München
Weg des BFV wird zum Alleingang

28.05.2020 | Stand 02.12.2020, 11:16 Uhr
  −Foto: Hendrik Schmidt

München - Das Vorhaben des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV), im Amateurbereich die Fußballsaison 2019/20 ab Anfang September zu Ende spielen zu wollen, wird mehr und mehr zum Alleingang.

 

In Niedersachsen und am Mittelrhein, wo die Verbände zunächst ebenfalls weiterspielen lassen wollten, hat zuletzt ein Umdenken stattgefunden. Mitgliederbefragungen und politische Rahmenbedingungen führten dazu, dass auch hier die Zeichen auf Abbruch stehen.

Somit bleiben inzwischen lediglich noch die Landesverbände Bayern und Thüringen, die eine Fortsetzung der laufenden Saison befürworten. Dabei steht das Vorhaben in Thüringen auf wackligen Füßen, nachdem die Kreise Rhön-Rennsteig und Südthüringen sowie der Jugendausschuss bereits Anträge auf ein vorzeitiges Ende der Spielzeit gestellt haben.

Der BFV zeigt sich davon ungerührt. Oberste Prämisse für den Verband ist weiterhin, dass die aktuelle Spielzeit unbedingt zu einem regulären Ende gebracht wird. Offenbar auch deshalb, weil die Sorgen bezüglich der darauffolgenden Spielzeit groß sind. "In Bayern glaubt kaum jemand, dass die Spielzeit 2020/21 ordnungsgemäß, sprich mit vollständig absolviertem Spielplan abgewickelt werden kann", erklärte Verbandspräsident Rainer Koch (Foto) gegenüber dem "Kicker". Entsprechend genießt die aktuell unterbrochene Saison Vorrang.

In der kürzlich verabschiedeten Satzungsänderung ist deshalb Folgendes festgehalten: "Das Spieljahr 2020/2021 beginnt frühestens nach Abschluss des Spieljahres 2019/2020 und kann in verkürzter und/oder geänderter Form ausgespielt werden oder ganz entfallen. Eine Entscheidung über eine Austragung der Saison 2020/2021 in verkürzter und/oder geänderter Form ist spätestens drei Wochen nach Fortsetzung des Spielbetriebs der Saison 2019/2020 zu treffen, wobei sicherzustellen ist, dass das Spieljahr 2019/2020 vorrangig zu Ende gespielt wird. "

Ab 1. Juli 2021 will man dann mit dem Start der Saison 2021/22 wieder zum regulären Rhythmus zurückkehren - ohne dass ein vermehrter Abstieg notwendig wird.

Ein mutiges Vorgehen, dass der Verband nicht zuletzt umsetzt, weil bei einer Befragung der Vereine 68,13 Prozent der bayerischen Klubs für eine Fortsetzung der Saison gestimmt hatten. Im Bezirk Oberbayern hatten 651 der 859 stimmberechtigten Vereine (75,79 Prozent) ihre Stimme abgegeben, 75,42 Prozent sprachen sich dafür aus, die Saison zu Ende zu spielen.

Ein recht deutliches Ergebnis, das insofern überrascht, weil zum Beispiel der der Umgang mit Spielerwechseln noch gar nicht geklärt ist. Auch stellt sich die Frage, ob allen Vereinsvertretern zum Zeitpunkt der Abstimmung bewusst war, dass die verspätete Austragung der laufenden Saison die komplette Saison 2020/21 kosten kann.

Verbandspräsident Koch, als DFB-Vizepräsident dort unter anderem auch für den Amateursport zuständig, verteidigt das Vorgehen seines Landesverbandes: "Ich finde es in dieser so schwierigen Frage, zu der es schlicht keine, sprich die eine richtige Lösung gibt, gut und richtig, dass jeder Landesverband sich auf ein Votum seiner Vereine stützen kann. Das ist viel wichtiger als eine bundesweit einheitliche Lösung. " Dem Amateurkicker aus Stralsund sei es "zu Recht völlig gleichgültig, was in Passau passiert", stellte Koch klar.

nor/Foto:dpa