Hütting
Per Verbandsbeschluss zum Lieblingshobby

Schiedsrichter Hanno Weber hat in rund eineinhalb Jahren schon fast 100 Spiele geleitet

19.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:43 Uhr
Der Neuburger Hanno Weber ist seit gut eineinhalb Jahren Schiesdrichter und hat in dieser Zeit fast 100 Partien geleitet. −Foto: S. Hofmann

Hütting/Neuburg (DK) Etwas mehr als eineinhalb Jahre ist es her, da war er noch nicht mal Schiedsrichter. Und jetzt hat Hanno Weber bereits 100 Partien im Junioren- und Erwachsenenbereich geleitet. Der gebürtige Neuburger hat sein Lieblinghshobby entdeckt - und das nur, weil er qualifizierter Nachwuchstrainer werden wollte.

Wie bei den meisten anderen Schiedsrichtern, gab es vor Hanno Webers Laufbahn als Unparteiischer die Karriere auf der anderen Seite - der gebürtige Neuburger hat als Fußballer begonnen. "Ich war erst Straßenkicker", sagt er und grinst. "Ich bin im Neuburger Ostend aufgewachsen und da haben wir Kinder immer auf der Wiese vor dem Haus gespielt." Mit sieben Jahren hat er sich dann dem BSV Neuburg angeschlossen und im Anschluss seine ersten Pflichtspiele bestritten. Bis zur C-Jugend hielt er den Kickern aus dem Stadtteil Herrenwörth die Treue. Dann allerdings verlor er, wie so viele Jugendliche, erst mal die Lust am Fußball, andere Dinge waren wichtig. "Ich hab' ein paar Jahre gar nichts mit Fußball am Hut gehabt." Trotzdem packte ihn im Erwachsenenalter die Lust wieder und er spielte für mehrere Vereine im Seniorenbereich. "Ich bin aber nie über das Niveau der A-Klasse hinausgekommen. Ein, zwei Einsätze hatte ich in der Kreisklasse", sagt der 31-Jährige. Er interessierte sich aber bald für die Nachwuchsförderung und wurde Trainer beim FC Zell/Bruck. Dafür machte er auch die Übungsleiter-C-Lizenz. Und so verschlug es ihn auch zur Schiedsrichtergruppe Neuburg.

Seit zwei Jahren ist es nämlich für alle Trainer, die eine C-Lizenz erwerben wollen, verpflichtend, auch eine Schiedsrichterausbildung zu machen. So will es der Bayerische Fußball-Verband (BFV). Die Unparteiischen sind diesbezüglich geteilter Meinung. Viele finden, dass es für die Lehrwarte nur zusätzlichen Aufwand mit sich brächte, die Schiedsrichter letztlich aber nichts davon hätten. Die Trainer würden ihre Pflichtspiele leiten und danach die Pfeife wieder abgeben. Bei Hanno Weber war dem nicht so. "Ich war nach dem Lehrgang im März 2017 kurzzeitig beides, Trainer und Schiedsrichter. Aber mein Herz hat mehr und mehr für die Schiedsrichterei geschlagen. Und irgendwann musste ich mich auch entscheiden, weil ich zwischenzeitlich sechs Tage in der Woche auf dem Fußballplatz gestanden bin und das geht halt auf Dauer nicht", erzählt der 31-Jährige. Er blieb bei der Schiedsrichtergruppe Neuburg hängen. Seit seiner bestandenen Schiedsrichterprüfung hat der Neuburger, der mittlerweile im Rennertshofener Gemeindeteil Hütting lebt, 95 Spiele geleitet, 59 davon in diesem Jahr. Auf seine erste Partie als Unparteiischer angesprochen, antwortet er wie aus der Pistole geschossen: "BSV Neuburg gegen TSG Untermaxfeld, C-Junioren! Ich war vor dem Spiel voll nervös und hatte Angst, dass ich eine falsche Entscheidung treff', die den Spielausgang beeinflusst." Dem sei aber nicht so gewesen, wie ihm nach der Begegnung sein Mentor, der Lehrwart der Schiedsrichtergruppe Neuburg, Patrick Krettek, bestätigte. "Ich hab' damals einen Elfmeter gegeben und die Entscheidung war wasserdicht", berichtet Weber mit einem Grinsen.

Guten Leistungen und einer "starken Förderung durch die Kameraden und das Lehrteam", wie Weber sagt, hat es der 31-Jährige zu verdanken, dass er mittlerweile im Seniorenbereich Spiele bis hinauf zur Kreisliga leiten und sogar in der Landesliga als Assistent eingesetzt werden darf. Ob nun Junioren- oder Seniorenbegegnungen, Weber geht stets mit dem gleichen Ziel in eine Partie: "Wenn ich vom Platz gehe und keiner will mehr was von mir, dann habe ich meine Sache wahrscheinlich gut gemacht", sagt er. Während des Spiels sei sein Kopf leer und er konzentriere sich nur darauf, was auf dem Platz geschieht. "Du kannst es sowieso nie allen recht machen." Während andernorts oft von verbalen oder sogar physischen Attacken gegen die Unparteeischen zu lesen ist, kann Weber nichts dergleichen berichten. "Klar rufen die Leute manchmal was in den Platz rein. Aber das muss man zu einem gewissen Grad abkönnen. Und unter der Gürtellinie war das in meinem Fall auch noch nie."

Für ihn ist die Schiedsrichterei auch ein Stück weit Karriere nach der Karriere: "Als Fußballer selbst habe ich es ja nicht so weit gebracht. Aber als Schiedsrichter ist das noch mal ganz was anderes. Du kannst viel schneller aufsteigen, kommst in der Gegend herum und triffst auch mehr interessante Leute", sagt Weber. Er schätzt vor allem den Zusammenhalt in der Neuburger Gruppe. "Du kannst wirklich jeden um Rat fragen, alle haben immer ein offenes Ohr. Es ist eine richtig, richtig coole Truppe und ich kann nur an jeden, der mit dem Fußball aufhört, appelieren, Schiedsrichter bei uns zu werden."

Sebastian Hofmann