Daytona
Aufholjagd im Regenchaos

Rennpilot Christian Engelhart aus Wolnzach mit tragender Rolle beim Sieg beim 24-Stunden-Klassiker in Daytona

03.02.2019 | Stand 23.09.2023, 5:51 Uhr
Erhard Wallenäffer
Erfolgreich: Beim 24-Stunden-Rennen in Daytona fuhr das Grasser-Racing-Team mit Christian Engelhart aus Wolnzach zum Sieg - trotz Regenchaos und mehrere Unterbrechungen. −Foto: Jamie Prica

Daytona/Wolnzach (PK) Mit dem 24-Stunden-Rennen von Daytona wird traditionell am letzten Januar-Wochenende die Rundstrecken-Saison eingeläutet.

Auch heuer war das so - wobei das, was sich vor einer Woche an der Küste Floridas abspielte, allen Beteiligten noch lange in Erinnerung bleiben dürfte. Für Christian Engelhart (kleines Foto) gilt das in besonderem Maße - der Wolnzacher kehrte von einem chaotischen Rennen mit einer Rolex-Uhr als Preis für den Sieg heim, wie er unserer Zeitung berichtete.

Was Engelhart mit dem Wort "Chaos" meint, wird deutlich, wenn man die Fakten studiert: Nicht weniger als 17 Gelbphasen, zwei lange Unterbrechungen und das vorzeitige Ende zehn Minuten vor Ablauf der eigentlichen Rennzeit - sintflutartige Regenfälle stellten beim Langstreckenklassiker die Nerven der Fahrer, Teams und Verantwortlichen immer wieder auf die Probe. Er habe tatsächlich Angst gehabt, das gab selbst Fernando Alonso zu: "Die letzten fünf bis sieben Runden waren nicht richtig. Die Sicht war fast null. Wir konnten auf den Geraden auch nicht mehr Vollgas geben, die Autos sind zu sehr hin- und her geschlingert. Und überall auf der Strecke lagen Teile anderer Autos herum", beklagte der zweifache Formel 1-Weltmeister gegenüber der Presse.

Gerade in dieser heiklen Phase, schwierigster Bedingungen, lief Christian Engelhart zur absoluten Hochform auf: Durch eine spektakuläre Aufholjagd machte er den Sieg seines GRT Grasser-Racing-Teams in der eng umkämpften GTD-Klasse perfekt. Der 32-Jährige peitschte den brandneuen Lamborghini Huracan GT3 EVO vom neunten Platz bis an die Spitze. "Ich wusste gar nicht, dass wir auf dem ersten Platz lagen - um die Konzentration hoch zu halten, verzichtete ich nämlich auf den Funk", so Engelhart nach dem Rennen. Umso so größer war die Freude über das Erreichte beim Wolnzacher: "Ich habe einfach alles gegeben, um nach vorne zu kommen. Der Sieg war da natürlich eine sehr positive und auch sehr emotionale Überraschung. "

Es war gewissermaßen eine Achterbahnfahrt, die der Wolnzacher nach 561 Runden erfolgreich zu Ende führte: Während harter Kämpfe musste er, gemeinsam mit seinen Teamkollegen Mirko Bortolotti (Italien), Rolf Ineichen (Schweiz) und Rik Breukers (Niederlande), laufend Rückschläge wegstecken. Ein erster ereignete sich bereits in der Anfangsphase als das Team sich aufgrund eines Vergehens bei einem der vielen Restarts eine Zeitstrafe in Höhe von 3:30 Minuten einhandelte. Über die gesamte Renndistanz wurde der stechend grüne Grasser-Lamborghini sieben Mal unter den Top drei geführt, war aber aufgrund unterschiedlichster Ursachen immer wieder zurückgefallen.

"Unterm Strich waren wir aber zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort. Ich muss unsere Fahrer sehr loben, dass sie das Auto unter schwierigsten Bedingungen auf der Strecke gehalten haben - jetzt fühlen wir uns wie im Himmel", fasste Teamchef Gottfried Grasser die Geschehnisse zusammen. Der Gründer und Eigentümer des Rennstalls aus Knittelfeld (Österreich) setzt seit einigen Jahren auf Engelharts Fähigkeiten - und das aus gutem Grund: Der Wolnzacher wurde bereits 2017 zum Lamborghini-Werksfahrer befördert.

Viel packender und unvorhersehbarer - so das allgemeine Fazit - könne ein Langstreckenrennen kaum verlaufen. Christian Engelhart wiederum spricht von einem Traum, der für ihn wahrgeworden sei, vor allem für das Team, das mittlerweile vergleichbar einer Familie für ihn sei, freue er sich. Bei seinem fünften Anlauf also, konnte er sich endlich die begehrte Siegeruhr sichern - ein Erfolg, aus dem er für die nächsten Wochen und Monate zusätzliche Motivation schöpft. Denn mit Daytona soll nur der Startschuss für ein erfolgreiches Jahr gefallen sein: "Sehr wahrscheinlich werde ich im März nach Florida zurückkehren - zu den 12 Stunden von Sebring. "

Erhard Wallenäffer