Pfaffenhofen
"2021 wird für ihn zum Lehrjahr"

Auftakt in der Formel 1: Mit Interesse verfolgen Rennsportler aus der Region Mick Schumachers Karriere

22.03.2021 | Stand 23.09.2023, 17:33 Uhr
Mit Spannung erwartete Premiere: Mick Schumacher wird am Sonntag für das amerikanische Team Haas in der Formel 1 starten. −Foto: picture alliance/dpa | Hasan Bratic

Pfaffenhofen - Wenn an kommenden Wochenende mit dem Grand Prix von Bahrain der Startschuss für die erstmals 23 Rennen umfassende Saison in der Formel 1 fällt, steht ein Name im Fokus: Schumacher.

30 Jahre nach dem Formel-1-Einstieg von Michael Schumacher wird sein Sohn Mick sein Debüt in der Königsklasse des Motorsports geben. Wir haben uns bei vier Rennsportlern aus der Region umgehört, was sie dem 22-jährigen Deutschen zutrauen und wen sie als Favoriten auf den WM-Titel sehen.

? Christian Engelhart, Wolnzach/Starnberg, GT3-Pilot (ADAC GT Masters, GT World Challenge Europe): "Als Sebastian Vettel sich dazu entschlossen hat, zu Aston Martin zu gehen, konnte er sicher seine dortigen Möglichkeiten gut einschätzen. Jedenfalls sind hier, mit der Teilhabe von Lawrence Stroll, die Weichen gut gestellt. Die Kombination Vettel/Aston Martin könnte sich also als vielversprechend erweisen. Hinsichtlich des Debüts von Mick Schumacher wird das Interesse der Medien immens sein - eine siegreiche Zeit als Nachwuchsrennfahrer hat er ja hinter sich, wobei auffällt: Immer nutzte Mick ein Jahr um zu lernen, danach schloss er die jeweilige Rennserie erfolgreich ab. Seine Karriere wird perfekt aufgebaut, dafür sorgen die Leute um ihn herum. Mick Schumachers erfolgreicher Werdegang hängt aber nicht davon ab, ob er heuer Topleistungen bringt. Es wird vielmehr ein Lernjahr werden, denn Glück benötigt er ohnehin, um mit dem Haas-Auto vorne mitmischen zu können. Überhaupt befinden sind einige ambitionierte junge Piloten im Feld - da bin ich gespannt, ob es Überraschungen geben wird. Dem Alpha-Tauri-Fahrer Yuki Tsunoda würde ich es am ehesten zutrauen, für eine solche zu sorgen. In Sachen Titelrennen könnte ich mir vorstellen, dass es zu einem engeren Kampf zwischen Mercedes und Red Bull kommen könnte.

? Patrick Wieprich, Schrobenhausen, Trainer Kartslalom beim MSC Pfaffenhofen: "In seinen bisherigen Klassen war Mick Schumacher sehr gut unterwegs. 2021 wird für ihn aber zum Formel-1-Lehrjahr. Sollte er sich beweisen und alles aus seinem Fahrzeug herausholen, könnte nach zwei Jahren, mit dem Wechsel zu einem stärkeren Team, der nächste Schritt erfolgen. So erfolgreich wie sein Vater zu sein, sollte er sich aber nicht vornehmen. Klar möchte jeder Rekorde brechen, aber einmal auf Michael Schumachers Level zu sein, wäre schon ein sehr hoher Anspruch. Auch wird der Name Schumacher für Mick mehr eine Belastung, als ein Segen sein: Viele erwarten von ihm dass er irgendwann Weltmeister wird, das jedoch bringt extrem viel Druck. Bei Sebastian Vettel denke ich, dass es für ihn eine erfolgreiche Saison werden könnte, sollte das Fahrzeug zu ihm passen. Allerdings erwarte ich auch heuer eine deutliche Dominanz von Mercedes. Hamilton wird wieder den Titel holen - davon gehe ich aus, wenngleich es vorstellbar wäre, dass Valtteri Bottas seinem Teamkollegen ordentlich Druck machen wird. Selbst werde ich den Saisonverlauf aber heuer nicht verfolgen, da die Übertragungen fast ausschließlich im Bezahlfernsehen stattfinden und ich diese Vorgehensweise nicht unterstützen will.

? Marius Zug, Pfaffenhofen, GT3-Pilot (Italian GT-Championship): "Für Mick Schumacher wäre es wichtig, wenn er seinen Teamkollegen überwiegend hinter sich lassen könnte. Allerdings ist er schon im Ferrari-Programm integriert - so bin mir sicher, dass seine Leistungen in Maranello genau beobachtet werden. Es geht darum herauszufinden, ob Mick irgendwann dazu bereit ist, im roten Renner zu sitzen. Mit seinem Formel-2-Titel war er jedenfalls der beste Nachwuchspilot des letzten Jahres. So sollte Mick auch das Potenzial haben, eines Tages Weltmeister zu werden. Gewiss wird der Name Schumacher der Formel 1 Fans zurückbringen. Dass jedoch Sebastian Vettel noch einmal Weltmeister wird, glaube ich eher nicht. Aston Martin könnte aber Vettels Erfahrungsschatz und Einfluss zu Gute kommen. Vielleicht kann dadurch 2022 sogar die Lücke zu Mercedes und Red Bull geschlossen werden, dann sind Regeländerungen geplant. Für heuer erwarte ich aber wieder die Dominanz von Mercedes und den achten Titel für Lewis Hamilton, allein schon, weil sein Kollege Valtteri Bottas nicht so konstant ist. Nach starken Tests denke ich, dass Alpha Tauri zum Überraschungsteam werden könnte: In den Autos des italienischen Rennstalls sitzen zwei junge Piloten mit viel Potenzial. "

? Daniel Nadelstumpf, Pfaffenhofen, Tourenwagenfahrer (NATC - Norddeutscher ADAC Börde Tourenwagen Cup): "Grundsätzlich ist Sebastian Vettel ein Top-Pilot. Sicher will er nach der verkorksten vergangenen Saison etwas gut machen. Aston Martin wiederum ist ein aufstrebendes Team, somit ist es nachvollziehbar, dass er dort hinging. Nach all dem Frust ist Vettel sicher hochmotiviert und wird alles dafür tun, um das Maximum aus dem Auto heraus zu holen. Für den Kampf um die WM wird es 2021 aber nicht reichen. Für Mick Schumacher ist es wichtig, erst einmal in der Königsklasse anzukommen und möglichst viele Erfahrungen zu sammeln. Für den nächsten Schritt müsste er seinen Teamkollegen schlagen und beweisen, dass er aus einem unterlegenen Auto das Maximum herauszuholen kann. Er hat schon gezeigt, dass er wahnsinnig schnell ist - dazu ist er zielstrebig, besonnen und ein ähnlicher Perfektionist wie sein Vater.

Bei den Wintertests hatte Mercedes in Sachen Speed und Zuverlässigkeit viele Probleme, wobei Red Bull ein perfektes Paket geschnürt zu haben scheint. Ich denke, die haben gegenüber dem vergangenen Jahr deutlich aufgeholt, weshalb ich auf Max Verstappen als neuen Weltmeister tippe. Er ist ein großartiger Fahrer, mit wahnsinnigem Potenzial und Lewis Hamiltons Dominanz kann nicht ewig anhalten.

PK

Fotos: ADAC Motorsport, ACI, privat

Erhard Wallenäffter