Neuburg
"Wir brauchen uns nicht verstecken"

Zurück in der Landesliga: Vor dem Saisonauftakt des VfR Neuburg am Samstag ist Co-Trainer Alexander Egen optimistisch

13.07.2018 | Stand 02.12.2020, 16:04 Uhr
Hofft auf den Klassenerhalt mit dem VfR Neuburg: Co-Trainer Alexander Egen. −Foto: Foto: Hofmann

Neuburg (DK) Nach mehr als 30 Jahren dürfen die Fußballer des VfR Neuburg wieder oberhalb der Bezirksgrenze auf Torejagd gehen.

An diesem Samstag (15 Uhr) findet für die Lila-Weißen das Auftaktspiel in der Landesliga Südwest statt. Zum Heimspiel empfängt die Elf des Trainerduos Christian Krzyzanowski/Alexander Egen den SV Cosmos Aystetten. Vor dem ersten Saisonspiel sprachen wir mit dem 29 Jahre alten Egen über seine kürzlich erhaltene B-Trainer-Lizenz, Bundestrainer Joachim Löw und das, was Spieler und Zuschauer vom VfR erwarten können.

Herr Egen, Sie haben am Freitag Ihre Prüfungsergebnisse bekommen. Die B-Trainer-Lizenz haben Sie bestanden. Heißt das, Sie werden den VfR Neuburg in absehbarer Zeit verlassen, um anderswo als Cheftrainer anzuheuern?

Alexander Egen: Aktuell habe ich dahingehend keine Gedanken. Klar, ich werde heuer im Dezember 30. Aber ich möchte mich da noch nicht festlegen, denn mit der Mannschaft und Christian (VfR-Trainer Krzyzanowski, d. Red. ) ist es einfach bombig und es passt alles. Im Hinterkopf habe ich aber schon, dass ich vielleicht irgendwann mal die Chance ergreife, woanders Cheftrainer zu werden, wenn alles passt.

Wo wir gerade beim Thema Trainergeschäft sind: Bundestrainer Joachim Löw darf weitermachen. Was halten Sie davon?

Egen: (lacht) Da sind Sie bei mir an der richtigen Adresse. Das ist das absolut falsche Signal. Ich mag Joachim Löw nicht und war noch nie überzeugt von ihm. Man hat ihm zugute gehalten, dass er immer mindestens das Halbfinale bei Turnieren erreicht hat. Aber das war mir bei den Mannschaften, die wir zur Verfügung haben, eigentlich zu wenig.

Sitzt Löw Ihrer Meinung nach also auf einem angesägten Stuhl?

Egen: Ja. Die Mannschaft hat sich seit 2014 nicht weiterentwickelt. Wir sind Weltmeister geworden, das war toll. Aber danach hat die Nationalelf immer den gleichen Fußball gespielt, weil keine Entwicklung stattgefunden hat. Gegipfelt hat das dann darin, dass man Leroy Sané und Sandro Wagner zu Hause gelassen hat. Das wären eckige Spieler gewesen, die den Unterschied hätten machen können. Ich habe den Eindruck, dass die nicht glatt genug sind. Und das muss man Löw aufs Butterbrot schmieren, dass er den besten Nachwuchsspieler der englischen Premier League (Sané, d. Red. ) nicht mitgenommen hat.

Kommen wir wieder zu Ihnen: Wie ist der Stand nach Ihrer erneuten Knieverletzung in der vergangenen Saison? Werden Sie noch mal als Spieler auflaufen oder haben Sie das ad acta gelegt?

Egen: Schwierige Frage. Im Training mache ich schon wieder ein bisschen mit. Passübungen und leichte Spielformen, aber noch nicht mehr. Ich möchte schauen, wie es funktioniert. Ich hab' nicht das Ziel, heuer noch ein Spiel zu machen. Ich werde versuchen, in der Wintervorbereitung mitzuziehen. Da sieht man ja auch, wie das Knie eine größere Belastung aushält. Ich habe es noch nicht hundertprozentig ad acta gelegt. Aber wenn es Probleme geben sollte, dann muss ich halt in den saueren Apfel beißen.

Mit Ihrer großen Erfahrung, die ja hinauf bis in die Regionalliga reicht: Wie schätzen Sie den Sprung zur Landesliga ein? Ist er viel größer als der Unterschied zwischen Kreisliga und Bezirksliga?

Egen: Auf jeden Fall ist es ein großer Sprung. In der Landesliga hast du Mannschaften wie Memmingen II oder Illertissen II drin, die viele junge, hervorragend ausgebildete Spieler haben, die sich für die ersten Mannschaften empfehlen wollen. Es wird auch Teams geben, die eher übers Kämpferische kommen. Aber von den 18 Mannschaften sind bestimmt zwölf dabei, die richtig Fußball spielen wollen und das auch können. Ich behaupte aber, dass wir durchaus mithalten können. Wir brauchen uns nicht verstecken. Wir haben große Qualität in unserem Kader. Das oberste Ziel bleibt aber der Klassenerhalt. Die Liga ist in jedem Fall stärker geworden. Landsberg hat mit Muriz Salemovic einen brutal guten Spieler dazubekommen, TuS Geretsried hat aufgerüstet, der SV Mering will schon länger hoch. Du musst die zweiten Mannschaften wie Memmingen und Illertissen immer auf der Rechnung haben, Wolfratshausen ist aus der Bayernliga runtergekommen.

Kennen Sie noch viele Spieler, gegen die Sie mit dem TSV Rain schon gespielt haben?

Egen: Ja klar, da taucht immer mal wieder der eine oder andere bekannte Name auf, gerade bei Memmingen oder Landsberg. Mit Maximilian Lutz vom SV Mering habe ich lange zusammengespielt und mich super mit ihm verstanden. Da freut man sich natürlich auf ein Wiedersehen.

Beim VfR Neuburg hat mit dem Landesligaufstieg ein Stück Professionalisierung stattgefunden. Das Team hat jetzt einen anerkannten Torwarttrainer, mit Roland Portune gibt es einen Scout, der sich die Gegner ganz genau anschaut. Geht der Verein in die richtige Richtung?

Egen: Durchaus. Es sind kleine Schritte, aber in die richtige Richtung. Der Verein war schon lang nicht mehr da, wo wir jetzt sind. Da muss man mitwachsen. Wir haben ja schon seit längerem mit Peter Meier einen Konditionstrainer. Dann müssen wir schauen, ob sich in Zukunft nicht eine Zusammenarbeit mit einem Mannschaftsarzt ergibt. Was eine sehr coole Sache ist: Wir bekommen jetzt eine Stadionkamera. Da kann man jedes Heimspiel live im Internet anschauen. Und außerdem ist es für uns Trainer eine sehr gute Möglichkeit, auch mal eine Video-Analyse nach einem Spiel zu machen. Das ist schon 'ne geile Nummer, muss ich sagen. Das hat man in dieser Spielklasse normal gar nicht.

Glauben Sie, dass auch mehr Zuschauer ins Brandlstadion kommen werden?

Egen: Ich hoffe es. Ich glaube, das Interesse ist groß. Es ist eine Euphorie da, auch in der Stadt selbst. Wir dürfen uns zum Beispiel ins Goldene Buch eintragen. Da merkst du schon, wie der eine oder andere wieder auf den Verein aufmerksam wird. Ich würde mir wünschen, dass in Neuburg und Umgebung eine gewisse Fanbasis entsteht.

Die Fragen stellte

Sebastian Hofmann