Deutenbach
Betrug bei Amateurvereinen

Vorsicht im Internet: Am Beispiel des Bezirksligaligisten STV Deutenbach wird die perfide Masche der Gauner erklärt

15.04.2021 | Stand 12.06.2021, 3:34 Uhr
Zweikämpfe auf dem Platz ist der STV Deutenbach (l.) gewohnt, betrügerische Machenschaften nicht: Der dubiose Überweisungsträger fiel auf. −Foto: Enzmann

Deutenbach - Betrug im Internet ist in Zeiten der Corona-Pandemie immer mehr auf dem Vormarsch und macht nun auch vor dem Amateurfußball nicht mehr halt.

An einem Beispiel wird erläutert, mit welcher Masche die Betrüger vorgehen und wie man sich als Verein davor schützen kann.

Ein Anruf einer aufmerksamen Bankangestellten half dem STV Deutenbach - Bezirksliga-Konkurrent des SV Marienstein - auf die Spur einer üblen Betrugsmasche zu kommen. Wie sich bei der weiteren Ermittlung herausstellte, ist der mittelfränkische Bezirksligist vom Weihersberg kein Einzelfall, weshalb der frühere STV-Vorsitzende Birger Kraska auch andere Vereine eindringlich warnen möchte.

Erst im Oktober 2020 hatte Kraska nach achteinhalb Jahren seinen Posten als Vorsitzender des STV Deutenbach abgegeben und den Staffelstab an Dieter Wellmann weitergereicht. Im Zuge der Übergabe der Amtsgeschäfte wurden auch die Vollmacht für die Bankverbindung geändert und die Ansprechpartner hinterlegt. Dementsprechend kontaktierte die Hauptkassiererin der Sparkasse Fürth zunächst den aktuellen Vorsitzenden, aber später auch Kraska, nachdem sie einen dubiosen Überweisungsträger von über 4700 Euro im Auftrag des Vereins erhalten hatte, mit dem - wie sich herausstellen sollte - weder Wellmann noch Kraska etwas anfangen konnten.

"Zunächst einmal waren wir der Dame von der Sparkasse sehr dankbar, dass sie so aufmerksam war und uns gleich kontaktiert hat. Im ersten Moment waren da bei uns lauter Fragezeichen. Nachdem sich geklärt hatte, dass definitiv keiner aus dem Verein eine solche Überweisung in Auftrag gegeben hatte, aber angeblich meine Unterschrift auf dem Überweisungsträger stehen sollte, bin ich der Sache nachgegangen", erklärt Kraska, der selbst bei der Polizei in Nürnberg tätig ist. Der Ex-STV-Vorsitzende rief also bei einer Firma für Büroartikel an, bei der der Verein zwar tatsächlich Kunde ist, aber definitiv keine Bestellung in jener Höhe aufgegeben hatte. Der Anruf brachte schnell Licht in die dunklen Machenschaften der Betrüger. Denn die Firma konnte Kraska bei der Aufklärung behilflich sein und mitteilen, dass der STV Deutenbach nicht der erste Verein sei, auf dessen Kosten drei Tablet-Computer bestellt werden sollten. "Es ging sogar um genau denselben Betrag", war Kraska baff und erfuhr durch einen Anruf bei einem Kollegen in Reutlingen (Baden-Württemberg) noch mehr zum Vorgehen der Betrüger, die in mehreren Fällen in ganz Deutschland auf Kosten von Vereinen bestellen.

Vermutlich über die Homepage gelangten die Täter an die Kontodaten des Vereins. "Die Bankverbindung steht ja meistens auch auf den Aufnahmeanträgen", erklärt Kraska und lieferte mit seiner Unterschrift unter einem Weihnachtsgruß an die Mitglieder unbewusst eine zweite Information, die sich die Betrüger zu eigen machten. Mit der gefälschten Unterschrift wird dann die Überweisung vom Vereinskonto eingeleitet und so die Bestellung per Vorkasse bezahlt. Im Fall des STV Deutenbach hätte auch ein vorher vereinbartes Limit als Höchstbetrag selbst ohne die aufmerksame Mitarbeiterin der Sparkasse Fürth die Überweisung wohl gestoppt. "Bei etwas kleineren Beträgen könnte die Masche aber leichter klappen", vermutet Kraska. Nach erfolgtem Zahlungseingang schickt der Händler die Ware raus. Der Verein ist somit der Geschädigte. Dabei zeigte sich in den Ermittlungen, dass bei Vereinen aus dem süddeutschen Raum die Ware in den Norden geliefert werden sollte - und umgekehrt. An die Ware kommen die Täter auf zwei Wege: Entweder sie warten am Liefertag direkt vor der angegebenen Adresse und nehmen die Sendung vor dem Anwesen entgegen, oder sie leiten das Paket durch ein nicht registriertes Handy um auf eine Packstation und haben dann eine leichte Beute.

Ganz wichtig für die Prävention: Damit der eigene Verein nicht Opfer dieser Betrugsmasche wird, sollte man davon absehen, relevante Unterschriften der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Vor allem aber empfiehlt sich ein enger Kontakt mit dem Bankinstitut. Eine konkrete Absprache würde helfen, so dass die Gepflogenheiten der Finanztransaktionen des Vereins bekannt sind und Unregelmäßigkeiten auffallen. Werden beispielsweise Überweisungen stets online durchgeführt, so könnte ein entsprechender schriftlicher Überweisungsträger auffallen. Zu empfehlen sind grundsätzlich auch Überweisungslimits, die man nur in Ausnahmefällen aufhebt.

dme