Ingolstadt
Paar am Puck

12.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:57 Uhr

Foto: DK

Ingolstadt (DK) An sich sind Brooke und Jochen Reimer ein ganz normales Ehepaar. 2016 gaben sich die 27-jährige US-Amerikanerin und der 32-jährige Allgäuer das Jawort. Vor einem halben Jahr verschlug es die beiden dann aus beruflichen Gründen nach Ingolstadt. Zusammen wohnen sie in einer Doppelhaushälfte im Norden der Donaustadt. So weit, so normal.

Doch es gibt etwas, was die Reimers deutschlandweit einzigartig macht: Beide spielen Eishockey, und zwar jeweils in der höchsten deutschen Liga - und für denselben Verein. Seit dieser Saison hütet Jochen Reimer das Tor des ERC Ingolstadt in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), seine Frau Brooke steht für die Damen-Mannschaft der Ingolstädter in der Deutschen Frauen-Eishockey-Liga (DFEL) auf dem Eis. Zudem ist Brooke Reimer als Trainerin im Nachwuchs der Schanzer tätig.

Dass die beiden dem Sport mit der kleinen Gummischeibe verfallen sind, ist wenig verwunderlich. Denn sowohl Brooke als auch Jochen Reimer stammen aus eishockeyverrückten Familien. Die US-Amerikanerin wuchs im Ort Teaneck im Bundesstaat New Jersey auf. "Mein Vater hatte eine Dauerkarte beim NHL-Klub New Jersey Devils. Als ich fünf Jahre alt war, hat er mich zu einem Spiel mitgenommen. Seitdem war mir klar: Ich will Eishockey spielen", erinnert sich Brooke Reimer. Ihr Ehemann berichtet: "Ich habe als junger Bub mit meinen Brüdern gespielt. Da beide älter als ich waren, musste ich ins Tor. Ganz offensichtlich habe ich mich dabei nicht allzu schlecht angestellt", ergänzt der mittlerweile 334-fache DEL-Goalie lachend.

Dass sich Brooke und Jochen Reimer überhaupt begegneten, hat - natürlich - ebenfalls mit Eishockey zu tun. Nach vier Jahren an der Universität von Wisconsin wagte Brooke Reimer im Jahr 2013 den Sprung nach Deutschland, genauer: nach München. Ein Jahr lang ging sie für den ESC Planegg in der DFEL auf Torejagd, und das durchaus erfolgreich: Am Ende der Saison feierte sie mit dem Klub die deutsche Meisterschaft. Jochen Reimer wiederum stand zur selben Zeit beim EHC München in der DEL zwischen den Pfosten.

Dass sich beide am 2. Februar 2014 über den Weg liefen, war letztlich jedoch einem anderen Anlass geschuldet: dem 48. Super Bowl. Diesen wollte Brooke Reimer als Football-Fan natürlich nicht verpassen - und begab sich zu später Stunde in ein Münchner Lokal, das eine Super-Bowl-Party veranstaltete. Ebenfalls vor Ort: der bekennende Football-Fan Jochen Reimer.

"Danach ging alles recht schnell", scherzt Brooke Reimer. Bereits zwei Jahre später, am 9. Juli 2016, heiratete das Paar an der Ostküste der USA. "Eigentlich war es eher als kleine Feier gedacht. Doch dann tauchten unzählige von Jochens Eishockey-Kumpels auf. Es war dann am Ende doch ein ziemlich großes Fest", erinnert sich die 27-Jährige schmunzelnd.

Anfangs war es für das Paar allerdings nicht einfach. Denn nach einer Saison in Planegg kehrte Brooke Reimer, die damals noch Ammerman mit Nachnamen hieß, in die USA zurück. "Wir mussten schon sehr kämpfen, dass wir uns sehen. Nach der Hochzeit habe ich dann entschieden, nach Deutschland zu gehen", sagt sie. Seine langfristige Zukunft wiederum sieht das Paar in den USA. "Wenn ich meine aktive Karriere beende, ist das unser Plan", erklärt Jochen Reimer. Im Heimatort seiner Frau hat das Paar bereits ein Haus, "dort wollen wir dann eine Familie gründen", berichtet Brooke Reimer. Seit drei Jahren leitet die US-Amerikanerin zudem in New Jersey eine Eishockey-Schule. Dort will Jochen Reimer irgendwann voll einsteigen.

Wann genau es so weit sein wird, können beide aber noch nicht sagen. "Ein paar Jährchen würde ich schon gern noch spielen", sagt Jochen Reimer. Am liebsten natürlich beim ERC Ingolstadt, an den der 32-Jährige vorerst nur bis Saisonende vertraglich gebunden ist. "Wir fühlen uns hier sehr wohl." Zudem ist die Familie, die im Allgäu lebt, nicht weit. Und Jochen Reimers Bruder Patrick, der in Nürnberg wohnt, wo beide drei Jahre lang zusammen beim DEL-Klub, den Ice Tigers, spielten. Brooke Reimer wiederum kann von München per achtstündiger Direktverbindung nach New Jersey fliegen. "Es gibt wesentlich Schlimmeres", sagt die 27-Jährige, die an ihrem Ehemann vor allem eines schätzt: "Für einen Deutschen ist Jochen ziemlich amerikanisch."

So ist der 32-Jährige beispielsweise - wie auch seine Ehefrau - glühender Baseball-Fan. "Die Los Angeles Angels waren immer mein Team. Doch Brookes Familie hält es mit den New York Mets. Also bin ich jetzt zwangsläufig Fan zweier Mannschaften", erklärt er. "Das hat aber auch einen Vorteil", ergänzt seine Frau. "Dann verlieren wir wenigstens zusammen."