Ingolstadt
Nach zwei Jahren Vorbereitung gelingt das Comeback

Der Ingolstädter Triathlon feiert 2010 seine Wiedergeburt - Ein Rückblick auf die Mühen und Erfolge der ersten Jahre

10.05.2019 | Stand 23.09.2023, 6:58 Uhr
Premierensieger: Faris Al-Sultan gewinnt die Neuauflage 2010. −Foto: Stefan Bösl | www.kbumm.de

Ingolstadt (DK) Als im Jahr 2010 sein großer Tag endlich gekommen ist, sieht Gerhard Budy, Gründer und Veranstalter des Ingolstädter Triathlons, gar nicht gut aus.

Er wirkt abgekämpft und ein wenig abgemagert. Unmittelbar vor dem ersten Triathlon seit 16 Jahren spitzen sich zwei anstrengende Jahre intensiver Vorbereitung zu. Das sieht man ihm an. Die Erleichterung kommt erst, als Budy sieht, wie die Sportler den Wettbewerb genießen. "Ich habe mir gedacht: Wow, was wir da geschaffen haben, ist richtig toll", sagt Budy.

Die Planung für dieses Mammutprojekt beginnt bereits 2008. Das Konzept, das Budy ein Jahr später der Ingolstädter Stadtverwaltung vorstellt, stößt auf offene Ohren, doch die Mühen fangen damit erst an. Es ist gewissermaßen sein persönlicher Triathlon, bestehend aus Streckenplanung, Bürokratie und Sponsorensuche. Von Verkehrsumleitungen bis Umweltschutzauflagen ist alles dabei, eigentlich ein Pensum für eine Ganztagesbeschäftigung. Budy erledigt das neben seinem Vollzeitberuf als Polizist - und geht finanziell in Vorleistung. "Für meine Ausgaben habe ich im Vorfeld natürlich kein Geld bekommen", sagt Budy, der für einen 160000-Euro-Etat bürgt.

Aber um das Thema Geld geht es ihm ohnehin nicht. Er will seine Heimatstadt wieder auf die Triathlon-Karte setzen. Bis 1994 gab es in Ingolstadt Triathlon-Wettkämpfe mit etwa 500 Startern. Einer von ihnen war Budy. "Das ist dann aber eingeschlafen", erinnert er sich. Vielleicht auch, weil Triathlon damals noch nicht so verbreitet war wie heute. Die Ausdauersportler galten häufig als "Exoten, die mit einer Badehose und einem Oberteil auf dem Rennradl in der Weltgeschichte rumfahren", wie Budy sagt. Vor allem in Ingolstadt ist die Szene nicht groß, 1991 ist Budy beim Triathlon in Roth der einzige Schanzer Teilnehmer.

Unter diesen Voraussetzungen rechnen die Organisatoren vor der Neuauflage mit 400 bis 600 Teilnehmern. Aber es kommt ganz anders. Innerhalb einer Woche ist das Event ausgebucht, das Kontingent wird mehrmals aufgestockt. Am 13. Juni stürzen sich schließlich 1300 Sportler in den Baggersee. Budys Konzept eines "Premium-Triathlons" geht auf: "Ich möchte, dass die Teilnehmer eine saubere Leistung bekommen. " Er meint damit Verpflegung, Ausrüstung und die Gegebenheiten vor Ort.

Das gelingt zunehmend, die Stadt Ingolstadt ist um ein Aushängeschild reicher. Ein Grund dafür: Die Veranstaltung trifft einen Zeitgeist. Als Breitensport-Verantwortlicher im Bayerischen Triathlon-Verband weiß Budy um das Potenzial seiner Sportart. Gleichzeitig nutzt er seine Kontakte, um sportliche Extra-Klasse nach Ingolstadt zu lotsen. 2010 und 2011 gewinnt Faris Al-Sultan, mehrmaliger Ironman-Sieger (2005 auf Hawaii). Weitere Top-Athleten in Ingolstadt sind Christian Brader, Heike Funk, Michael Göhner, Jan Raphael oder Horst Reichel, der Sieger von 2012.

Mit dem sportlichen Niveau steigen auch die Teilnehmerzahlen. 2010 nehmen 1300 Triathleten teil, 2011 sind es schon 1700 und 2012 bereits 1900. Das liegt auch daran, dass das Angebot immer größer wird. Zur Olympischen Distanz kommen Jugend-, Schüler- und Jedermann-Distanzen sowie ein Staffelwettbewerb hinzu. 2011 schauen bereits rund 15000 Menschen in Ingolstadt zu, 2012 wird mit der Mitteldistanz ein weiterer Publikumsmagnet ins Programm aufgenommen,

Es ist aber nicht alles eitel Sonnenschein. Bei der Premierenveranstaltung 2010 erleidet ein 68-Jähriger beim Schwimmen einen Schwächeanfall und stirbt wenige Tage später. Auch wenn den Veranstalter keine Schuld trifft, ist Budy geschockt. Vor der zweiten und der dritten Auflage steht der Ingolstädter Triathlon dann wegen der schwierigen Geldsuche auf der Kippe. Budy muss sich in den ersten Jahren gehörig strecken, doch er erreicht immer wieder sein Ziel - und verankert Ingolstadt fest auf der Triathlon-Karte.
 

Christian Missy