Ingolstadt
Mit Eishockey zum Stipendium

Der 18-jährige Ingolstädter Leon Koppitz spielt in Kanada und hofft auf einen Platz am College

13.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:23 Uhr
Fernweh: Der 18-jährige Ingolstädter Leon Koppitz ist nach dem Abitur nach Kanada gegangen, um dort Eishockey zu spielen. Er spielt im Nachwuchsteam der Edson Aeroes. −Foto: privat

Ingolstadt/Edson (DK) Mit einem Sportstipendium studieren ist der Traum vieler Nachwuchsathleten. Leon Koppitz aus Ingolstadt verfolgt ihn. Nach dem Abitur in diesem Jahr hat er seine Sachen gepackt und ist nach Kanada gegangen, um dort in der Nachwuchsliga Eishockey zu spielen. Für seinen Traum muss der 18-Jährige allerdings viel Geld investieren.

Es ist noch früh am Morgen, als Leon Koppitz in Kanada an sein Telefon geht. Er ist gerade dabei, sich für die Schule fertig zu machen. Über 7500 Kilometer entfernt, acht Stunden Zeitverschiebung: Dank Whatsapp kein Problem. "Ich habe das lange geplant, nach Kanada zu gehen", sagt der 18-Jährige. Nach seinem Abitur habe er nicht wirklich gewusst, was er mit seinem Leben anfangen soll, also stieg er in ein Flugzeug und flog über den Atlantik. Sein Ziel war ein neu gegründeter Eishockey-Verein in Kanada, die Edson Aeroes.

Dort gibt es Strukturen, die man hierzulande nur von Profivereinen kennt: Ausrüstung für die Spieler, Hotels und Bustransfer bei Auswärtsspielen, jeden Tag Training auf dem Eis und ein "Gym", also ein Fitnessraum. Der Haken an der Sache: Die Mitgliedschaft kostet viel Geld. "Pay to play" (bezahlen, um zu spielen) nennen die Kanadier das System, das Nachwuchsspieler fördern soll. Knapp 8000 Euro kostet der Rundum-Service die jungen Sportler pro Saison.

Koppitz hat sich vorher informiert und in den Monaten nach dem Abitur gearbeitet, um Geld auf die Seite zu schaffen. "Außerdem unterstützen mich meine Eltern dabei. Mein Papa hat mir viel beim Organisieren geholfen", sagt Koppitz. Er sieht es als gute Möglichkeit, um nach der Fachoberschule Auslandsluft zu schnuppern. Und die Sprache zu lernen: Neben dem Training belegt der Ingolstädter Kurse am College in Edson, vor allem Englischunterricht.

In seinem Team, den Edson Aeros, ist er der einzige Deutsche. Es wimmelt jedoch von Schweden, "einige sind richtig gut", sagt Koppitz. Gemeinsam spielen sie in der Western States Hockey League, die sich über ganz Kanada und die USA erstreckt. Derzeit führen die Aeros mit Koppitz die Vierer-Tabelle ihrer Provinz an. Nach der regulären Saison messen sich die jeweils besten Teams der verschiedenen Divisionen und kämpfen um den Titel. Der Ehrgeiz und die Professionalität des Bezahlkonzepts spiegeln sich im Trainingsalltag wider: An jedem Wochentag geht Koppitz aufs Eis. Nach dem Training kehrt der 18-Jährige zurück ins Haus seiner Gastfamilie, wo er während seiner Zeit bei den Aeros untergebracht ist. Dort bekommt er Verpflegung und hat Platz, um seine Englisch-Hausaufgaben zu erledigen.

Bis zum Ende der Saison wird er dort unterkommen. Was danach ist, weiß er noch nicht. Eines ist aber sicher: Für Profisport wird es nicht reichen, "dazu bin ich nicht gut genug", sagt Koppitz. Dennoch möchte er den nächsten Schritt gehen und sich um einen Platz in einer College-Mannschaft, also an einer Universität, empfehlen. "Studieren ist das Wichtigste" - was genau, weiß der 18-Jährige noch nicht. Am liebsten aber in Kanada. Doch das ist teuer.

Viele Universitäten in den USA und Kanada bieten Sport-stipendien an, um talentierten Athleten die Möglichkeit zu geben, einen akademischen Abschluss zu erlangen. In Kanada ist Eishockey Sport Nummer eins, deshalb stehen die Chancen dort besonders gut. Es gibt Sichter, so genannte Scouts, die sich Talente bei eigens organisierten Schaulaufen ansehen. Bei einem solchen "Showcase" reisen Jugendmannschaften aus ganz Kanada und Nordamerika an. Die Spieler geben ihr Bestes und hoffen, von einem Scout angesprochen zu werden. "Wie genau das abläuft, weiß ich nicht", sagt Koppitz. Was er jedoch weiß: es geht nach Las Vegas. Gemeinsam mit seinen Teamkameraden fliegt er in der kommenden Woche dort hin um sich zu präsentieren. Es ist der Höhepunkt seines bisherigen Kanada-Aufenthalts, es geht um seine Zukunft.

Trotzdem blickt Koppitz dem Wochenende in "Sin City" gelassen entgegen. Falls es nicht klappen sollte, wird er vermutlich wieder nach Deutschland zurückkehren und studieren, wie er sagt. Ein Kurzbesuch in der Heimat steht auch im Anschluss an Las Vegas an: Über Weihnachten kommt der 18-Jährige nach Hause.

 

Julian Bird