Neuburg
"Ohne Meisterschaften fehlt das Ziel"

Auf die Halle angewiesen: Radfahrverein Burgheim profitiert vorerst nicht von den Lockerungen

05.03.2021 | Stand 04.05.2021, 3:34 Uhr

Neuburg - Wer nicht joggen will und wem Wandern zu langsam ist, für den ist Fahrradfahren das Mittel der Wahl: Man ist an der frischen Luft unterwegs und von Pandemiebeschränkungen nicht betroffen - solange man nicht im Pulk unterwegs ist.

Und auch das könnte sich ab Montag ändern. Der Radsport könnte unter bestimmten Voraussetzungen sogar Training im Freien ins Auge fassen.

Davon müsste doch eigentlich auch der Radfahrerverein Burgheim profitieren. Leider nein, sagt Stefanie Barz, die für Sport zuständige Vorsitzende. Ihre beiden Vorstandskollegen Markus Schmid und Albert Frank managen die Bereiche "Feste" und "Organisation". Der Leistungssport, den der Verein anbietet, findet praktisch ausschließlich in der Halle statt. "Wir können nicht draußen fahren, das sind reine Hallenräder, von der Größe und von den Reifen her", erläutert Barz.

Einradfahren ist eine Kontaktsportart, die in Vierer- oder Sechsergruppen ausgeübt wird. Kunstradfahren kann zwar als Individualsport aufgefasst werden, obwohl es auch Zweierteams gibt, ist aber ebenfalls auf Hallen angewiesen (siehe Kasten).

Barz und die Trainer versuche, die meist jungen Sportler weiterhin zu motivieren. "Wir versuchen sie zu ermutigen, dran zu bleiben", so die Vorsitzende. Doch wenn der Anschluss weg sei, bleiben auch die Kinder und Jugendlichen weg, fürchtet sie. Kunstradfahren funktioniert eben nicht im heimischen Wohnzimmer oder in der Garagenzufahrt. Voriges Jahr wurden Übungs-Parcours aufgebaut, die von kleinen Gruppen genutzt wurden. Doch seit Monaten sind die Hallen geschlossen.

Da musste der Verein neue Ideen kreieren. So hatten Stefanie Barz und ihr Team über die Faschingszeit eine nette Challenge ausgetüftelt. Die Kinder durften sich bunt verkleiden und demonstrierten dann ihr Können am Hula-Hoop-Reifen. Wer am längsten durchhielt, bekam Krapfen als Belohnung. Oder es wurde ausgetestet, wer am längsten "Haltung" machen, also eine bestimmte Position mit ausgestreckten Armen einnehmen konnte. Einradfahren und gerade Kunstradfahren sind gefragt. "Da haben wir viel Nachwuchs", erklärt die Vorsitzende. Es gibt Gruppen für Schüler, Jugendliche und Erwachsene. Dazu kommt die Alterskategorie "Elite".

Meisterschaften sind die Höhepunkte im sportlichen Jahreslauf und sie sind recht dünn gesät. Anders als bei vielen Sportarten haben die Athleten nicht jeden Sonntag oder jedes Wochenende Gelegenheit, sich mit anderen zu messen. Präsentieren können sich die Gruppen bei Vereinsmeisterschaften, Oberbayerische Meisterschaften, Bayerische Meisterschaften, dem Junior-Mannschafts-Cup (nur in der Alterskategorie Jugend), dem Bundespokal (nur in der Alterskategorie Elite) und der Deutschen Meisterschaft. "Wir leben von den Meisterschaften", verdeutlicht Barz. "Ohne sie fehlt das Ziel. "

Auch öffentlichkeitswirksame Auftritte blieben voriges Jahr aus. Der Verein präsentiert sich beispielsweise beim Marktfest oder beim Volksradfahren und hätte sich auch beim Korso zum Jubiläum des Schützenvereins beteiligt, wenn es denn stattgefunden hätte.

Neben den Leistungssportlern, die tatsächlich hohe Ansprüche an das Umfeld und die Bodenbeschaffenheit legen müssen, verfügt der Verein über eine spezielle Gruppe, die stets ein großes Hallo auslöst, wenn die Mitglieder mit ihren historischen Lauf-, Hoch- und sonstigen Rädern auftauchen - selbstverständlich stilecht in der Kleidung der jeweiligen Zeitepoche. Übrigens: Auch die Leistungsgruppen kann man natürlich engagieren, so gab es schon Auftritte bei der Sportgala in Donauwörth oder bei der AWO.

Das alles fehlt momentan und daran wird sich auf absehbare Zeit auch nichts ändern. "Es ist traurig, dass man nichts planen kann", sagt Stefanie Barz. Und erst nach Ende des Lockdowns wird man sehen, ob alle kleinen und großen Sportlerinnen und Sportler bei der Stange geblieben sind und wie es mit der Nachwuchsrekrutierung aussieht.

DK