Winterberg
Einmal die Ruhr entlang

Der Pfaffenhofener Extremsportler Wolfgang Meinolf läuft eine Strecke von 230 Kilometern nonstop

12.06.2018 | Stand 02.12.2020, 16:15 Uhr
Extrem: An der Ruhrquelle war es für Wolfgang Meinolf losgegangen. 36 Stunden und 230 Kilometer später erreichte er das Ziel. −Foto: Foto: Meinolf

Winterberg/Duisburg (PK) Seinen ersten Lauf über 230 Kilometer hat Wolfgang Meinolf vom RSV Hallertau erfolgreich absolviert. Er beendete die TorTour de Ruhr an der Ruhrmündung nach 36 Stunden, 42 Minuten und 19 Sekunden.

Die TorTour de Ruhr (TTdR) ist einer von Deutschlands längsten Non-Stop-Ultradistanz-Läufen. Er führt die Teilnehmer auf dem Ruhrtal-Radweg entlang der Ruhr von der der Quelle bei Winterberg bis zur Mündung in den Rhein bei Duisburg. Der Ruhrtal-Radweg verbindet das Sportparadies Winterberg im Sauerland mit den Ruhrmetropolen Bochum, Essen, Mühlheim, Oberhausen und Duisburg und führt damit einmal quer durch das Ruhrgebiet.

Bei der TorTour de Ruhr können sich die Athleten nicht einfach anmelden. Es handelt sich um einen Einladungslauf, auf den es sich zu bewerben gilt. Bewerber müssen aus nachvollziehbarem Grund bestimmte Läufe als Qualifikation vorweisen. Meinolf, Ultraläufer des RSV Hallertau und mehrfacher Finisher von 24 Stunden und 100-Meilen-Läufen, wurde eingeladen und stellte sich dieser extremen Herausforderung. "Ich habe mich enorm über die Einladung gefreut, da der Start in diesem Jahr auf meinen 62. Geburtstag fiel", meinte Meinolf. Die Aufgabe bestand darin, morgens um 8 Uhr direkt an der Ruhr-Quelle zu starten und das Ziel am Rheinorange, einer Skulptur an der Ruhrmündung, innerhalb von maximal 38 Stunden zu erreichen. 230 Kilometer nonstop. Um sich auf diesen Lauf ausreichend vorzubereiten, absolvierte Meinolf seit Jahresbeginn bereits mehr als 1000 Trainingskilometer, darunter Veranstaltungen wie einen Wettkampf über 50 Kilometer in Rodgau, einen 24-Stunden-Lauf in Heilbronn, den er bei Minusgraden mit 148 Kilometern beendete, oder den Untertagemarathon im Erlebnisbergwerk im thüringischen Merkers - 500 Meter unter der Erde. Als Abschlusstraining lief Meinolf Anfang Mai nach dem Wings for Life Run vom Olympiastadion in München 52 Kilometer nach Pfaffenhofen zurück.

Die TorTour de Ruhr findet alle zwei Jahre statt und ist ein Selbstversorgerlauf. Jeder Läufer ist verpflichtet, eine eigene Crew zu benennen, die ihn während des Laufes versorgt. Keine Crew - keine Teilnahme, so gibt es der Veranstalter vor. Meinolfs Frau Gabi übernahm mit dem Wohnmobil diese verantwortungsvolle Aufgabe, der sie mit großem Respekt entgegensah. Den Läufer alle zehn bis 15 Kilometer zu verpflegen, die Treffpunkte mit dem Fahrzeug zu finden und das über ebenfalls 38 Stunden sei schließlich auch kein Pappenstiel, so Meinolf.

Insgesamt machten sich 106 Starter bei kühlen Temperaturen auf den Weg - nicht genau wissend, was auf sie zukam. "Auch wenn Winterberg gut 600 Meter höher liegt als die Ruhrmündung, so waren auf dem ersten Drittel des Weges doch auch viele Steigungen zu bewältigen", erklärt Meinolf. Im Laufe des Samstags stiegen die Temperaturen dann auf Werte über 20 Grad. Das Feld zog sich auseinander, da jeder Läufer seine eigene persönliche Wohlfühltaktik nutzte. Nach etwa 14 Stunden, als es dunkel wurde und die Temperaturen in den einstelligen Bereich sanken, hatte Meinolf gute 100 Kilometer bewältigt. Eine längere Pause wurde genutzt, um sich warm anzuziehen, Stirnlampe aufzusetzten und frische Laufschuhe anzuziehen. Müdigkeit machte sich bei Läufer und Crew breit, die niedrigen Temperaturen fühlten sich dadurch noch kälter an. Besonders die Oberschenkel verhärteten durch die Kälte, so dass sich zwischenzeitlich Gehphasen nicht vermeiden ließen. In der Morgendämmerung zogen von der nahen Ruhr Nebelschwaden auf, die die Orientierung mit Stirnlampe zusätzlich erschwerten. Mit zunehmender Tagestemperatur am Sonntagvormittag erholten sich die Beine schneller als erwartet. "Als ich gegen 11 Uhr die 180-Kilometer-Marke passierte, lief es plötzlich wieder erstaunlich gut", sagt Meinolf: "Besonders, da ich diesmal keinerlei Magenprobleme hatte." Nachmittags klarte der Himmel komplett auf, die Temperatur stieg auf 30 Grad. Auf den letzten 13 Kilometern wurde Meinolf dann von seinem Kollegen Wolfgang Ruh, selbst Marathonläufer, auf dem Fahrrad begleitet. Die Form hielt an und so beendete Meinolf seinen ersten Non-Stop-Ultralauf im Ziel am Rheinorange nach 36 Stunden, 42 Minuten und 19 Sekunden.

Nur 59 der 105 Teilnehmer kamen ins Ziel, Meinolf erreichte als ältester Finisher den starken 46. Platz. Der Sieger benötigte für die Strecke 24 Stunden und 15 Minuten. "Ohne die fantastische Unterstützung meiner Frau wäre das nicht zu schaffen gewesen. Wir haben gemeinsam die 230 Kilometer bezwungen", freut er sich. Nach dem Lauf bleibt die Erinnerung an Strapazen aber auch Freude und die Gewissheit, an etwas ganz Besonderem teilgenommen zu haben. Meinolf aber bereitet sich schon wieder auf den nächsten Lauf vor, im August geht's nach Berlin zum Mauerweglauf. Aber den ist er ja schon dreimal gelaufen und außerdem sind's da ja gerade mal 161 Kilometer.