Pfaffenhofen
"Fast wie bei Walking Dead"

Tobias Walter und Peter Wieland quälen sich beim Tromsö Skyrace

14.08.2018 | Stand 23.09.2023, 4:24 Uhr
  −Foto: Fotos: Walter, Wieland

Pfaffenhofen (PK) 13 Stunden hatten die beiden Pfaffenhofener Tobias Walter und Peter Wieland Zeit, um beim Tromsö Skyrace 57 Kilometer mit über 4800 Höhenmetern zu bewältigen. Während Wieland am Zeitlimit scheiterte, schaffte es Walter knapp ins Ziel.

"Es war die Hölle, richtig brutal", beginnt Tobias Walter zu erzählen. Dabei haben er und sein Arbeitskollege Peter Wieland seit Monaten auf diesen Tag, dieses berühmt-berüchtigte Skyrace im norwegischen Tromsö hingearbeitet. "Am Anfang denkst du, du bist ganz gut in der Zeit. Dann kommt das Ende des ersten Zeitfensters und es ist schon knapp", berichtet Walter. 300 Teilnehmer gingen an den Start, doch sie alle mussten an mehreren Messpunkten in einer bestimmten Zeit sein, sonst war das Rennen beendet oder wurde auf einer kleineren Strecke fortgesetzt. Walters Freund Wieland erwischte es nach acht Stunden: "Ich denke, er hat es ein wenig unterschätzt", sagt Walter. Wieland war jedoch nicht allein, mehr als die Hälfte aller Teilnehmer schaffte es nicht binnen der vorgegebenen 13 Stunden ins Ziel. "Nur 126 Teilnehmer haben es gepackt. Das sagt einiges aus", sagt Walter. Er selbst lief knapp elf Minuten vor Ende der Zeit im Ziel an, Wieland wartete schon auf ihn.

Während des Rennens mussten sich beide aber ordentlich quälen: "Wir sind zusammen losgelaufen, haben uns aber schnell aus den Augen verloren. Es war klar, dass jeder sein eigenes Tempo gehen muss." Dabei war es laut Walter gar nicht so leicht einzuschätzen, wie schnell er unterwegs ist: "Manchmal dachte ich, es reicht, dann habe ich geglaubt, dass ich es nie und nimmer schaffe." Aufgrund der vielen unterschiedlichen Streckenabschnitte bergauf und bergab sei eine Prognose stets unmöglich gewesen. "Da muss man sich teilweise echt zwingen, dass man an manchen Stellen läuft", erklärt Walter. Aber nicht nur laufen, auch klettern gehörte beim Skyrace dazu. Highlight sei der Aufstieg am Hamperokken (1404 Meter) gewesen. "Da geht es rauf und runter", erinnert sich Walter. "Da gibt es keine Pfade, nur viele Steine." Eine Tortur. "Irgendwann ist nicht mehr an richtiges Laufen zu denken. Alle ziehen sich nur apathisch hoch. Wie Zombies, die da hoch wollen - fast wie bei Walking Dead", meint Walter schmunzelnd und erinnert an die bekannte Serie.

Jubelnde Zuschauer gab es am Streckenrand keine, die Motivation zogen die Läufer daher aus der Landschaft: "Das gibt dir auch Kraft. Wir hatten zwar ein wenig Pech mit dem Wetter, es war viel Nebel. Aber man kann schon etwas von der Landschaft erhaschen, das ist wirklich bemerkenswert." Viel Zeit bleibt allerdings nicht, um die Aussicht zu genießen: "Es ist ja nicht gerade wie bei einer Wanderung", sagt Walter. Zumindest blieben die Läufer heuer weitestgehend vom Schnee verschont. "Die Plagerei hat sich gelohnt, ja", sagt er. Im Ziel habe er es nicht richtig fassen können: "Da merkt man erstmal nur, was einem alles weh tut." Nach der Hälfte des Rennens musste er stehen bleiben, erste Krämpfe plagten ihn. "Aber mir war klar, dass da noch ein paar Stunden zu laufen sind", sagt er.

In den ersten Tagen nach dem Rennen war Walter natürlich ein wenig gehandicapt: "Treppen bin ich nur rückwärts runter gegangen, die Arme haben weh getan, man macht ja viel mit Stöcken." Wieland möchte nächstes Jahr nochmal antreten, er habe eine Rechnung offen. Walter ist sich noch nicht sicher. Aber: "Das erste Mal Joggen war ich schon wieder."

Kevin Reichelt