Schönesberg
Die Vereine stimmen für Sebastian Deak

Rainer Unparteiischer gewinnt die Wahl zum Schiedsrichter des Jahres am Kameradschaftsabend der Neuburger Gruppe

13.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:13 Uhr

Seit 50 Jahren der Gruppe treu: Schiedsrichter Hermann Kohl von der SpVgg Joshofen-Bergheim. - Foto: L. Degmayr

Schönesberg (DK) Ein neuer Name geht in die Annalen der Geschichte der Schiedsrichtergruppe Neuburg ein: Beim traditionellen Kameradschaftsabend wurde Sebastian Deak aus Rain am Lech erstmals zum Schiedsrichter des Jahres gewählt. Die Vereinswertung ging an den FC Ehekirchen.

Hitzige Diskussionen über den Videobeweis und Gewalt gegenüber Unparteiischen sorgten in letzter Zeit für Unruhe und Verärgerung unter den Schiedsrichtern. Am vergangenen Samstag ließen zumindest die Regelhüter der Schiedsrichtergruppe Neuburg diese unschönen Dinge hinter sich und kamen wie jedes Jahr in der Gaststätte Daferner in Schönesberg zusammen, um gemeinsam ihren traditionellen Kameradschaftsabend zu feiern. Die rund 300 Gäste sorgten für gesellige Stimmung und einen vollen Festsaal.

Unter den Versammelten befanden sich größtenteils Vertreter der Vereine, welche dem Zuständigkeitsbereich der SRG Neuburg angehören. Dem Anlass entsprechend waren zudem wichtige Kommunalpolitiker anwesend, nämlich Günter Gamisch (Erster Bürgermeister Ehekirchens), Sabine Schneider (stellvertretende Landrätin) und der ehemalige BLSV-Kreisvorsitzende Fritz Goschenhofer. Auch Neuburgs Oberbürgermeister Bernhard Gmehling, selbst Mitglied der Schiedsrichtergruppe, ließ es sich nicht nehmen, an dieser prestigeträchtigen Veranstaltung teilzunehmen. Ebenfalls der Einladung nachgekommen ist, wie bereits in den vergangenen Jahren, eine Delegation der befreundeten Schiedsrichtergruppe Aalen.

Vor den eigentlichen Höhepunkten, den Auszeichnungen, richtete Obmann Jürgen Roth ein paar Worte an die Kollegen und Gäste und ließ das vergangene Jahr Revue passieren. Hinsichtlich des Sportlichen konnte man laut Roth im Vergleich zum Vorjahr zulegen, da man in diesem Jahr mit zwei Mitgliedern in der Regionalliga, zwei in der Bayernliga und fünf in der Landesliga deutlich präsenter sei. Die Nominierungen Sebastian Deaks und Pattrick Kretteks für die A- und B-Junioren-Bundesliga sorgten ebenfalls für Freude unter den Schiedsrichtern.

Neben all den positiven Dingen sprach der Obmann auch den Schiedsrichtermangel in den unteren Ligen an: "Auch wenn wir alle Spiele neutral besetzen konnten, fehlt es uns einfach an Schiedsrichtern. Der Forderung einiger Vereine nach mehr Qualität der Unparteiischen können wir derzeit einfach nicht nachkommen." Qualität sei für Roth nur durch Quantität zu erreichen, weswegen er die Vereine weiterhin auffordert, mehr Werbung für das Hobby zu machen. Kritik äußerte der Obmann dem Verhalten gegenüber den Offiziellen, vor allem den jüngeren Schiedsrichtern, welche oftmals verbal attackiert werden: "Vor ein paar Wochen hätte ich noch gesagt, es ist deutlich besser geworden. Was ich dann aber auf manchen Plätzen miterleben musste, da kann ich nicht von Verbesserung sprechen. Die Hemmschwelle der Gewaltbereitschaft sinkt immer weiter, und das ist so nicht hinzunehmen. Dass es an einigen Orten unseres Zuständigkeitsbereiches keine Wertschätzung für unsere Arbeit gibt, bedauere ich sehr."

Gewohnt unterhaltsam durch den Rest des Abends führte das eingespielte Moderatorenduo Daniel Höche und Patrick Krettek. Auch in diesem Jahr hatten sie in ihrer sogenannten "Talkrunde" einen prominenten Gast an ihrer Seite: Diesmal nahm sich Angelika Söder, ihres Zeichens FIFA-Schiedsrichterin der Frauen, die Zeit, einige Fragen zu beantworten. Unter anderem erklärte sie am Beispiel eines Champions League Spiels, das sie am morgigen Mittwoch in Schweden leitet, wie die Einteilung für eine solche Partie abläuft, und zwar von der Anfrage der UEFA bis zum Anpfiff der Begegnung. Weiter erläuterte Söder die Nachbereitung eines Spieles, die professionell via Videoanalyse stattfindet. Zudem ging sie auf Fragen bezüglich ihres wöchentlichen Trainings, der Vereinbarkeit ihres Hobbys mit dem Beruf und ihrer Ziele für die Zukunft ein.

Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen jedoch die Ehrungen. Zunächst wurden Mitglieder ausgezeichnet, die in der Schiedsrichtergruppe Neuburg schon länger als Unparteiische fungieren (siehe Kasten). Auch wenn es in diesem Jahr keine Auszeichnung für 60 Jahre Mitgliedschaft gab, konnte Hermann Kohl immerhin das halbe Jahrhundert vollmachen und erhielt für die bereits 50 Jahre, die er in der Schiedsrichtergruppe tätig ist, die Verbandsehrenmedaille in Gold. Auf 45 Jahre Historie konnten Horst Sandner, Walter Schiele (beide VfR Neuburg) und Franz Bauer (BSV Neuburg) zurückblicken.

Die zwei Highlights des Abends waren zweifelsohne die Wahlen des Schiedsrichters des Jahres und des besten Vereins des Jahres. Dabei warteten die Gäste gespannt auf die Ergebnisse, die von den Moderatoren oscarwürdig in goldenen Briefkuverts aufbewahrt wurden.

Bei den Schiedsrichtern verpasste der 16-jährige Moritz Hägele (SpVgg Joshofen-Bergheim) die Überraschung nur knapp, konnte sich aber trotzdem über 82 Punkte und Rang drei sichtlich freuen. Noch enger verlief das Duell an der Spitze: Günther Behr (SpVgg Joshofen-Bergheim) fehlten mit 85 Punkten nur zwei Zähler auf den Gewinner. Der Sieg in der Kategorie "Bester Schiedsrichter" ging nämlich erstmals an Sebastian Deak vom TSV Rain am Lech. Obwohl Deak derzeit in der Landesliga pfeift und daher weite Anfahrtswege zurücklegen muss, die ihn teilweise bis nach Kaiserslautern führen, leitete der Unparteiische in diesem Jahr rund 90 Spiele und stand seinen Konkurrenten, die eher in den unteren Ligen angesiedelt sind, in nichts nach.

Die Trophäe für den besten Verein gewann in diesem Jahr mit 210 Punkten der FC Ehekirchen, auf Rang zwei und drei folgen der SV Grasheim (195 Punkte) und der SV Bayerdilling (183 Punkte).

Obmann Roth ehrte zudem noch einige verdiente Mitglieder, unter anderem die Moderatoren Höche und Krettek und Pressewart Harald Förg. Eine Sonderehrung erhielt Paul Birkmeir, der in dieser Saison die 1000-Spiele-Marke knackte. Ebenfalls geehrt wurden Manfred Schweller, der die Schiedsrichtergruppe Neuburg seit Jahrzehnten finanziell unterstützt, und Fritz Goschenhofer, der während seiner Amtszeit als BLSV-Kreisvorsitzender laut Jürgen Roth stets bemüht war, sich für die Belange der Unparteiischen einzusetzen.