Ingolstadt
"Wir werden die Erfahrungen aufsaugen"

Ingolstädterin Emilie Bernhardt fliegt heute mit der deutschen U17-Auswahl zur Fußball-WM nach Uruguay

07.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:18 Uhr

Ingolstadt (DK) Emilie Bernhardt erlebt gerade spannende Tage. Nicht nur, dass die 16-jährige Fußballerin sich seit Saisonbeginn beim FC Bayern München II in der 2. Bundesliga durchsetzen muss, als Junioren-Nationalspielerin steht die Ingolstädterin in den kommenden Wochen vor ihrer bislang größten Herausforderung: Mit der U17-Auswahl des DFB fliegt sie zur Weltmeisterschaft nach Uruguay.

Heute Abend startet in Frankfurt der Flieger mit der Juniorinnen-Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) an Bord. Nach der Landung in Buenos Aires wartet am Donnerstagmorgen dann noch eine rund einstündige Fährfahrt, bis Mannschaft, Trainer und Betreuerteam in Colonia in Uruguay ankommen werden. Das Abenteuer WM kann beginnen.

"Wir freuen uns alle sehr. Natürlich auf das Turnier, aber auch auf Uruguay, schließlich war noch niemand aus unserer Mannschaft bislang dort", erzählt Bernhardt. Sommerliche Temperaturen (erwartet werden rund 25 Grad), dazu entsprechende Verhaltensregeln beim Thema Essen und beim Leitungswasser - die Umstellungen bis zum Turnierstart am 13. November werden nicht unerheblich sein. Bernhardt startet dennoch mit viel Vorfreude ins Abenteuer. "Wir werden die Erfahrungen aufsaugen", sagt sie.

Sportlich steht den deutschen Nachwuchsfußballerinnen von Beginn an eine echte Herausforderung bevor. Mit Nordkorea, Kamerun und den USA warten bereits in den Gruppenspielen schwere Gegner auf das Team von Bundestrainerin Ulrike Ballweg. "Natürlich ist es wichtig, gut in so ein Turnier zu starten. Dann wird die Stimmung noch mal besser und vieles fällt leichter", weiß Bernhardt, die im Mai dieses Jahres in Spanien mit der DFB-Auswahl bereits EM-Silber gewonnen hat.

Beim WM-Auftakt für das deutsche Team am 14. November wartet in Colonia mit Nordkorea aber gleich der Titelverteidiger. "In dem Spiel sind wir sicher nicht der Favorit. Aber ich denke schon, dass wir auch dieses Spiel gewinnen können", gibt sich die Abwehrspielerin zuversichtlich. "Nicht zu unterschätzen" seien auch die weiteren Gegner. "Bei Kamerun erwarte ich eine athletisch sehr starke Mannschaft, die vermutlich aber technisch und taktisch noch nicht so weit ist. Gegen die USA habe ich mit der U16 schon mal gespielt und 0:4 verloren. Die dürften also auch sehr stark sein", weiß Bernhardt.

Entsprechend gibt sich die ehemalige Spielerin der DJK Ingolstadt bei der Zielsetzung für das Turnier auch vorsichtig. "Wir wollen die Vorrunde überstehen. Danach können die Gegner schließlich kaum noch stärker werden. Wenn wir das schaffen, schauen wir mal, wie weit wir kommen", sagt sie und grinst.

An persönlicher Unterstützung wird es ihr in der Ferne im Übrigen nicht fehlen. Vater Jürgen, Mutter Sofie, Oma, Opa und eine Tante sowie ihr ehemaliger DJK-Trainer Thorsten Haag werden rechtzeitig zum Turnierbeginn nach Uruguay nachreisen. "Sie werden uns bei den Spielen anfeuern, aber natürlich auch ein bisschen Urlaub machen. Toll, dass sie dabei sind", freut sich Bernhardt.

Da sie drei, vielleicht sogar fast vier Wochen unterwegs sein wird (das Finale findet am 1. Dezember statt), darf Bernhardt auch während eines solchen WM-Turnieres die Schule natürlich nicht außer acht lassen. "Ein bis zwei Stunden pro Tag werden wir sicher mit Lernen verbringen", ahnt die Schülerin des Apian-Gymnasiums vor dem Abflug, Zwei Lehrer werden sie und ihre Teamkolleginnen dabei vor Ort unterstützen, außerdem erhält sie per Mail Infos und Aufgaben aus Ingolstadt. "In Englisch werde ich auch eine Schulaufgabe in Uruguay schreiben", erzählt sie. Alles offenbar nur eine Frage der Organisation.

In diesem Punkt waren Bernhardt und ihr Umfeld schon in den vergangenen Wochen besonders gefordert. Nachdem sie zuvor in der U15-Jungenmannschaft der DJK Ingolstadt gespielt hat, ist die Innenverteidigerin vor Saisonbeginn nämlich zu den Zweitliga-Damen des FC Bayern München II gewechselt.

Vieles ist seitdem neu. "Zum einen ist das Pendeln nach München natürlich eine Herausforderung", sagt sie. "Aber meine Eltern und mein Opa fahren mich." Für die Anpassung an die neue Spielklasse habe sie "zwei oder drei Spiele gebraucht, weil die Gegnerinnen doch wesentlich erfahrener und taktisch besser sind ", meint sie. "Aber jetzt bin ich gut drin und spiele sehr häufig von Beginn an."

Beeindruckt ist sie von den Verhältnissen beim FC Bayern. "Die Bedingungen, selbst für die zweite Frauen-Mannschaft, sind der Wahnsinn. Die Plätze sind top, wir haben einen Wäscheservice und bekommen die Ausrüstung gestellt." Kein Wunder, dass sie mit ihren ersten Wochen beim neuen Klub "sehr zufrieden" ist.

Ob sie das auch nach ihrer ersten WM sein wird? Bernhardt geht das Unternehmen positiv an. "Wir haben uns kein konkretes Ziel gesetzt. Wir wollen einfach guten Fußball spielen und dann gucken wir einfach, wie weit es geht", sagt sie.