Untermaxfeld
Doppelter Einsatz

Schiedsrichter Moritz Riedl pfeift seine erste Partie zusammen mit seinem "Paten" Jonas Krzyzanowski

16.04.2018 | Stand 23.09.2023, 2:56 Uhr
Erst hatte Moritz Riedl (braune Haare) den passiven Part beim Tandemspiel, nach der Halbzeitpause übernahm er dann die Spielleitung von seinem "Paten" Jonas Krzyzanowski. −Foto: S. Hofmann

Untermaxfeld (DK) Aller Anfang ist schwer, sagt der Volksmund. Muss er aber nicht sein, sagt die Schiedsrichtergruppe Neuburg. Um ihren Neulingen den Einstieg in den Sport zu erleichtern, haben sich die Unparteiischen auf ein früheres Experiment zurückbesonnen. So pfiff Moritz Riedl seine erste Partie an der Seite eines anderen Schiedsrichters - ein sogenanntes Tandemspiel.

Freitagabend, 17.30 Uhr, Sportplatz Untermaxfeld: Auf dem Nebenplatz des TSG-Geländes stehen sich die D-Juniorenteams der SG Untermaxfeld/Ludwigsmoos und der SG Zell/Bruck am 14. Spieltag der U13-Gruppe Augsburg 6 gegenüber. Rund 20 Zuschauer sind um das Kleinfeld verteilt, fünf davon sind Schiedsrichter. Die Neuburger Gruppe der Unparteiischen hat einen Versuch wiederbelebt, den es so schon vor ein paar Jahren gegeben hat. Die Partie der U13-Kicker leitet nicht ein Schiedsrichter, es stehen zwei gleichzeitig auf dem Platz und wachen über die Einhaltung der Regeln.

"Wir haben ein Patensystem, bei dem sich ein erfahrener Schiedsrichter um einen jungen Kollegen kümmert", erklärt Patrick Krettek, Lehrwart der Schiedsrichtergruppe (SRG) Neuburg. Ziel sei es, dass Neulinge einen festen Ansprechpartner haben, den sie stets um Rat fragen können und der mit konstruktiver Kritik zur Seite steht. Dass eine Partie von zwei Schiedsrichtern gleichzeitig gepfiffen wird, sei der nächste logische Schritt in dieser Hinsicht, so Krettek.

Dass es sich bei dem Duo Jonas Krzyzanowski (VfR Neuburg) und Moritz Riedl (SC Feldkirchen) um gleichaltrige Unparteiische handelt, ist dagegen etwas Besonderes. Beide sind 15. Riedl hat seine Schiedsrichterausbilung erst mit dem jüngsten Lehrgang im Oktober 2017 begonnen, Krzyzanowski ist dagegen trotz seiner Jugend schon fast ein alter Hase. Im Jahr 2015 hat er den Basiskurs absolviert, bereits mit 13 Jahren leitete er Seniorenspiele und gehört aktuell dem Bezirksförderkader an. Ein erfahrener (junger) Mann also.

Deshalb durfte auch Krzyzanowski am Freitag zuerst zur Pfeife greifen und die erste Halbzeit der D-Juniorenbegegnung leiten. Moritz Riedl marschierte nebenher und hatte zunächst die Aufgabe, darauf zu achten, wie sich sein Kamerad in den verschiedenen Situationen positiniert und verhält. "Es war sehr praktisch für mich", sagte Riedl nach dem Spiel. "Bei den D-Junioren ist alles noch nicht so schnell, die Entscheidungen sind immer eindeutig. So konnte ich mich eigentlich dauernd mit Jonas austauschen und Fragen stellen." Und die jungen Kicker störte es nicht, dass da zwei "Schwarze" mit ihnen auf dem Platz standen - so mancher war so konzentriert, er wird es gar nicht bemerkt haben.

Während der Halbzeitpause begleitete Lehrwart Krettek seine beiden Kollegen in die Kabine und kündigte den Rollentausch an. In Spielabschnitt zwei sollte Riedl den aktiven Part übernehmen, Krzyzanowski nur anleiten und eventuell in kritischen Situationen zur Pfeife greifen. "Oh ja, der ist nervös", stellte SRG-Pressewart Philipp Sofsky mit Beginn der zweiten Halbzeit zum Auftreten Riedls fest. "Aber das ist bei allen so." Sofsky filmte das Spiel, hatte stets Riedl und Krzyzanowski im Fokus, nach der Partie sollte es nämlich eine Videoanalyse geben. Tatsächlich war Jung-schiedsrichter Riedl die innere Anspannung anzusehen. Der Anstoßpfiff kam sehr verhalten, während der ersten Minuten huschte der Blick des 15-Jährigen nervös über das Kleinfeld. Als die SG Untermaxfeld/Ludwigsmoos einen Spieler auswechseln wollte, gab Riedl dies zwar per Pfiff bekannt, vergaß aber zunächst das Handzeichen dazu, Krzyzanowski erinnerte ihn routiniert daran.

Danach passierte ein Foul im Mittelkreis. Riedl sah es, doch zögerte. Krzyzanowski pfiff. Je länger die zweite Halbzeit allerdings dauerte, desto mehr fiel die Anspannung sichtlich von Neuling Riedl ab. Der Feldkirchener trat zusehends souveräner auf, machte, ohne es selbst zu sehen, die gleichen Bewegungen und Stellungswechsel wie sein Kollege und konnte gegen Ende der Partie sogar schon wieder verhalten lächeln. Das bemerkten auch die Schiedsrichterkollegen, die als Zuschauer hinter der Bande standen.

"Er hat das schon gut gemacht", befand Jonas Krzyzanowski nach Spielende. Dass es zwischen ihnen keinen Altersunterschied gibt, habe beide nicht gestört. "Ich finde das sogar richtig cool", sagte Riedl, ehe es zur Abschlussbesprechung mit Lehrwart Krettek und Schiedsrichterobmann Jürgen Roth ging. Gewiss ist: Es wird nicht das letzte Tandemspiel in der Neuburger Gruppe gewesen sein.

Sebastian Hofmann