Monza
Böse Überraschung kurz vor der Zielgeraden

Der Pfaffenhofener Rennfahrer Marius Zug und sein Team stehen in der Italienischen GT-Meisterschaft vor dem Sieg - doch dann kommt alles anders

10.11.2020 | Stand 09.01.2021, 3:33 Uhr
Unsanft ausgebremst: Marius Zug (vorne) und sein Team führen beim Saisonfinale der Italienischen GT-Meisterschaft bis kurz vor Schluss, doch dann macht eine Kollision alles zu Nichte. −Foto: ACI-Sport

Monza/Pfaffenhofen - Hoffnungsvoll war Marius Zug am Wochenende zum Grand Prix-Kurs nach Monza gereist.

 

Beim Saisonfinale der Endurance-Wertung innerhalb der Italienischen GT-Meisterschaft wollte der Pfaffenhofener den Titel klar machen. Zugs Rennfahrzeug, der BMW M6 GT3, war schneller als alle anderen Sportwagen im Feld. Alle drei Piloten vom BMW Team Italia fuhren kämpferisch und fehlerfrei - letztlich jedoch ging alles schief: Das vorzeitige Aus im 3-Stunden-Rennen kam plötzlich und unverschuldet.

Marius Zugs permanenter Fahrerkollege in dieser Saison ist Stefano Comandini (Italien). Immer dann jedoch, wenn es über die lange 3-Stunden-Distanz geht, werden die beiden durch einen BMW-Werksfahrer unterstützt. Nach Monza schickte die Motorsport-Sparte aus München diesmal Jesse Krohn - einen erfahrenen Piloten aus Finnland, der schon zahlreiche Erfolge vorweisen kann. Alle Piloten einer Dreier-Besatzung kommen im Qualifying gleichermaßen zum Einsatz. Deren Bestzeiten werden addiert wonach die Startaufstellung ermittelt wird.
"Ich hatte leider in meiner Session viel Verkehr, das war nicht ideal", berichtete Marius Zug. Als Zweitschnellster seiner Gruppe verblüffte der erst 17-Jährige dabei einmal mehr. Und die Addition mit Comandinis und Krohns schnellsten Rundenzeiten ergab einen Wert, den kein anderes Fahrer-Trio unterbieten konnte. So hatte der dichte Verkehr keinerlei negative Auswirkung, denn weiter nach vorne, als auf Startplatz eins konnte es schließlich nicht gehen. "Dass wir die Pole-Position erreicht haben, war natürlich positiv, ergänzte Zug und nahm Bezug auf das Rennen am Sonntag: "Logischerweise dachten wir: Wenn wir schon im Zeittraining schneller als alle anderen sind, dann sind wir auch im Rennen gut dabei. "

Tatsächlich hatten es die drei Rennstunden am Sonntag in sich: Enge Rad-an-Rad-Duelle, Wechsel an der Spitze, vielerlei Zwischenfälle und verhängte Strafen wiederholten sich ständig. In der Pressemitteilung des Italienischen Automobilverbands ACI war gar von der aufregendsten Schlacht des Jahres zu lesen. Indes war es Stefano Comandini, der den BMW in der ersten Stunde um die legendäre Highspeed-Piste peitschte. "Stefano ist sehr gut gefahren und hat als Zweiter seinen Stint beendet", erklärte Marius Zug. Er selbst übernahm das Steuer vom Italiener, musste aufgrund einer Erfolgsstrafe vom letzten Rennen fünf Extra-Sekunden stehen bleiben und fuhr als Dritter zurück auf die Strecke.

Schon bald gelang es dem Pfaffenhofener jedoch, sich zurück auf Position zwei zu kämpfen. Großartige Stints seien Comandini und Zug gefahren, hieß es im offiziellen Rennbericht - so wiederholte sich das Szenario beim zweiten Fahrerwechsel: Marius Zug fuhr als Zweiter vor die BMW-Garage und Jesse Krohn kehrte auf Position drei auf den Kurs zurück. Anschließend sorgte der Finne dafür, dass es dramatisch wurde: Der BMW-Werkspilot bekämpfte sich rundenlang mit Mattia Drudi (Italien, Audi) und Danny Kroes (Niederlande, Lamborghini). Krohn hatte zwischendurch sogar die Führung übernommen, musste diese allerdings wieder abgeben.

Als noch rund 46 Minuten auf der ablaufenden Rennuhr angezeigt waren, machte sich Entsetzen in der BMW-Box breit: Drudi versetzte Krohns M6 von rechts hinten einen Stoß, woraufhin der Finne machtlos in Richtung Kiesbett und Reifenstapel steuerte. Als den Schuldigen des Vorfalls machten die Rennstewards den Audi-Piloten aus und verhängten eine 5-Sekunden-Zeitstrafe. Der BMW allerdings hielt nur noch rund zehn Minuten durch, dann musste Krohn das Rennen beendeten. "Ein Folgeschaden am Getriebe oder an der Antriebswelle war der Grund - vielleicht auch beides", erzählte Marius Zug.

Das Rennen gewannen letztlich die Ferrari-Piloten Antonio Fuoco, Alessio Rovero (beide Italien) und Giorgio Roda (USA) - sie sicherten sich damit auch den Meistertitel. Marius Zug und Stefano Comandini wiederum waren als Führende der Gesamtwertung angereist und mussten schließlich mit Platz fünf vorlieb nehmen. "Es hat heute einfach nicht sollen sein - jeder von uns hat alles gegeben. Das Auto hatte die Pace um das Rennen zu gewinnen, denn das Team hat sehr gut gearbeitet. Aber so etwas gehört zum Rennsport - ich nehme viel Positives mit", resümierte Marius Zug.

wff