Ingolstadt
Kurzes Heimspiel

Ingolstädter Thaiboxer Dardan Morina verteidigt WM-Titel in der Saturn-Arena mit Knock-out

10.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:50 Uhr

Weltmeister und Kurzarbeiter: Dardan Morina (hinten Mitte) schickte seinen Kontrahenten Sean Campbell bereits in der ersten Runde auf die Bretter und verteidigte seinen Titel erfolgreich. - Foto: Bösl

Ingolstadt (DK) Ein besseres Drehbuch hätte man sich nicht ausdenken können: Zum ersten Mal Hauptkampf, zum ersten Mal in der Heimatstadt - und dann das: Abgeklärt und schlagfertig sicherte sich Thaiboxer Dardan Morina den Sieg gegen den Schotten Sean Campbell und verteidigte seinen WM-Titel.

Jubel, ausgelassene Stimmung, hupende Autos - was man am Samstag vielleicht von Fans des neuen und alten deutschen Fußballmeisters FC Bayern München erwartet hatte, ereignete sich erst viele Stunden danach vor der Saturn-Arena. Keine deutsche Meisterschaft, kein Fußballgroßereignis, kein Eishockeyspiel - nur ein Mann sorgte für diese glücklichen Gesichter und das Glücksgefühl der Ingolstädter Sportfans an diesem Abend: Dardan Morina.

Gleich in der ersten Runde hatte der 26-jährige 14-fache Weltmeister im "Kampf seines Lebens" seinen Gegner Sean Campbell auf die Bretter geschickt. Dieser blieb liegen und wurde ausgezählt. Knock-out in Runde eins - zur Freude der 3500 Zuschauer in der Saturn-Arena.

Von "Psychoterror" sollte er danach sprechen, vom "großen Druck", den er sich auch selbst vor diesem Kampf gemacht hatte. Für ihn und seine Fans, die an diesem Nachmittag mehrere Stunden in der Saturn-Arena ausgeharrt hatten, um Morina zu sehen, hat sich die Aufregung gelohnt. Während der gesamten "Steko's Fight Night" hatte sich die Spannung hochgeschaukelt: Die beiden Ingolstädter Christian Gerber (Sieg gegen Jamil Hudeev) und Tayfun Ertural (unentschieden gegen Adam Tamarov) sorgten zu Beginn für Stimmung in der gut gefüllten Halle, Moderator Mola Adebisi führte durch den Abend bis zum ersten Höhepunkt: den Kampf der Weltmeisterin Marie Lang.

Deren Gegnerin Elna Nilsson aus Schweden machte es Lang ganz schön schwer, doch die Titelträgerin setzte sich am Ende aufgrund der klareren Treffer einstimmig nach Punkten durch und konnte ihren WM-Titel der WKU verteidigen. Doch darum ging es an diesem Abend in Ingolstadt nicht.

Es ging um Morina, um seinen Kampf, um sein Debüt im Hauptkampf, sein Debüt in Ingolstadt und um den schottischen Gegner Sean Campbell: "Ich gehe nicht auf den Knock-out", hatte Morina vor dem Kampf noch angekündigt. Doch die Menge trieb ihn an - vom Einlauf weg. Das Ingolstädter Publikum bewies ein gutes Gespür - auch schon vorher in Marie Langs Kampf - und sorgte für eine weltmeisterliche Stimmung. Campbell wollte den Party-Crasher geben, versuchte mit Mätzchen Morinas Konzentration zu stören: Während der beiden Nationalhymnen hüpfte der Schotte durchgehend durch den Ring, blickte ständig zu seinem Kontrahenten. Eine Provokation, die sich rächen sollte. Campbell begann ungestüm, wollte Morina sofort unter Druck setzen, doch der Ingolstädter bewies seine Stärke, wich fast allen Schlägen aus und setzte sofort zu harten Kontertreffern an. Dann plötzlich lag Morina am Boden - allerdings war der Weltmeister nur ausgerutscht. Angestachelt von seinem Heimpublikum ging der 26-Jährige wieder in die Offensive, schaute sich Campbell aus, wich einem weiteren wilden Angriff aus - und schickte den Schotten mit einer krachenden linken Geraden auf die Bretter.

Morina grinste, wusste sofort um seinen Sieg, während es die Zuschauer in der Arena aus den Sitzen riss - allen voran Ingolstadts Oberbürgermeister Christian Lösel, der direkt am Ring lautstark applaudierte. Der Ringrichter zählte Campbell an und beendete den Kampf nach Knock-out in Runde eins. Morina posierte nach diesem überzeugenden Auftritt auf der Ringecke, zur Freude des tobenden Publikums.

Mit einem Zwinkern bedankte sich der 26-Jährige bei seinem Edelfan aus der Politik, den er kurz nach dem Kampf auch in den Arm schloss. Lösel gratulierte und klopfte Morina anerkennend auf die Schulter. Morina und sein Team hatten nicht nur für den Kampf, sondern auch die gut organisierte und lockere Veranstaltung Lob verdient.

Der Weltmeister wusste aber auch, bei wem er sich noch zu bedanken hatte. Nach einem Küsschen für die Freundin und einer Umarmung für Trainer Mladen Steko und Bruder Gentian widmete sich Morina seinen Fans: "Ich bin unendlich glücklich, dass ihr heute gekommen seid, um mich zu unterstützen." Er zahlte das Vertrauen zurück, erfüllte jeden Fotowunsch und schickte alle Zuschauer mit einem Lächeln nach Hause. Er selbst, so Morina, werde jetzt auf jeden Fall feiern. Ein ganz normaler Weltmeister also.