Ingolstadt
Qualifikation über den Koeffizienten

U20-Juniorinnen trotz EM-Absage bei der WM dabei: FCI-Nationalspielerin Emilie Bernhardt hofft in Costa Rica auf den großen Coup

18.04.2021 | Stand 23.09.2023, 18:03 Uhr
Sabine Kaczynski
Zwangspause: Corona-bedingt hat Emilie Bernhardt seit rund einem Jahr das DFB-Dress nicht mehr getragen. −Foto: Imago Images

Ingolstadt - Eigentlich hätte alles ganz anders laufen sollen: Im April und Juni des Jahres waren für die deutsche U19 Frauen-Fußballnationalmannschaft die beiden Qualifikationsrunden für die Europameisterschaft angesetzt, deren Endrunde im Sommer in Belarus hätte stattfinden sollen.

Die ersten vier Mannschaften wären dann für die U20-WM, die 2022 in Costa Rica ausgetragen werden soll, startberechtigt gewesen. "Die Qualifikationsturniere waren bereits 2020 in die wärmere Jahreszeit verschoben worden", erzählt Emilie Bernhardt, die dem Kader der deutschen U19-Frauen angehört und derzeit ihre Fußballschuhe für den FC Ingolstadt schnürt. "Deshalb war ich fest davon überzeugt, dass die EM stattfindet", sagt die 18-Jährige. "Zudem hat die Uefa stets kommuniziert, dass die U19-EM auf jeden Fall stattfinden soll, während die U17-EM ja schon länger gecancelt worden war. Mit einer Absage hatte ich überhaupt nicht gerechnet und war daher schon sehr enttäuscht. "

Denn am 23. Februar kam die Nachricht, dass die Europameisterschaft aufgrund der Corona-Pandemie nun doch ausfallen wird. Ohne das relevante Qualifikationsturnier musste das Uefa-Exekutivkomitee nun einen anderen Weg finden, die europäischen Startplätze zu vergeben und entschied sich für eine Zuweisung anhand der Koeffizientenrangliste. Somit lösten neben den DFB-Frauen auch Spanien, Frankreich und die Niederlande ihr Ticket für die Weltmeisterschaft.

"Nachdem wir jetzt qualifiziert sind, kann man den Ausfall der EM auch positiv sehen, weil wir jetzt mehr Zeit für die Vorbereitung haben. Trotzdem hätte ich das Turnier sehr gerne gespielt", sagt Bernhardt, die überzeugt ist, dass die Deutschen die Quali für die WM aufgrund der Qualität in der Mannschaft auch über die Teilnahme an der EM geschafft hätten. "Aber man muss auch bedenken, dass wir uns als U19-Nationalteam sehr lange nicht gesehen haben, während andere Länder trotz Corona trainiert und sogar Spiele ausgetragen haben. Das hätte ein Nachteil werden können", gibt die Ingolstädterin zu bedenken.

Derzeit hängt Bernhardt mit dem U19-Juniorenteam gewissermaßen in der Warteschleife, die letzte Maßnahme mit der Mannschaft absolvierte sie im März 2020 beim Nationenturnier in La Manga in Spanien. "Danach gab es im August noch einen Lehrgang, an dem ich aber nicht teilgenommen habe, weil ich damals schon in den USA war", erklärt Bernhardt.

In der Spielzeit 2020/21 wurde bislang kein einziges Länderspiel bei den weiblichen U-Nationalmannschaften ausgetragen. Wie fühlt sich das an? "Anfangs war es nicht dramatisch. Die Situation war für uns alle neu, die Vereine durften nicht trainieren, die Schulen waren zu", erinnert sich die 18-Jährige, die auch nicht befürchtet, dass der fehlende internationale Wettbewerb die Leistung schmälert: "Wir spielen alle in guten Vereinen, es ist eher das Zusammenfinden des Nationalteams, das etwas Zeit in Anspruch nehmen könnte. Die Qualität der einzelnen Spielerinnen leidet jedoch nicht", ist Bernhardt überzeugt.

Dennoch: "Je länger diese Phase dauert, desto bedauerlicher wird es. Die internationalen Spiele sind nicht nur eine Mega-Erfahrung, sondern man hat auch viele Kontakte über ganz Deutschland verteilt, die man nun gar nicht mehr pflegen kann. Die Zeiten mit dem Nationalteam sind immer sehr besonders - umso gespannter sind wir, wie es nun genau weitergeht", sagt die Ingolstädterin.

Denn mehr als Zoom-Meetings kommt derzeit nicht infrage: "Mit diesem Tool haben wir schon gemeinsam Spiele angeschaut, gekocht oder ein Quiz organisiert. Das Trainerteam bemüht sich, uns zu unterstützen und den Kontakt aufrechtzuerhalten. Einfach ist das aber nicht, denn viele Spielerinnen gehören in der Schule zum Abschlussjahrgang und befinden sich somit in der heißen Phase. Auch in den Vereinen haben wir ja ganz ordentlich Programm - deshalb gibt es auch nicht zu viele gemeinsame Aktionen", beschreibt sie.

Das nächste richtige Treffen ist für Juni vorgesehen, dann soll ein Lehrgang mit zwei Länderspielen stattfinden. Planungssicherheit gibt es jedoch auch hier nicht, während der Corona-Pandemie steht und fällt alles mit den Infektionszahlen. Eine konkrete Vorbereitungsstrategie auf die WM in Costa Rica, an der insgesamt 16 Teams teilnehmen werden, gibt es infolgedessen derzeit auch nicht. "Die Zeit, die uns letztlich bleibt, werden wir sicherlich intensiv nutzen. Wann es aber tatsächlich losgeht, weiß keiner. Es steht noch nicht einmal ein genaues Datum für die WM fest", sagt Bernhardt, die mit ihrem Geburtsjahr 2002 zum älteren Jahrgang der Teilnehmer gehören würde. "Daher ist es ganz klar mein Ziel, dabei zu sein - und am liebsten würde ich mit der U20-Nationalmannschaft in Costa Rica natürlich den Weltmeistertitel holen", sagt die ehrgeizige 18-Jährige.

Sabine Kaczynski