Marianske Lazne
Ausrufezeichen gegen Weltklasse-Piloten

Pfaffenhofener Speedway-Fahrer Bielmeier wird bei offener tschechischer Langbahnmeisterschaft Sechster

21.07.2020 | Stand 23.09.2023, 13:02 Uhr
Erhard Wallenäffer
Scharfe Kurven, hohe Geschwindigkeiten: Julian Bielmeiers Rennen im tschechischen Marienbad wurde sogar in einem landesweiten TV-Programm übertragen. −Foto: Breu

Marianske Lazne - Als Gaststarter bestritt Julian Bielmeier vergangenes Wochenende das Finale der offenen tschechischen Langbahnmeisterschaft.

 

Schneller, weiter und mutiger war dabei das Motto - denn erstmals trat der Pfaffenhofener, im Rennmodus auf einer berüchtigten 1000-Meter-Bahn, gegen Motorradfahrer der Weltklasse an. Letztlich sorgte der 18-Jährige für Aufsehen, als er sich auf Anhieb ein Ticket für das Finale der Tagesbesten sicherte. Wir blicken auf einen erfolgreichen Wettkampf des Pfaffenhofener Motorradfahrers zurück.

Die Bahn und der Motor: Marienbad steht in der Bahnsportszene für Tradition, Dramatik und Highspeed. Noch zu Ostblockzeiten wurden auf dem 1000-Meter-Oval am Rande des weltberühmten Kurorts immer wieder Weltmeister ermittelt. Die stark überhöhten Kurven sowie der griffige Belag würden sie zur vielleicht schnellsten Sandpiste überhaupt machen, sagte am Samstag auch Bielmeiers Teamchef Robert Grichtmaier. "Es gibt aktuell keine detaillierten Aufzeichnungen, jedoch vermute ich, dass die Jungs auf den Geraden mit über 180 Sachen die Bretterwand entlang jagen", sagte Grichtmaier. Indes konnte das Racing Team Grichtmaier einen maßgeschneiderten Motor einsetzen: Motoren-Papst Manfred Knappe aus Traunstein lieferte ein optimiertes tschechisches Jawa-Aggregat.

 

Der Wettbewerb: Das Feld der offenen tschechischen Langbahnmeisterschaft bestand aus zwölf Fahrern - heißt konkret: Neben der nationalen Elite rollten zusätzlich teils hochkarätige Gaststarter aus den Niederlanden, Großbritannien und Deutschland an das Startband. Mit 18 Jahren war Bielmeier wie schon bei vergangenen Rennen jünger als alle seine Konkurrenten - dementsprechend zurückhaltend gab er sich hinsichtlich seiner Erwartungen an den Renntag: Einfach mal "reinschnuppern" wollte er, wie er vor seinem ersten Lauf sagte.

Die Vorläufe: Tatsächlich war es Bielmeiers erster kompletter Rennauftritt gegen internationale Spitzenfahrer - jedoch setzte der Pfaffenhofener schon im Eröffnungslauf ein Ausrufezeichen: Ausgangs der Startkurve konnte er sich, unter dem Jubel der zahlreichen deutschen Fans, an Romano Hummel vorbei an die zweite Position schieben. Die so ergatterten vier Punkte verteidigte der Youngster verbissen bis zur karierten Flagge. Gefühlt sollte sich fortan das Duell Bielmeier-Hummel in Dauerschleife wiederholen, denn in den anderen beiden Vorläufen drehte der Spitzenpilot aus den Niederlanden den Spieß um: Jeweils konnte er Bielmeier mit gekonnten Manövern die dritte Position abspenstig machen.

Die Entscheidungsläufe: Mit acht Zählern auf dem Konto rollte Bielmeier zum Start des zweiten Halbfinales - und, beinahe schon selbstverständlich, war auch ein gewisser Romano Hummel wieder mit dabei. Erneut ließ der Pfaffenhofener den Niederländer nach der Startkurve hinter sich, um diesmal dessen Angriffe beharrlich abzuwehren. So wanderten weitere vier Zähler auf das Konto der Startnummer sechs, womit der Pfaffenhofener den Endlauf der Tagesbesten erreichte. Dort standen ausschließlich Spitzenfahrer neben Bielmeier am Startband. Theo Pijper (Niederlande), Jörg Tebbe (Deutschland) sowie Josef Franc und Hynek Stichauer (beide Tschechien) kämpften alle schon um die Weltmeisterschftskrone. Hinzu gesellte sich Martin Malek (Tschechien), der am Samstag eine starke Leistung zeigte. So hingen die Trauben für den 18-Jährigen etwas zu hoch - in den Kampf um die vorderen Platzierungen konnte Bielmeier nicht eingreifen, jedoch erbte er Platz fünf durch den Ausfall des Führenden Tebbe.
 

Bielmeiers Fazit: "Ich war schon sehr angespannt, denn wo wir stehen, wussten wir aufgrund fehlender Rennpraxis nicht. Es war dann auch ein Auf und Ab, jedoch haben wir schon im Training gesehen, dass unser Bike schnell ist. Das gesamte Material, inklusive des Motors von Manfred Knappe, war top. So konnte ich gleich im ersten Lauf zwei Grand-Prix-Fahrer stehen lassen. Meine nächsten beiden Ausfahrten würde ich als gute Lernphase einordnen: Ich musste viel Dreck meiner Konkurrenten fressen - aber das gehört auch dazu. Dass ich mich über meinen zweiten Platz im Halbfinale für den Endlauf qualifizieren konnte, ist für mich natürlich eine Hausnummer - einfach traumhaft. "

PK

Erhard Wallenäffer