC Landshut in Rawicz antreten - im Übrigen heißt auch der dortige Klub "Kolejarz". Es bleibt also zu hoffen, dass Grobauer und seine Teamkollegen dann nicht noch einmal unter die Räder kommen.

PK

Erhard Wallenäffer