Friedrichshofen
Dem Schachsport verschrieben

Theo Ritter ist Ehrenvorsitzender im Schachkreis Ingolstadt-Freising und geht auch mit 77 Jahren noch seiner großen Leidenschaft nach

06.07.2018 | Stand 23.09.2023, 3:52 Uhr
Seine Leidenschaft: Theo Ritter liebt und lebt das Schachspiel. Er ist Ehrenvorsitzender des Kreises Ingolstadt-Freising. −Foto: Foto: Bothe

Friedrichshofen (PK) "Ich habe zwei Grundsätze", sagt Theo Ritter, und wird plötzlich ernst.

"Mit 14 Jahren war ich bei der Freiwilligen Feuerwehr, und da gab es Statuten: Es gab den Eintritt, den Austritt - und dazwischen die Pflicht. " Worauf er hinauswill: "Wenn man A sagt, muss man B sagen. Ich hasse es, wenn man einen Posten antritt und dann nichts macht. "

Der 77 Jahre alte Ritter hat auf seine Terrasse in Friedrichshofen eingeladen und schwelgt in Erinnerungen. Sein blaues Poloshirt ziert das Wappen des VfB Friedrichshofen, und es zeigt auch: Ich diene dem Verein. Denn Pflichten nahm Ritter so einige wahr, es begann schon bei der Gründung der Schachabteilung des VfB. "Es war der 30. Januar 1981, da erinnere ich mich genau", holt Ritter aus, und fährt mit einem vergnügten Schmunzeln fort: "Ich war im Kirchenchor der St. Christoph-Gemeinde und wollte zur Chorprobe gehen. Die fiel aber aus. " Stattdessen entdeckte er einen Zettel, auf dem stand, dass der VfB Friedrichshofen eine Schachabteilung gründen möchte. "Wenn schon der Chor ausfällt, dann gehe ich halt da mal hin", dachte sich Ritter. Ein paar Stunden später hatte er mit 13 weiteren Mitgliedern die neue Schachabteilung gegründet. "Zehn davon habe ich aber nicht mehr gesehen", sagt er. Aber es gab ja Posten zu besetzen. "Theo, Vorsitzender - machst Du das? ", wurde er gefragt. Das wollte Ritter jedoch nicht. "Ich wurde dann Stellvertreter. In der Hoffnung, man hat keine Arbeit. " Das stellte sich jedoch schnell als Trugschluss heraus. Vielmehr lernte Ritter bald das gesamte Innenleben des Vereins kennen und besetzte Posten um Posten: Schatzmeister, zweiter Vorsitzender, Abteilungsleiter. Eines ist ihm dabei jedoch wichtig: "Ich habe mich nie angeboten, sondern wurde immer gefragt. "

Das galt nicht nur für den Schachsport: In der Schule seiner Kinder wurde ein Elternratsvorsitzender gesucht - der Theo, der macht das schon. "Das ist aber kein Honigschlecken", spricht Ritter über seine ehrenamtlichen Tätigkeiten - und holt die Mappe für den nächsten Schachkongress raus. Ein dicker Ordner mit rund 200 Seiten liegt auf dem Tisch. "Da steckt viel Arbeit dahinter", sagt Ritter, und studiert kurz die Zahlen. Als Ehrenmitglied im Schachbezirk Oberbayern, dessen stellvertretender Vorsitzender er zwischen 2005 und 2007 war, und im Bayerischen Schachbund sowie als Ehrenvorsitzender im Schachkreis Ingolstadt-Freising hat er immer noch Sitz- und Stimmrecht. Er genießt das auch: "Früher haben solche Kongresse zwei Tage gedauert, dann hat man sich abends noch mit 70 Delegierten zusammengesetzt und Erfahrungen ausgetauscht. " Das ist heute nicht mehr ganz so, zu teuer wurden die Hotelübernachtungen für die Vielzahl der Teilnehmer, Spaß macht es ihm aber immer noch.

Zudem ist Ritter Pressereferent beim Bayerischen Schachbund, zur nächsten Amtszeit tritt er jedoch nicht mehr an. Er bleibt dann Zeugwart des Schachkreises Ingolstadt-Freising. Kürzertreten will er dennoch, nach fünf Schlaganfällen, drei Herzinfarkten und einer Krebserkrankung gibt ihm sein Körper die entsprechenden Zeichen. "Was ich früher in einer halben Stunde gemacht habe, dafür brauche ich heute zwei, drei Stunden. " Seiner großen Passion kann Ritter auch nicht mehr nachgehen. "Ich bin leidenschaftlich gerne Ski gefahren. " Spätestens nachdem er sich zweimal den Fuß gebrochen hatte, war das Thema jedoch erledigt. Heute beschäftigt er sich gerne mit der Weltpolitik. Und: "Der Lokalteil in der Zeitung ist Pflicht. Den lerne ich halb auswendig. "

In Ingolstadt geboren, ist Ritter "mit Leib und Seele Ingolstädter". Ein Jahr hat er mal in München gelebt, als er die Ausbildung zum Kürschner machte. Über Umwege landete er so in der Industrie für Autozubehör, zunächst verkaufte er noch Lenkradhüllen aus Pelz, "die Branche ist jedoch von den Naturschützern kaputt gemacht worden".

Beim Schach ist er jedoch geblieben: Weniger begabt als Spieler, so die Eigeneinschätzung, "bis zur Kreisliga hat es gereicht". Ihm wurde jedoch schon früh gesagt: "Wenn man kein Spitzenspieler ist, dann wird man Funktionär. " Und Ritter sagt dann nicht nur A, sondern auch B.

Marcel Bothe