Pfaffenhofen
Auf den Spuren von Angie

Tennisvereine der Region hoffen nach Kerbers Wimbledon-Triumph auf größeres Interesse

20.07.2018 | Stand 02.12.2020, 16:02 Uhr
Durch ihren Sieg in Wimbledon hat sich Angelique Kerber (links) nicht nur einen Traum erfüllt, sondern auch für Begeisterung bei den Tennisfans in Deutschland gesorgt. Der Tennisnachwuchs ist derweil mit Spaß und Eifer bei der Sache. Viele Vereine, wie der FC Schweitenkirchen (rechts oben) bieten Feriencamps an. Im Training - hier bei der SpVgg Langenbruck (rechts unten) - wird nicht nur der Schläger geschwungen. Beim Balltransport geht es auch um die Motorik. −Foto: Fotos: picture alliance/Tim Ireland/AP/dpa, SpVgg Langenbruck, FC Schweitenkirchen

Pfaffenhofen (PK) Mit Angelique Kerber hat am vergangenen Wochenende eine deutsche Tennisspielerin den prestigeträchtigsten Grand-Slam-Titel der Welt gewonnen. Sie knüpft damit an die immer noch nicht vergessene und erfolgreiche Zeit von Boris Becker und Steffi Graf an, die vor mehr als 20 Jahren begann.

Viele werden sich auch noch an das Endspiel zwischen Michael Stich und Boris Becker 1991 in Wimbledon erinnern - die ganze Nation fieberte vor dem Fernseher mit. Sie lösten damit einen sagenhaften Tennis-Boom in Deutschland aus. Kaum ein Tennisclub war damals in der Lage, alle Tennisanfänger aufzunehmen. Man wurde meistens auf ellenlangen Listen vorgemerkt und musste oft Jahre warten, bis man die ersten Bälle auf dem roten Sand schlagen konnte. Die meisten Vereine erweiterten ihre Anlagen um mehrere Plätze, die heute meist ausreichen, um neue Mitglieder aufzunehmen.

Gleich nach dem Erfolg in Wimbledon gab Kerber ein Interview, bei dem sie unter anderen auch für den derzeitigen Tennissport in Deutschland die Hoffnung aussprach, "dass solche Erfolge wie in Wimbledon jetzt dazu beitragen sollten, dass die Sportart Tennis wieder mehr im Fokus steht und der Jugend gespielt wird". Auch Steffi Graf sagte aktuell dazu: "Die deutschen Mädels haben hervorragende Leistungen gezeigt. Sie sollten unserem Sport Auftrieb geben."

An Idolen fehlt es beim Tennis in Deutschland derzeit wirklich nicht: Kerber ist in der Weltrangliste jetzt an Position vier, Julia Görges an zehn und der erst 21-jährige Alexander Zverev bei den Herren sogar auf Position drei platziert. Wie stark Tennis jetzt in der Öffentlichkeit wieder beachtet wird, ist auch daran zu erkennen, dass das ZDF als öffentlich-rechtlicher Sender sich nach jahrelanger Sendepause entschied, das Finale live aus Wimbledon zu übertragen. Mit 2,28 Millionen Zuschauern war das Interesse zwar nicht überragend, aber Tennis ist damit wieder in den Blick der Öffentlichkeit gerückt.

Auch für die Erwachsenen lassen sich die Vereine vieles einfallen. Für Anfänger werden oft Patenschaften oder bei Fortgeschrittenen auch Spielpartner vermittelt. Beliebt sind die Schleiferl-Turniere, bei denen auch weniger Geübte schon teilnehmen können. Es wird dabei aus den Teilnehmern jeweils ein Mixed zusammen gelost, das dann gegen ein anderes Paar antritt. Dabei kann man auch ganz leicht neue Tennispartner kennenlernen.

Die Kleinsten trainieren heute nicht mehr sofort mit nur dem Schläger und dem Ball, sondern es wird großer Wert auch auf die Motorik gelegt. Durch das Training mit größeren und leichteren Bällen sowie speziellen Kinderschlägern wird den Kleinsten der Einstieg in den Tennissport wesentlich erleichtert. Auch die Platzgröße wird entsprechend dem Leistungsfortschritt oder dem Alter angepasst. Bei den Bambinis U12 fällt der Motorikteil schließlich weg. Es wird dann auch auf dem großen Platz gespielt - nur die Bälle sind noch um 25 Prozent druckreduziert. So werden im Bereich Punktspiele die ersten Erfahrungen gesammelt.

Ansonsten veranstalten die meisten Tennisvereine für die Jugendlichen zum Beispiel auch Tenniscamps in den Pfingst- und Sommerferien, Ausflüge und Schnuppertrainings. Mit den kostenlosen Programmen Sport nach eins (in Zusammenarbeit mit den Grundschulen), Kindergarten-Tennis und dem Aktionstag im Rahmen des Ferienpasses soll bei möglichst vielen Kindern das Interesse und die Begeisterung für den Tennissport geweckt werden. Wenn das bei den Erfolgen der Großen überhaupt noch nötig ist.