Ingolstadt
So schnell wie möglich von A nach B

Die Ingolstädter Parkour-Läufer trainieren in der Halle 9, Hindernisse auf direktem Weg zu überwinden

29.11.2015 | Stand 02.12.2020, 20:29 Uhr

„Jeder hat seinen eigenen Style“: Andrej Ruder zeigt beim Training am Seitpferd in der Halle 9, wie Parkour-Läufer Hindernisse überwinden. - Foto: Stephan

Ingolstadt (DK) In Ingolstadt können Sportbegeisterte nicht nur Fußball oder Volleyball spielen. Es gibt immer mehr Trendsportarten, die im Verein oder in losen Gruppen ausgeübt werden. In dieser Serie stellen wir einige dieser Sportarten vor. Heute: Parkour.

Wilde Verfolgungsjagden über die Dächer, in rasanter Geschwindigkeit Fassaden hinauf, jedes Hindernis wird lässig überwunden – viele kennen Parkour nur aus dem Film. „Stirb langsam 4.0“ oder die „Bourne“-Trilogie bieten da zum Beispiel einige eindrucksvolle Szenen. Unrealistisch sind diese scheinbar nicht. „Wer lange genug trainiert, kriegt das schon hin“, sagt Andrej Ruder, der vor drei Jahren mit Parkour angefangen hat. Für Anfänger sind diese Szenen eher weniger zu empfehlen.

„Beim Parkour geht es darum, so schnell wir möglich von A nach B zu kommen“, erklärt Ruder, der einige seiner Übungen auf der Videoplattform YouTube veröffentlicht hat (https:'www.youtube.com/user/GekkoZlat). Dabei suchen sich Parkour-Läufer – Traceure genannt – einen Weg, der nicht durch die Architektur festgelegt ist. Das heißt, die Treppe wird zum Beispiel nicht über Stufen erklommen, sondern auf direktem Weg über das Geländer – und in möglichst fließender Bewegung sofort das nächste Hindernis genommen. „Es gibt keine Regeln, jeder macht das auf seine Art und Weise“, erklärt Ruder seine Begeisterung für Parkour, dessen Ursprünge übrigens in Frankreich Anfang des 20. Jahrhunderts zu finden sind.

Dabei kommt es auf die Kombination verschiedener Bewegungsabläufe an, die in der Halle 9 ganz gut geübt werden können. Dort trainiert Ruder gemeinsam mit den Ingolstädter Parkour-Läufern jeden Samstag. In der Trendsporthalle sieht es dann fast ein bisschen aus wie in einer normalen Turnhalle: Zwischen den Halfpipes und der Kletterwand haben die Sportler ein Seitpferd aufgebaut und weiche Matten darunter ausgelegt. Nach einem kurzen Aufwärmen springen sie – jeder auf seine Art und Weise – über das Turngerät, zweckentfremden aber auch die Halfpipes oder die Wände, während aus den Boxen laute Musik dröhnt. „Wir üben vor allem die Basics“, sagt Christopher Kolb, der die Trainerrolle übernommen hat. Da gibt es zum Beispiel den Speed Vault (ein Sprung, bei dem sich der Traceur mit einer Hand auf dem Hindernis abstützt und die Beine seitlich hinüber schwingt), den Dash Vault (mit den Beinen voraus über das Hindernis) oder den Wall Run (bei dem der Parkour-Läufer in mehreren Schritten eine Mauer „hinaufläuft“, um sie zu überwinden). „Das macht man so lange, bis die Landung leise und sauber ist, und alles flüssig aussieht“, ergänzt Ruder.

Richtige Strecken trainieren die Sportler lieber außerhalb der Halle. „Parkour ist eigentlich eher für draußen gedacht“, sagt Kolb. Geeignet sind zum Beispiel die Flächen am Theater oder an der Wirtschaftsschule. „Man guckt sich die Strecke erst an und überlegt, wie man am besten loslegt“, erklärt Ruder. „Erst dann macht man Runs, vielleicht auch kleine Saltos.“ Saltos seien aber eher beim Freerunning üblich, einer dem Parkour ähnlichen Disziplin. „Beim Freerunning spielt man mehr mit der Umgebung“, sagt der 18-Jährige.

Die Parkour-Läufer trainieren am liebsten in der Gruppe. „Jeder hat sein eigenes Ziel und seinen eigenen Style“, sagt Ruder. „Aber man sollte schon darauf hören, wenn die anderen dir Tipps geben.“ Schließlich ginge es darum, sich stets zu verbessern. „Man muss aber niemandem etwas beweisen“, fügt Kolb hinzu. „Es geht einfach ganz viel um die Gemeinschaft.“ Noch ist die Parkour-Szene in Ingolstadt klein. Der Kern der Gruppe besteht aus gerade einmal fünf bis zehn Leuten. „Als ich noch in Hessen gewohnt habe, waren wir um die 50“, erzählt Kolb. „Ich wünsche mir schon, dass die Szene hier wächst.“

Wer Parkour ausprobieren möchte, kann sich in Facebook bei der Gruppe „Parkour Ingolstadt“ informieren oder samstags um 12 Uhr in der Halle 9 vorbeischauen.