Speedway
"Das bisher spektakulärste Rennen"

Pfaffenhofener Speedway-Fahrer Julian Bielmeier verpasst bei "Drift on Ice" in Geising knapp das Finale

01.02.2022 | Stand 22.09.2023, 23:33 Uhr
Ein Fehler in der vorletzten Kurve kostet Julian Bielmeier das Finale bei der Drift-on-Ice-Veranstaltung im sächsischen Geising. −Foto: J. Führer

Pfaffenhofen/Geising - Irgendwie haben es die Organisatoren von Drift on Ice geschafft, trotz der geltenden Restriktionen ein Speedway-Rennen auf Eis abzuhalten.

Schauplatz am vergangenen Samstag war Geising und dort hoffte Julian Bielmeier auf ein besseres Abschneiden, als beim Auftakt der Eissaison. Ausgestattet mit einem Leihmotorrad war der Pfaffenhofener im November noch chancenlos. Jetzt aber zeigte er sein wahres Können - den Finallauf verpasste Bielmeier nur sehr knapp.

Geising klingt bayerisch, aber weit gefehlt: Tatsächlich gibt es diesen Ort nur in Sachsen und zwar im Erzgebirge, direkt an der tschechischen Grenze. Der 1200-Seelen-Ort gehört zur Stadt Altenberg und dort ist Wintersport populär. Im dortigen Eiskanal wurden schon oft die Welt- und Europameister im Bob- und Rennrodelsport ermittelt, wie im letzten Winter.

"Schrauben statt Kufen" war jedoch die Losung am letzten Samstag, als Speedwayfahrer aus sechs Nationen im dortigen Gründelstadion eintrafen, um über das Eishockey-Spielfeld zu fräsen. Spezielle Sechskantschrauben waren in die Stollen der Hinterräder ihrer Bikes gedreht, damit sie auf dem ultrakurzen, glatten Kreisel Gas geben konnten. Ein solches Rad bekam auch Bielmeier zugeteilt und diesmal hatte er Glück: "Ich habe einen Reifen erwischt, bei dem die Schrauben noch nicht so abgewetzt waren, das merkst du halt brutal", sagt 20-Jährige.

Mit 80 PS über die Eishockey-Bullypunkte

"Es ist, als würde man mit einem Hubschrauber durchs Wohnzimmer fliegen", sagte ein Formel 1-Pilot einmal über das Grand Prix-Rennen von Monaco. Speedwayfahrern indes muss es ähnlich vorkommen, wenn sie ihre rund 80 PS starken Bikes über die Bullypunkte peitschen. Während der Sommersaison duellieren sie sich auf bis zu 1000 Meter langen Sandpisten, wie Bielmeier erläutert: "Zunächst war ich noch im Sommer-Fahrstil unterwegs, erst ab dem zweiten Lauf konnte ich den Schalter umlegen. "

Außerdem sei sein eigenes Motorrad perfekt für den "Schmarrn" abgestimmt gewesen, betont der Pfaffenhofener lachend. Wenn er so flapsig redet, meint Bielmeier das im Sinne von "speziell" und legt wert darauf, dass seine Worte nicht abfällig verstanden werden. Er fährt sehr gerne bei den Eisrennen - nur ist er aus dem Sommer an höheres Tempo und auch an haarigere Duelle gewöhnt. Jedenfalls schaffte er den Einzug in das kleine Finale, drei zweite Plätze in den Vorläufen reichten hierfür locker, wobei Bielmeier etwas hadert: "Ich hab den Ronny drei Runden lang in Schach gehalten, dann ist mir ein Fehler unterlaufen, so ist er mir noch durchgeschlüpft. " Er meint dabei Ronny Weis, der einst die Drift- on Ice-Serie ins Leben rief und seither unzählige Wettfahrten dominierte.

Das Finale auf den letzten Metern verpasst

Das kleine Finale gilt derweil als "Hoffnungslauf" - heißt konkret: Der Sieger bucht den letzten Platz für den Endlauf der Tagesbesten. Jenes "Last Minute-Ticket" hatte Bielmeier fast schon ergattert. In der vorletzten Kurve leistete er sich aber erneut einen Patzer, weshalb sich Hynek Stichauer (Tschechien) noch an die Spitze katapultierte. "Ich habe etwas zu viel Platz gelassen, da ist er mir durchgefahren und hat mich in die Bande gedrückt", ärgert sich der Pfaffenhofener.

Dass durchweg mit harten Bandagen gekämpft wurde, unterstrich auch Weis, der am Sonntag nach den passenden Superlativen rang: "Es war das spektakulärste Rennen, das wir bisher hatten. Die haben sich gegenseitig die Motorräder in die Knochen geschoben, das war echt der Hammer. " Früher sei er sich stets sicher gewesen, nach dem Rennen auf dem Podium zu stehen, betonte der Meißener auch und ergänzte: "Das kannst du mittlerweile total vergessen! "

In Geising aber ließ Weis wieder einmal alle Konkurrenten hinter sich - er siegte vor Richard Geyer (ebenfalls Meißen) und Jacob Bukhave (Dänemark). Bielmeier wurde letztlich auf dem sechsten Platz gewertet, wobei Weis ein Lob für alle Drifter im Feld loswerden wollte: "Die Jungs werden immer besser, die schießen sich richtig auf die Eisfahrerei ein. Wir engagieren ja auch fast immer dieselben Fahrer, damit das ordentlich aussieht und es kein Hauen und Stechen gibt. "

Mit besonders spektakulären Manövern avancierte Tero Aarnio bei den Meetings in Pfaffenhofen (2019 und 2020) zum Publikumsliebling, jedoch am Samstag war der kleine Finne vom Pech verfolgt: Ich war von Zündaussetzern geplagt, aber irgendwie habe ich es geschafft, mich in den Hoffnungslauf zu quetschen. Dort hatte ich aber nicht den nötigen Speed", beklagte er. Wie es mit der Rennserie in diesem Winter weitergeht, steht unterdessen nicht fest. In jedem Fall findet am 19. Februar das nächste Rennen in Niesky, an der Grenze zu Polen, statt. "Dort steht eine neue Eishalle, also erwartet uns eine Premiere", blickt Weis voraus.

PK

Erhard Wallenäffer