Pfaffenhofen
Endlose Vorbereitung auf den einen Tag

Seit Ende 2019 trainiert Mathias Eichhorn für den Challenge Roth - nun scheint Licht am Ende des Tunnels

25.06.2021 | Stand 23.09.2023, 19:23 Uhr
Allein auf weiter Flur: Mathias Eichhorn hat während der Pandemie unzählige Kilometer auf dem Rad und beim Laufen zurückgelegt. Alles, um im September topfit für seinen ersten Langdistanztriathlon zu sein. −Foto: privat

Pfaffenhofen - Langdistanztriathlon, sagt Mathias Eichhorn, macht einsam.

Die vielen Kilometer auf dem Rad, die langen Strecken in den Laufschuhen, das ewig lange Kacheln zählen im Schwimmbad. "Irgendwann macht keiner mehr mit", sagt der 37-Jährige und lacht.

Eichhorn betreibt seit gut sieben Jahren den Triathlonsport beim MTV Pfaffenhofen. "Aus Spaß an der Freude", wie er sagt. Für das Jahr 2020 wollte er das Projekt Langdistanztriathlon Roth angehen. Er nahm mit Heidi Sessner eine professionelle Trainerin hinzu, dann kam Corona. Langdistanztriathlon in Zeiten der Pandemie macht so richtig einsam.

Eigentlich war die Anmeldung für den Challenge Roth eine Schnapsidee. "Die letzten Jahre habe ich mit zwei Kumpels jedes Jahr einen Schmarren gemacht", erzählt der Ilmmünsterer Eichhorn. Dinge wie einen 100-Kilometer-Marsch zum Beispiel. Für 2020 hatten sich die drei als Schmarren einen Staffelstart beim Challenge Roth ausgeguckt. Als Eichhorn beim Startplatzverkauf in Roth erfuhr, dass es keine Tickets mehr für die Staffel, wohl aber für das Einzelrennen gab, telefonierte er mit den beiden Kumpels. "Wenn du so blöd bist, dann mach das", sagten die Freunde. Und dann hatte Eichhorn ein Ticket für 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen in der Hand. "Ich wollte eigentlich nie einen Langdistanztriathlon machen", sagt der Ilmmünsterer.

Der Challenge Roth hätte am 5. Juli stattfinden sollen, acht Monate vor dem Start holte Eichhorn die Freystädterin Trainerin Sessner ins Boot. Der Triathlet des MTV wollte das Projekt ambitioniert angehen, schnell stellten sich Erfolge ein. Im März 2020 ging es noch ins Trainingslager. Dann kam Corona und damit einhergehend auch die Ausgangsbeschränkungen. Wettkämpfe wurden abgesagt, Schwimmbäder geschlossen, Training in Gruppen war verboten. Alle Pläne waren hinfällig.

Heidi Sessner weiß, wie Triathleten ticken. Sie war selbst 14 Jahre lang Profi-Triathletin, sie kennt diesen Traum, in Roth zu finishen. "Für die Sportler war die Absage ein Schock", sagt die 43-jährige Oberpfälzerin. "Der Trainingsplan ist abgestimmt mit Familie und Arbeitgeber, auf einmal ändert sich alles. Ich habe mir gedacht: Hoffentlich fallen meine Sportler nicht in ein Loch. " Auch Eichhorn hatte phasenweise Motivationsprobleme. "Es gab viele Gespräche mit der Familie, die muss das ja mittragen", sagt Eichhorn. Die Motivation sank nach den Wettkampfabsagen, besonders als der Challenge auch im Jahr 2021 noch einmal verschoben wurde. "Ohne Wettkampf ist das schwierig", sagt Eichhorn.

Klettern und Mountainbiken als Alternativprogramm

Es brauchte andere Reize. Also stellte Sessner das Training um. Nun gab es Online-Athletiktraining für die schwimmspezifische Muskulatur, Stabilitätsübungen, Videos von Einheiten wurden aufgezeichnet und online gestellt, sogar Kochworkshops organisierte die 43-Jährige. Während das Schwimmtraining komplett ausfiel, wurde das Laufen und Radfahren erst einmal heruntergefahren. "Ich habe in ruhigen Einheiten mit wenig Leistungsdruck trainiert", erklärt Eichhorn. "Ziel war es, die Grundlagenausdauer auszubauen, statt mich zu schinden. " Eichhorn sollte die Basis schaffen für einen Langdistanztriathlon. "Man kann nie ein ganzes Jahr in Topform sein, das Training ist wellenmäßig aufgebaut", erklärt Sessner. Stattdessen standen Alternativsportarten wie Mountainbiken oder Klettern auf dem Plan.

Das alles aber meistens alleine. Während andere Menschen während des Lockdowns Netflix leerschauten, sammelte Eichhorn pro Woche 15 Trainingsstunden. "Es war immer wieder ein Kampf, die Motivation hochzuhalten, vor allem im Winter", sagt Eichhorn. "Man muss das alles im Kopf schaffen, wenn kein unbedingter Wille da ist, dann machst du das nicht. " Trainerin Sessner sagt, dass Eichhorn von seiner Begeisterungsfähigkeit profitiert und die Situation gut angenommen hat. Eichhorn sagt, dass ihm seine Trainerin extrem viel geholfen habe. "Es ist sehr wichtig, dass man mal mit jemandem telefonieren kann. Heidi hat die Einheiten immer geschickt gesteuert. " Und das war bei der wechselnden Informationslage, wann und wie Wettkämpfe möglich sein werden, gar nicht einfach. Im Juni wollte Eichhorn am Würzburg Triathlon teilnehmen, die Veranstaltung wurde abgesagt. Auch, dass der Challenge von Juli auf September verschoben wurde, sorgte kurzzeitig für Motivationsprobleme. "Da habe ich eine Woche lang gar nicht trainiert und mich gefragt, warum ich das alles mache", sagt Eichhorn.

Challenge-Vorbereitung läuft auf Hochtouren

Nun geben die Lockerungen aber Hoffnung, die Vorbereitung läuft ohne Einschränkungen auf Hochtouren. Im Juli wird der MTV-Triathlet an einem Mitteldistanz-Wettkampf in Österreich starten.

Der erste Langdistanz-Triathlon ist sowieso eine Wundertüte, vor dem Hintergrund dieser ungewöhnlichen Vorbereitung aber noch mehr. "Beim Schwimmen habe ich meine Ziele reduziert", sagt Eichhorn, dessen Stärke das Radfahren ist. Über alle drei Disziplinen möchte der 37-Jährige beim Challenge Roth am 5. September an die elf Stunden herankommen. "Das wäre der Wahnsinn", sagt Eichhorn. Und dann? "Ich kann mir nicht vorstellen, noch einmal eine Langdistanz zu machen", sagt Eichhorn. Er hatte sich das beim Startplatzverkauf in Roth mit dem Projekt Challenge sicher anders vorgestellt. Es dauerte länger und es war wohl noch einsamer als erwartet. Aber aus dem Schmarren für das Jahr 2020 wurde für den 37-Jährigen ein ganz besonderes Corona-Projekt.

PK

Christian Missy