Ingolstadt
Nur die Handballer machen Pause

Corona: Trotz steigender Infektionszahlen darf der Amateursport den Spielbetrieb fortsetzen - Spielabsagen vereinfacht

23.10.2020 | Stand 23.09.2023, 14:59 Uhr
Bekommt reichlich Zeit für taktische Absprachen: Trainer Roland Kratzer (2. von links) und die Handballerinnen der HG Ingolstadt setzen drei Wochen mit dem Spielbetrieb aus. −Foto: Rimmelspacher

Ingolstadt - Bayernweit steigen die Infektionszahlen, Risikogebiete werden ausgewiesen und in vielen Lebensbereichen werden die Hygienemaßnahmen wieder verschärft.

 

Die zunehmende Sorge aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus hat natürlich längst auch den Amateursport erfasst. Für das anstehende Wochenende kann nach gegenwärtigem Stand jedoch davon ausgegangen werden, dass nahezu alle Sportarten zumindest die Möglichkeit haben, ihre Spiele wie angesetzt auszutragen. Es gibt aber zahlreiche Absagen. Grundsätzlich ist außerdem zu beobachten, dass der Druck der Verbände auf die Vereine, die Spiele auszutragen, merklich runtergefahren wurde. So wurde zum Beispiel die Möglichkeit zur Spielverlegung vielfach vereinfacht.

Grundlage ist hier in der Regel der Sieben-Tage-Inzidenzwert (Anzahl der Neuinfektionen pro 100000 Einwohner) der am Freitag in Ingolstadt bei 66,2 (Quelle: RKI) lag. So hat der Bayerische Fußball-Verband (BFV) am Freitag mitgeteilt, dass ab sofort ab einem Inzidenzwert von über 50 Ligaspiele kostenlos verlegt werden können. Im Tischtennis und beim Volleyball wurde die bisherige Inzidenzwertgrenze von 35 gestrichen, Spielverlegungen sind hier ab sofort ohne Angabe von Gründen möglich. Regelungen, die bei allzu reger Nutzung, die Spielpläne ordentlich durcheinanderwirbeln dürften.

Noch deutlicher reagierte der Bayerische Handball-Verband, der die kommenden drei Spieltage (24./25. Oktober, 31. Oktober/1. November und 7./8. November) abgesetzt hat und am 4. November beratschlagen will, ob der Spielbetrieb wie erhofft am 14./15. November fortgesetzt werden kann. "Als Sportler will man immer spielen. Unter den gegebenen Umständen sind wir aber froh, dass uns der Verband die Entscheidung abgenommen hat", beschreibt Roland Kratzer die Gefühlslage bei den Landesliga-Handballerinnen der HG Ingolstadt. Er werde in den kommenden Wochen - weil die Halle geöffnet bleibt - "im normalem Umfang" weitertrainieren und sei in der glücklichen Lage, "dass die Mädels gut mitziehen". Das dies nicht ewig so weitergehen kann, ist ihm klar. "Als Sportler brauchst du ein Ziel, deshalb erhoffen wir uns bald Klarheit darüber, wie es weitergeht", sagt Kratzer. Eine gewisse Skepsis in Bezug auf die Saisonfortsetzung kann er nicht verbergen. "Ehrlich gesagt habe ich Zweifel, ob wir die Saison regulär zu Ende bringen können. Sollten zu viele Spiele ausfallen, geht die Saison ohnehin bis weit in den Sommer kommenden Jahres. Natürlich könnten dann Englische Wochen angesetzt werden, was aufgrund der Fahrzeiten aber kaum umsetzbar ist", gibt der Trainer zu bedenken.

Die Basketballer des MTV Ingolstadt, die in der Bayernliga als Schanzer Baskets Ingolstadt ins Rennen gehen, erleben nach ihrem Aufstieg eine Saison mit "großen Ungewissheiten", wie es Abteilungsleiter Jusuf Dizdarevic nennt. Die Basketball-Abteilung hat bis auf die erste Herrenmannschaft bereits alle Teams aus dem Spielbetrieb zurückgezogen und wartet die weitere Entwicklung ab. "Wir hatten nach unserem Aufstieg bislang zwei Auswärtspartien und würden uns natürlich freuen, wenn wir am 31. Oktober unser erstes Bayernliga-Heimspiel mit Zuschauern spielen könnten", sagt Dizdarevic. Immerhin 100 Fans wären in der MTV-Halle zugelassen. Doch ob es dazu kommt? Der Abteilungsleiter ist skeptisch: "Wir rechnen im Grunde jeden Tag damit, dass der Verband den Spielbetrieb stoppt. " An diesem Wochenende ist das Bayernliga-Team spielfrei, weil Gegner Hersbruck sein Team schon vor Saisonbeginn zurückgezogen hat.

Die Volleyballer der SG Donau Holz Volleys Ingolstadt, die in der Bayernliga um den Klassenerhalt kämpfen, hätten das anstehende Heimspiel absagen können, haben sich mit ihrem Gegner TV Mömlingen aber auf die Austragung am Samstag (19.30 Uhr) geeinigt. "Beide Mannschaft wollen spielen", erzählt Abteilungsleiter Robert Cafuta, der mit seinen Helfern nun die Halle beim TV 1861 vorbereitet. "Im ersten Heimspiel hatten wir noch rund 70 Zuschauer, jetzt werden wir aufgrund der Abstandsregelungen vielleicht noch rund 30 reinlassen können", meint Cafuta. Dennoch ist man bei den Ingolstädtern froh, dass überhaupt gespielt werden kann.

In den kommenden Tagen wird es wohl auch dabei bleiben, dass zumindest die Option, den Sportbetrieb fortzusetzen, erhalten bleibt. "Sollte nicht noch kurzfristig etwas Dramatisches passieren, spricht an diesem Wochenende nichts dagegen", sagt Martin Diepold. Der Ingolstädter Sportamtsleiter verweist auf die 7. Bayerische Infektionsschutzmaßnahmenverordnung, wonach der Spielbetrieb selbst bei einem Inzidenzwert von über 100 noch erlaubt ist. Die einzige Regelverschärfung, die im Sport dann greifen würde, wäre ein Beschränkung der Zuschauerzahl auf maximal 50. Die Maskenpflicht auf den Rängen gilt ohnehin schon jetzt.

DK

Norbert Roth