Gaimersheim
"Top drei wäre ein Schmankerl"

Gaimersheimer Cheerleaderinnen treten bei deutscher Meisterschaft an - Generalprobe an Pfingsten

17.05.2018 | Stand 02.12.2020, 16:23 Uhr
Tanzen selbst bei den "Flames" und trainieren die "Heat": Heidi und Anja Meier. −Foto: Foto: Münch

Gaimersheim (DK) Für die Cheerleaderinnen der Red Hot Chilis aus Gaimersheim stehen zwei große Wettkämpfe an: die Varsity Europe Championships in Bottrop (19. bis 21. Mai) und die deutschen Meisterschaften in Hamburg (9./10. Juni).

Sowohl den Tänzerinnen als auch den Trainerinnen wird viel abverlangt. Heidi und Anja Meier (20 und 23) tanzen selbst im Senior-Team und trainieren die Jüngeren. Wir haben mit den Schwestern gesprochen.

Heidi und Anja Meier, die Meisterschaften rücken näher. Wie ist die Stimmung in den Teams?
Heidi Meier: Man merkt auf jeden Fall die Anspannung und den Druck, denn wir wollen ja das Beste zeigen.
Anja Meier: Es passieren jetzt auch kleine technische Fehler, die man am Anfang nicht gemacht hat. Dann muss man zusehen, dass man sich wieder verbessert und die Grundlagen wieder solide werden.
Heidi Meier: Man muss auch sagen, dass wir sehr viel trainieren und irgendwann auch Konzentration und Kraft einfach nachlassen.

Wie oft pro Woche trainieren Sie?
Heidi Meier: Dreimal. Montags zwei Stunden nur Turnen, donnerstags zweieinhalb Stunden und sonntags drei Stunden.

Wird vor Meisterschaften noch öfter trainiert?
Anja Meier: Zeitlich ist für die meisten Mädchen gar nicht mehr machbar, daher belassen wir es normalerweise dabei.
Heidi Meier: Außer wir merken, dass wir kurz vor einer Meisterschaft sind und noch nichts steht, dann werden samstags Extratrainings eingeschoben. Vor Kurzem hatten wir einen Private-Coach aus Berlin bei uns, Sven Pfennig. Er hat mal die Nationalmannschaft trainiert. Das war sehr gut. Wir haben neuen Input erhalten und bekannte Stunts perfektioniert. Am Schluss hat Sven in unserer Routine (Choreographie, Anm. d. Red. ) Kleinigkeiten verbessert, um ein gutes Gesamtbild zu erzeugen. Er sieht die Dinge noch einmal mit ganz anderen Augen. Es war sehr anstrengend, weil wir Samstag und Sonntag jeweils vier Stunden am Stück trainiert haben.

Seine Zeit bei dem schönen Wetter in einer Halle zu verbringen, bedeutet aber schon mehr als ein Hobby, oder?
Heidi Meier: Ja, es ist definitiv ein Leistungssport. Das wissen auch alle, die sich dafür entschieden haben.
Anja Meier: Es sind auch alle froh, wenn die deutschen Meisterschaften vorbei sind und jeder auch wieder ein bisschen Zeit für sich hat.

Sie freuen sich aber hoffentlich auch ein bisschen auf die Meisterschaften?
Heidi Meier: Ja, total! Das sind Mega-Ereignisse für die ganze Mannschaft. In Bottrop haben wir einen ganzen Tag Freizeit im Movie Park und dann einen Tag für die Meisterschaft. Hamburg wird auch cool, wir machen noch eine Sightseeing-Tour. Am Tag darauf sind dann die Auftritte.

Macht es im Training einen Unterschied, ob eine Meisterschaft ansteht?

Anja Meier: Die letzten vier Wochen vorher gehen wir nur noch die Routine durch, damit die Mädels die nötige Ruhe bekommen. Die einzelnen Figuren klappen immer, aber wenn es zur Musik geht und alles hintereinander in 2:30 Minuten passen muss, passieren eben Fehler.

Konzipieren Sie die Routine eigenständig?
Heidi Meier: Ja, und das ist sehr aufwendig, denn die Laufwege von allen 25 Leuten auf der Matte müssen haargenau stimmen.
Anja Meier: Die Mädels sind in fünf Stunt-Teams aufgeteilt, und die müssen wir genau koordinieren. Ab September studieren wir die Routine ein und justieren immer wieder nach.
Heidi Meier: Auf die Musik muss man auch achten, denn die Soundeffekte müssen passen. Die Jury erwartet auch, dass man kreativ ist und nicht nur Mainstream-Stunts zeigt.
Anja Meier: Dafür suchen wir uns dann gerne Videos von US-amerikanischen Teams zur Inspiration.

Gibt es Vorgaben, was Sie zeigen dürfen?
Heidi Meier: Ja, die werden vom CCVD (Cheerleading und Cheerdance Verband Deutschland, d. Red. ) vorgegeben. Wir dürfen zum Beispiel in unserem Level keine Vorwärts-Saltos aus einem Stunt heraus zeigen. Der Verband geht da auf Sicherheit, daher ist das schon sinnvoll.
Anja Meier: Wenn man auf einer Meisterschaft etwas Illegales zeigt, gibt es größere Abzüge, als wenn mal ein Flyer runterfällt.

Welche Erwartungen haben Sie an sich selbst und an Ihre Teams?
Heidi Meier: Bei beiden Meisterschaften steht der Spaß im Vordergrund. Es geht vor allem darum, dass die Mädels und auch wir gezeigt haben, was wir können. Das gilt sowohl für die "Flames" als auch für "Heat".
Anja Meier: Das größte Ziel der ganzen Saison ist eigentlich immer, bei den Regionalmeisterschaften gut abzuschneiden und unter die Top drei zu kommen, um sich überhaupt für die deutsche Meisterschaft zu qualifizieren. Das Schmankerl wäre jetzt natürlich, auch dort auf das Podium zu kommen.

Wie schaffen Sie und die Mädels es, den Sport mit dem normalen Alltag zu koordinieren?
Anja Meier: Wir sagen den Mädels, dass sie sich so auf die Schule vorbereiten sollen, dass sie trotzdem ins Training kommen können. Das klappt ganz gut. Wir sind aber auch sehr von den Eltern abhängig, denn wenn die nicht so mitziehen würden, könnten wir vieles so nicht machen.
Heidi Meier: Bei uns ist es auch schwierig. Ich studiere von Montag bis Donnerstag in Regensburg, und die meiste Zeit zu Hause verbringe ich mit Training in der Halle. Der ganze Sonntag ist fürs Cheerleading eingeplant.
Anja Meier: Mein Problem wird sein, dass ich bald im Schichtdienst arbeiten werde. Da muss ich im Training dann ein paar Abstriche machen.

Wie viel Zeit verbringen Sie pro Woche mit Cheerleading?
Anja Meier: Zur Planung der Routine müssen wir Trainerinnen uns zusammensetzen, das sind mindestens drei Stunden am Anfang der Saison.
Heidi Meier: Wenn man die Wochenstunden im Training summiert, plus ein bis zwei Stunden extra, kommt man auf etwa 15 Stunden pro Woche.
Anja Meier: Wir kümmern uns auch um die Social-Media-Kanäle, also langweilig wird uns nicht! (beide lachen)

Wie gehen Sie mit dem Druck an Meisterschaftstagen um?
Anja Meier: Wir können oft am Tag vorher und am Tag selber kaum etwas essen und oft schon eine Woche vorher nicht mehr richtig schlafen.
Heidi Meier: Wir sind sechs Trainerinnen, die diese Doppelbelastung haben, also auch doppelten Druck, der auf uns lastet. Die Erleichterung ist enorm, wenn alles gut gegangen ist. Bei der Siegerehrung fließen dann die Tränen.
Anja Meier: Die Jüngeren sind auch nervös, aber meistens erst vor dem Auftritt. Wir gehen unsere Routine immer noch einmal komplett durch. Wenn dann was nicht klappt, fangen sie oft noch eine Minute vor dem Auftritt an zu weinen.
Heidi Meier: Aber wir haben ein Ritual. Wir stellen uns im Kreis auf und rufen: "1,2,3 - proud to be RHC! " Das motiviert sie noch mal richtig, weil das zeigt, dass wir ein gutes Team sind.

Das Gespräch führte

Carolin Münch.