Pfaffenhofen
"Das spornt mich nur noch mehr an"

Jetzendorfs dunkelhäutiger Stürmer Daniel Gädke hat in Einzelfällen mit rassistischen Sprüchen umgehen müssen

20.03.2019 | Stand 23.09.2023, 6:18 Uhr
Bulliger Stürmer: Daniel Gädke vom TSV Jetzendorf ist für die gegnerischen Verteidiger ein unangenehmer Gegenspieler. Rassistische Sprüche sieht sich der Sohn eines Nigerianers auf dem Fußballplatz eher selten ausgesetzt. Er selbst spricht von Einzelfällen. −Foto: Reichelt

Jetzendorf (PK) Daniel Gädke vom TSV Jetzendorf hat keinen leichten Stand auf dem Spielfeld. Als Stoßstürmer wird er meist von einem, oft von zwei Verteidigern des Gegners beackert, gefoult, mit Sprüchen getriezt. Rassismus aber erlebt der dunkelhäutige Spieler aber glücklicherweise nur selten.

In der Italienischen ersten Liga, der Serie A, haben sich in der Vergangenheit die Szenen gehäuft: Zuschauer, die dunkelhäutige Spieler mit Affenlauten bedenken und so ihr rassistisches Gedankengut auf einer größtmöglichen Plattform präsentieren. Daniel Gädke, 24-jähriger Stürmer vom Bezirksligisten TSV Jetzendorf hat so etwas auf den Fußballplätzen hierzulande noch nicht erlebt: "Einen harten Zwischenfall gab es wirklich nie, ehrlich gesagt", erklärt er. Doch ganz so einfach ist es dann auch nicht, ein paar Einzelfälle gab es schon: "Je weiter man aufs Land kommt, desto intensiver sind die Fans. Da kommen schon mal Sprüche von Zuschauern, gerade von den älteren." Der Stürmer, der in Unterschleißheim wohnt und seit 18 Jahren Fußball spielt, darf sich dann so einiges anhören: "Das geht gegen die Hautfarbe, Religion, Herkunftsland. Auf Anhieb beleidigend", sagt er. "Solche dummen Kommentare kommen schon alle paar Spiele mal, es hält sich in Grenzen" Gädke selbst bekommt das aber nur am Rande mit, während des Spiels gilt seine Konzentration anderen Dingen: "Aber wenn ich es höre, dann spornt mich das nur noch mehr an. Ich gebe dann natürlich mehr Gas. Jedes Tor, dass ich schieße, ist dann noch geiler."

Auch in seiner Jugend gab es solche Zwischenfälle. Damals seien öfter auch die Trainer dazwischen gegangen und haben Zuschauer gemaßregelt. "Das ist, finde ich, auch die Aufgabe der Veantwortlichen. Sie müssen die Leute im Zaum halten." Gädke weiter: "Für Kinder sind solche Sprüche wirklich eklig. Man kann ja energisch mitfiebern, das ist überhaupt kein Problem. Aber unter Gürtellinie geht einfach gar nicht."

Mittlerweile lässt ihn persönlich das alles kalt. Provokationen, blöde Sprüche - er lässt alles abprallen: "Es ist doch nur Fußball. Und ganz ehrlich? Es interessiert mich nicht. Das sind Fremde, da kann ich drüberstehen." Eine gesunde Einstellung, die er sich aber sicher erst in all den Jahren antrainieren musste.

Gädke berichtet von Einzelfällen der Zuschauer, auf dem Platz wird zumindest auf dieser Ebene sauber gespielt: "Bei den Gegenspielern ist die Zurückhaltung da groß. Ich kann mich nicht erinnern, dass jemals ein Gegner auf meiner Hautfarbe herumgeritten hätte." Auch in den eigenen Teams lief es immer sehr ruhig: "Auch von Mitspielern habe ich noch nichts gehört. Vielleicht mal wirklich im Witz, aber man muss auch ein Stück weit über sich selbst lachen können." Gädke ist ein positiver Typ, einer, der sich nicht so leicht umhauen lässt: "Es sind nur Einzelfälle, keine Gruppen. Es ist nie so, dass mehrere Leute wirklich auf einen losgehen." Er überlegt kurz: "Vielleicht würde es mich mehr stören, wenn es wirklich von Spieltag zu Spieltag so wäre. Ist es aber nicht." Und so sollte es auch bleiben.

Kevin Reichelt