Ingolstadt
Meister für ein paar Minuten

2. Bundesliga: DJK-Keglerinnen feiern nach dem 7:1 gegen Bruck den Titel - bis eine Nachricht alles verändert

09.03.2020 | Stand 02.12.2020, 11:47 Uhr
Spontane Freude: Trainer Roland Benesch (rechts) und Spielerin Hilde Kummer umarmen sich unmittelbar nach dem 7:1 gegen Bruck. Durch den Rückzug von Gammelshausen brauchen die DJK-Keglerinnen aber noch einen Zähler, um die Meisterschaft in der 2. Liga endgültig perfekt zu machen. −Foto: Rimmelspacher

Ingolstadt - Als um 14.14 Uhr am Sonntag der letzte Wurf über die Bahnen der DJK Ingolstadt gerollt war, schien alles klar zu sein.

 

"We are the Champions" erklang aus den Boxen, Trainer Roland Benesch verteilte die Meister-T-Shirts und umarmte - eine nach der anderen - seine Spielerinnen. Sogar die eine oder andere Träne wurde vergossen, schließlich hatten die Zweitliga-Frauen gerade mit dem 7:1 gegen Gut Holz Bruck (siehe nebenstehenden Spielbericht) die Meisterschaft perfekt gemacht. Scheinbar. Eine zu diesem Zeitpunkt völlig überraschende Meldung über den Live-Ticker des Verbandes sorgte kurz darauf nämlich dafür, dass die Ingolstädterinnen aus ihren Träumen gerissen wurden.

Der Grund: Ligakonkurrent KV Gammelshausen hat seine Mannschaft aus dem Spielbetrieb zurückgezogen. Somit werden alle Ergebnisse und damit auch Punkte gegen den KV aus der Wertung gestrichen. Und da liegt das Problem für die DJK: Sie hat beide Spiele in dieser Saison gegen Gammelshausen gewonnen und verliert damit vier Punkte. Da der Tabellenzweite BC Schretzheim nur ein Spiel gegen den KV gewonnen hat, werden ihm nur zwei Punkte gestrichen. Die DJK braucht somit zwei Spieltage vor dem Saisonende noch einen Zähler, um definitiv Meister zu werden - und muss sich deshalb noch (mindestens) eine Woche gedulden.

Nachvollziehbar, dass dieses Auf und Ab und vor allem die schlechte Informationspolitik des Verbandes im Lager der DJK auf Unverständnis stößt. "Für mich ist das untragbar", schimpfte DJK-Trainer Benesch. Durch eigenes Nachforschen erfuhr er, dass die Idee des Rückzuges in Gammelshausen bereits seit Mittwoch vergangener Woche existierte, weil dem KV offenbar drei Spielerinnen langfristig fehlen. Vom Verband wurde die Partie der Gammelshausener in Poing dann auch offiziell abgesagt, nur die DJK informierte niemand über die neue Konstellation. "Ich habe bis heute noch keine offizielle Nachricht", erklärte Benesch gestern. "So geht man nicht miteinander um. "

Folglich müssen die Ingolstädterinnen auch in den verbleibenden beiden Ligaspielen dran bleiben. "Eigentlich hätten wir in dieser Woche das Training runtergefahren. So werden wir noch einmal voll durchziehen", kündigt Benesch an. Das, daran hat er keinen Zweifel, wird auch gelingen. "Die Mädels wissen Bescheid und ziehen mit", ist sich der Trainer sicher.

Vor dem Hintergrund der schwierigen Gesamtsituation ist das keine Selbstverständlichkeit. Schließlich machen seit einigen Tagen Gerüchte die Runde, wonach die Tage der DJK-Kegelabteilung gezählt sind. "Das Hauptmanko ist, dass wir keine bundesligataugliche Mannschaft zusammenbringen. Definitiv entschieden ist aber noch nichts, das wird sicher auch noch drei oder vier Wochen dauern", sagt Benesch, neben seinem Trainerjob auch Abteilungsleiter der Kegler. Dem Vernehmen nach stehen den Ingolstädtern für kommende Saison drei Spielerinnen der aktuellen Mannschaft aus privaten und beruflichen Gründen nicht mehr zur Verfügung. Um Ersatz von außerhalb zu holen, fehlen der auf rund 25 Mitglieder geschrumpften Abteilung schlichtweg die Mittel. Unter diesen Umständen hat es für die DJK natürlich wenig Sinn, in die Aufstiegsspiele zur 1. Bundesliga zu gehen.

Unabhängig davon will man die laufenden Saison aber mit einem Erfolg abschließen. Gelingt im anstehenden Auswärtsspiel beim Tabellensiebten ESC Ulm (Sonntag, 14.30 Uhr) der Punktgewinn, wäre die Meisterschaft mit einer Woche Verspätung geschafft. Benesch mahnt trotz des 8:0-Hinspielsieges aber zur Vorsicht. "Die Bahnen in Ulm sind recht gut, das kommt uns entgegen. Aber Ulm hat eine heimstarke Mannschaft, dort müssen wir erst bestehen. Zu sagen, dass wir da auf jeden Fall gewinnen, wäre arrogant", sagt Benesch.

Gelingt der Punktgewinn, würde im Übrigen auch der "Showdown" (Benesch) im letzten Saisonspiel gegen den Zweiten Schretzheim vermieden. Den DJK-Keglerinnen wäre es wohl ganz recht. Aufregung gibt es in diesen Tagen schließlich genug. Und die Meister-T-Shirts könnten dann sogar noch zweimal zum Einsatz kommen.

DK