Wolnzach
Ein Versprechen an die Zukunft

Der 13-jährige Ben Hoffmeister gilt als großes Basketballtalent und glänzt aktuell in Wolnzach und Schwabing

22.11.2019 | Stand 23.09.2023, 9:34 Uhr
Der Blick geht nach vorne und nach oben: Der 13-jährige Ben Hoffmeister gehört zu Bayerns größten Basketballtalenten. −Foto: Hoffmeister

Wolnzach (PK) Wer Hoffmeister heißt und aus Wolnzach kommt, hat zwangsläufig mit Basketball zu tun. So auch Ben Hoffmeister. Der 13-Jährige ist das jüngste von fünf Geschwistern, alle größeren Brüder sowie die Schwester haben Basketball gespielt - oder spielen noch beim TSV. Ben aber sticht sogar noch einmal heraus. Dank einer Doppellizenz darf er auch in Schwabing dazu lernen, gehört zum Landeskader. In Wolnzach hoffen sie auf eine große Hoffmeister-Zukunft - bestenfalls beim TSV.

 


Alles begann in der Weihnachtszeit. Beim bayerischen Auswahlturnier im Dezember 2018 in Regensburg spielte ein damals Zwölfjähriger groß auf: "Wenn ich so zurückdenke, was mich am meisten gepusht hat, dann war es das Turnier in Regensburg. Es war schon cool, so viele gute Spieler auf einem Turnier zu sehen und gegen diese zu spielen", sagt Ben Hoffmeister heute. Mit dem Team Oberbayern gewann er das Turnier, empfahl sich so für den Landeskader und das Projekt "Perspektiven für Talente" des Deutschen Basketballbundes mit dem finalen Event in Heidelberg unter Beteiligung der Jugendnationaltrainer.

Mittlerweile ist Hoffmeister 13 Jahre alt - und der Wolnzacher spielt aktuell sogar für zwei Teams. Nicht nur für seinen TSV, bei dem er die ersten Schritte auf dem Basketballcourt gemacht hat und dessen Basketballabteilung Vater Klaus gegründet hat, sondern auch für den MTSV Schwabing. Dort, an der Internationale Basketball Akademie München (Ibam) treffen die besten Talente Bayerns aufeinander. Dank einer Doppellizenz geht der Wolnzacher für den TSV (U16-Bezirksliga) und Schwabing (U14-Bayernliga und U16-Bayernliga) auf Korbjagd. "Ich denke, dass bei Ben schon früh klar war, dass er ein enormes Potenzial besitzt", sagt sein Wolnzacher U16-Trainer Stefan Fuchs. Laut Fuchs ist der "Funke besonders in den vergangene ein, zwei Jahren übergesprungen". Deswegen war es in Wolnzach auch keine Frage, dass man ihm den Schritt nach Schwabing ermöglicht: - mit der Hoffnung, dass Hoffmeister den Wolnzachern erhalten bleibt: "Es ist uns aber auch wichtig, dass sein Talent bestmöglich gefördert wird", sagt Fuchs.

Talent ist das eine, die körperlichen Voraussetzungen das andere: Wer Hoffmeister sieht, denkt nicht unbedingt an einen 13-Jährigen: Hoffmeister ist bereits 1,89 Meter groß, Schuhgröße 49,5. Klar, dass Schwabings Jugendtrainer Philipp Burger bei den Wolnzacher Spielen auf Hoffmeister aufmerksam geworden ist und Kontakt aufnahm. "Ben zeichnet sich durch seine Athletik und durch seine starke Physis im Eins-gegen-Eins aus und besitzt dabei für sein Alter ein schon hohes Niveau. Dazu kommt noch eine große Grundschnelligkeit und ein gutes Ballhandling. Diese Kombination sieht man bei den 13-Jährigen nicht so oft", lobt Burger. Fuchs sieht das ähnlich, will Hoffmeister nicht nur für eine Position ausbilden: "Ben hat nämlich die Anlagen eines Außenspielers." Seine Athletik aber auch die große Beweglichkeit trotz der enormen Größe lassen viele Möglichkeiten zu. Wichtig sei vor allem, den Wurf zu festigen. In der Defensive soll Hoffmeister laut Fuchs "ein kommunikativer Anker sein". Zudem könne der 13-Jährige jeden Gegenspieler, egal ob wuchtiger Center oder kleiner Aufbauspieler, durch seine Anlagen verteidigen.

Hoffmeister muss noch viel dazu lernen, das sollte aber kein Problem sein. Seine beiden Trainer loben seinen Wissensdurst und die Fähigkeit, Dinge schnell umzusetzen: "Er hat in dem halben Jahr einen großen Leistungssprung gemacht. Er liebt es Basketball zu spielen. Das sieht man in jedem Training", erklärt Burger: "Beim Zug zum Korb ist der Gegenspieler aufgrund Bens Athletik mitunter nicht zu beneiden." Um diese Stärken weiß der 13-Jährige auch selbst: "Ich habe mich überall gesteigert, aber so richtig zugelegt habe ich beim Zug zum Korb. Wenn ich da so den direkten Kontakt zum Gegner habe, macht das schon Spaß, gerade wenn man groß und kräftig ist."

Sein Schwabinger Coach sieht viel Potenzial im Wolnzacher Jungstar: "Wenn er sich noch im Wurfbereich stetig verbessert, wird er in den nächsten Jahren ein sehr wertvoller Spieler für seine Jugendmannschaften. Er hat schon bewiesen, dass er ein Spieler ist, der den Unterschied macht." So unter anderem bei seinem bisher einzigen Spiel in der U16-Bayernliga gegen die Tornados Franken, als Hoffmeister mit 14 Punkten Topscorer der Partie war. In drei Partien in der U14-Bayernliga steuerte Hoffmeister bisher insgesamt gute 32 Punkte bei. Hoffmeisters Entwicklung ist nicht unbemerkt geblieben: Der Trainer des Landesauswahlkader, Markus Klusemann, coacht den 13-Jährigen gemeinsam mit einem Teamkolegen aus Regensburg nun auch einmal wöchentlich in Wolnzach. Individuelles Stützpunkttraining, eine Anerkennung für sein Talent und seinen Fleiß nd das Vertrauen in das Potenzial.

Das heißt aber auch: Jeden Tag Training. Montag und Donnerstag in Wolnzach, die drei restlichen Tage an der Ibam. "Ich habe großen Respekt davor", sagt Burger. Vor allem kommt da auf die Eltern im Hause Hoffmeister viel Arbeit zu: "Ein Hoffmeister zu sein bedeutet bedingungslosen Einsatz für den Basketball", sagt Vater Klaus. Die Familie hat für diesen Sport in Wolnzach den Grundstein gelegt, mit Alexander und Marco spielen zwei Söhne aktuell bei der Ersten Mannschaft in der 2. Regionalliga, Tochter Lea in der Bezirksoberliga. Klaus Hoffmeister und Frau Silke versuchen bei allen Spielen dabei zu sein: "Alleine das vergangene halbe Jahr in München hat gezeigt, dass hier noch einiges mehr geleistet werden muss und kann." Fahrdienste zum Zug oder direkt zum Training, zu Turnieren, Auswahltrainings in Chemnitz, Heidelberg oder Ludwigsburg - "da bleibt nicht mehr viel Zeit für Anderes", meint Hoffmeister Senior. Priorität hat natürlich die Schule, die neben dem Basketballtraining nicht leiden soll. Der 13-Jährige besucht aktuell die achte Klasse am Hallertau-Gymnasium. Der Sport habe seinen Sohn aber auch weitergebracht, so Vater Klaus: "Er hat einen großen Schub in seiner persönlichen Entwicklung genommen. Die Fahrten mit dem Zug organisiert er selbst, Übernachtungen in Hallen oder Hotels sind mittlerweile selbstverständlich und auch Turniere im Ausland werden wie ein Punkt auf der Tagesordnung abgearbeitet. Ben ist viel selbstständiger geworden."

Der 13-Jährige selbst muss am meisten zurückstecken: Ben Hoffmeister erzählt von "Verspätungen, Zugausfällen, Umleitungen wegen Feueralarm oder Verrückte und Betrunkene im Zug". Vor allem aber bleibt die Freizeit auf der Strecke: "Nach dem Training komme ich nie vor 20 Uhr nach Hause. Für Freunde bleibt zum Schluss eigentlich kaum noch Zeit." Fällt ein Training aus oder ist spielfrei, muss der Schüler lernen: "Das fällt manchmal schon schwer. Ich mache das aber gerne, weil ich Basketball liebe. Es zwingt mich da keiner." Seine Eltern wollen ihn unterstützen, solange es ihm Spaß macht. "Und es in der Schule auch läuft", sagt der 13-Jährige grinsend.

Sportliche Ziele sind die Jugend-Basketball-Bundesliga (U16) und die Nachwuchs-Basketball-Bundesliga (U19): "Weiter will ich erstmal gar nicht denken", sagt er - und träumt doch ein bisschen von der NBA. "Den haben aber viele und er erfüllt sich nur für wenige." Und selbst wenn es mit Amerika nicht klappt, in Wolnzach wird immer ein Platz sein - für einen Hoffmeister sowieso.

 

Kevin Reichelt