Burgheim
Starker Auftritt beim Heimspiel

Kunst- und Einradfahrerinnen des RV Burgheim präsentieren sich bei den Vereinsmeisterschaften

12.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:42 Uhr

Foto: Sebastian Hofmann

Burgheim (DK) Akrobatik auf einem oder zwei Rädern vom Feinsten: Die Athletinnen des Radfahrervereins Burgheim haben sich bei den Vereinsmeisterschaften dem Heimpublikum präsentiert und dabei bewiesen, wie gut sie diesen anspruchsvollen Sport meistern - und welch starker Werbeträger der Verein für die Marktgemeinde ist.

Obwohl über 100 Zuschauer platzgenommen hatten oder auf dem Rang standen, war es stellenweise mucksmäuschenstill in der Burgheimer Schulturnhalle. Alle Augen richteten sich schweigend auf die Frauengruppen, die ihre Choreographien zeigten. Neben Hintergrundmusik, meist klavier- oder geigenlastige Stücke, war oft nur das halblaute, aber bestimmte "Hopp" der Kommandogeberin zu hören. Gelang ein Teil der Darbietung, so brandete Applaus auf. Die, die da klatschten, wissen nämlich nur zu gut, welch schwierige Aufgaben die Mädchen und Frauen auf ihren Einrädern und Kunsträdern da bewältigen.

Rund 65 aktive Sportlerinnen und einen Sportler hat der Radfahrerverein Burgheim (RVB) derzeit. Da das Kunst- und Einradfahren zweifelsohne zu den Randsportarten in der Bundesrepublik zählt, haben die Teams während einer Saison teils sehr weite Strecken für ihre Wettkämpfe zurückzulegen - so weit, dass es Freunden und Familien selten bis nie möglich ist, als Zuschauer mitzureisen. Deshalb wurden die Vereinsmeisterschaften beim RVB ins Leben gerufen. "Damit auch mal die Oma zuschauen kann", formulierte es Pressewartin Jasmin Roßmann scherzhaft. Zwar wurden alle Darbietungen von den strengen Augen einer kompetenten Jury bewertet, doch der sportliche Wettkampf stand am Sonntag nur an zweiter Stelle. Viel wichtiger war, sich dem einheimischen Publikum zu präsentieren. "Wir sind zwischen München und Hamburg unterwegs, aber zu Hause sieht man uns fast nicht. Damit auch die Burgheimer mal sehen, was wir so machen, gibt es die Vereinsmeisterschaften", erklärte Roßmann.

Sportleiterin Stefanie Barz war am Nachmittag rundherum zufrieden. "Ich finde es toll, dass so viele Zuschauer da sind", sagte sie. "Da merkt man, dass das, was wir machen, auch in unserer Heimat wertgeschätzt wird." Auch, was die Darbietungen der insgesamt 19 Teams - elf in der Kategorie Elite (Erwachsene), zwei bei der Jugend und fünf bei den Schülern - den Familien, Freunden, Gönnern und Interessierten boten, erfüllte sie mit Stolz.

Völlig zurecht. Selbst der unbedarfte Zuschauer hat am Sonntag schnell festgestellt, dass es den Sportlerinnen enormes Können und Körperbeherrschung abverlangt, ihre Küren synchron, anmutig und fehlerfrei zu präsentieren. In vielen Trainingsstunden lernen die Mädchen und Frauen, wie sie ihren Körper perfekt auf dem Einrad ausbalancieren, den Rücken dabei stets gerade halten, die Arme zum Halten des Gleichgewichts fast ununterbrochen zu den Seiten hin ausstrecken. Und dabei meist auch noch rückwärts fahren, die Teamkolleginnen im Blick behalten und immerzu auf Synchronität achten. Leicht ist anders. Die Vereinsmeisterschaft zeigte am Sonntag auch gut die Entwicklung auf, die RVB-Sportlerinnen durchmachen. Die Darbietungen ähneln einander stets - was wie gezeigt werden soll, schreibt ein Regelbuch fest. Im Einradsport ist die Rede von "Bildern" für die verschiedenen Sequenzen. So sah man bei den Jüngsten, den Schülerinnen, wie zwei Fahrerinnen ein Tor mit ihren Händen bildeten und zwei andere hindurchschlüpften genauso wie beim Eliteteam. Während bei den Schülerinnen, die teils noch nicht so lange dabei sind, noch der eine oder andere Wackler zu sehen war und auch mal ein Rad zu Boden schepperte, zeigte das Eliteteam um Anna-Lena Jester, Sofia Ruisinger, Larissa Kraus und Klara Leidl, warum es im Oktober auf Rang drei bei der Deutschen Meisterschaft gekommen war. Mit eiserner Disziplin, totaler Körperbeherrschung zeigten sie ein fehlerfreies Programm. "Da zuckt nichts, was nicht zucken soll. Das Team ist unser Aushängeschild", kommentierte Pressewartin Roßmann, die selbst in einer Elitemannschaft aktiv ist, neidlos.

Auch bei den Kunstradfahrerinnen gab es großen Sport zu sehen - und noch mehr Akrobatik. Andrea Müller und Sophie-Therese Immler zeigten allein und als Duett, was alles auf einem Fahrrad möglich ist - und manchmal staunten die Zuschauer auch über schier unmögliche Kunststücke. So auch bei Nachwuchstalent Greta Abel, die freihändig ihre Runden durch die Burgheimer Turnhalle zog - wohlgemerkt mit dem rechten Fuß auf dem Lenker, mit dem linken auf dem Sattel stehend. Der Hahn im Korb beim RVB ist Rahman Jafari, ebenfalls Kunstradfahrer. Der Jugendliche beeindruckte genauso mit Fahrten, bei denen er auf dem Sattel stand, flog aber auch in Superman-Manier auf seinem Velo über den Hallenboden, indem er sich mit den Händen auf Sattel und Lenker abstützte, seine Körper dabei aber exakt in der Horizontalen hielt. Ein Kraftakt.

Auch einige Ehemalige, die schon Jahrzehnte nicht mehr Einrad gefahren waren, zeigten, dass sie kaum etwas verlernt haben. Vor über einem Jahr haben sich RVB-Fahrerinnen von früher zu Teams zusammengefunden und bereicherten mit ihren Darbietungen auch heuer die Vereinsmeisterschaften. "Wir wollen sie bald auch wieder auf Wettkämpfe schicken, aber sie ziehen noch nicht so ganz", bemerkte Jasmin Roßmann dazu.