Ingolstadt
"Meine Ziele sind erreicht"

Den Lovric vom Fußball-Kreisligisten Gerolfing feiert EM-Titelverteidigung mit Polizei-Nationalteam

05.07.2018 | Stand 02.12.2020, 16:07 Uhr
Mission geglückt: Den Lovric vom FC Gerolfing hat mit der Polizei-Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft in Prag den Titel erfolgreich verteidigt. Der 28-Jährige rechnet allerdings nicht damit, beim nächsten Turnier in vier Jahren wieder im Aufgebot zu stehen. "Ich glaube nicht, dass ich dann noch mithalten kann", sagt er. −Foto: Fotos: privat

Ingolstadt (DK) Den Lovric hat es geschafft: Der 28-jährige Polizeibeamte und Fußballer in Diensten des Kreisligisten FC Gerolfing hat mit der Polizeinationalmannschaft den Titel bei der Europameisterschaft in Prag verteidigt.

Mit unserer Zeitung hat der Mittelfeldspieler, der als einziger bayerischer Akteur in die deutsche Auswahl berufen wurde, sowohl über das Turnier in der tschechischen Hauptstadt als auch seine Zukunft unterhalten.

Herr Lovric, einen Titel zu gewinnen, ist nicht einfach. Ihn zu verteidigen, ist um einiges schwerer. Wie fühlt sich der neuerliche Triumph an?
Den Lovric: Super, einfach nur geil. Wir waren seit den Vorbereitungslehrgängen total auf die Titelverteidigung fokussiert und wollten die Goldmedaille unbedingt erneut mit nach Hause nehmen. Neben der individuellen Klasse - wir waren wirklich mit Abstand das spielerisch beste Team bei der Endrunde - hat uns ein komplett intaktes Mannschaftsgefüge ausgezeichnet. Jeder konnte mit jedem, und jeder hat seinen Job gemacht.

Dabei stand die Mannschaft nach der 1:2-Niederlage gegen die Niederlande vor dem abschließenden Gruppenspiel gehörig unter Druck.
Lovric: Schon der 2:0-Auftaktsieg gegen Finnland war sehr kräftezehrend, weil wir trotz bester Einschussmöglichkeiten erst sehr spät den Deckel draufgemacht haben. Die Niederländer waren dann sehr aggressiv in den Zweikämpfen und haben uns ausgekontert. Aber gegen England waren wir wieder voll auf der Höhe und haben den Gegner mit 5:0 vom Platz gefegt.

Im Halbfinale warteten dann die Iren . . .
Lovric: . . . was sehr kurios war. Denn normalerweise hätten wir auf den Gastgeber treffen müssen. Weil uns aber jeder aus dem Weg gehen wollte, haben die Veranstalter kurzerhand die Regeln geändert. (lacht) Plötzlich war der direkte Vergleich anstelle der Tordifferenz ausschlaggebend. Alle Proteste der Iren haben nichts geholfen.

Die Tschechen warteten dann aber im Finale . . .
Lovric: Wir hatten gegen Irland mit Latte und Pfosten zunächst alles getroffen, nur nicht das Tor. Mit dem typisch britischen Fußball, also mit hohen und weiten Bällen nach vorne, kam der Gegner zum Ausgleich - und hatte das Momentum auf seiner Seite. Doch wir haben das Spiel in der Schlussphase zu unseren Gunsten gedreht. Da hat man wieder die Moral der Mannschaft gesehen. Das Finale gegen die Tschechen war dann allerdings um einiges einfacher als das Halbfinale. Wir gewannen nach einer Machtdemonstration klar mit 4:0.

In Prag soll man gut feiern können, oder?
Lovric: Oh ja, das kann ich bestätigen. Denn nach dem Sieg haben wir die Hütte abgerissen und ordentlich Party gemacht. Davor waren wir nur einmal kurz in der Stadt und haben uns teilweise mit den mitgereisten Familien ein paar Sehenswürdigkeiten angeschaut. Ansonsten lag der Fokus einzig und allein auf den Spielen. Wir sind jeden Tag sehr professionell angegangen und haben sogar ein leichtes Training mit Anschwitzen gemacht.

Neben der mannschaftlichen Geschlossenheit und dem Teamgeist legte Trainer Ralf Kaufmann auch viel Wert auf die Disziplin. Einige Spieler hatten es aber dennoch nicht so mit der Pünktlichkeit . . .
Lovric: Die Rückfahrt nach Deutschland war für morgens um halb neun geplant. Und viele sind halt erst genau zu dieser Zeit erst vom Feiern zurückgekommen. Da war ich natürlich auch dabei. Aber wir waren am Ende alle rechtzeitig da, es wurde keiner zurückgelassen. (lacht)

Der DFB hatte für eine erfolgreiche WM-Titelverteidigung in Russland 350000 Euro Prämie pro Spieler ausgelobt.
Lovric: Davon können wir nur träumen. Bei uns gibt es nicht einmal eine Leistungsprämie. Das Einzige, was uns bleibt, ist die Goldmedaille und all die Erinnerungen. Aber wir durften zum Beispiel auch sämtliche Trikots, Aufwärm-T-Shirts, Trainingsanzüge oder aber auch den Ausgeh-Anzug mit nach Hause nehmen.

Was steht bei Ihnen als nächstes an?
Lovric: Jetzt ist erst einmal für ungefähr zwei Jahre Pause, bevor die neuen Sichtungslehrgänge beginnen. Das wird meinen Vorgesetzten Herr Heigl aus Ingolstadt und Herr Kreitmeier aus Geisenfeld besonders freuen, weil sie mich zuletzt sehr oft freistellen mussten, was nicht unbedingt selbstverständlich ist. Deshalb möchte ich mich auch an dieser Stelle bei beiden ausdrücklich bedanken, weil sie mir keine Steine in den Weg gelegt und mich immer unterstützt haben.

Gelingt 2022 mit Lovric im Team dann der dritte Streich in Folge?
Lovric: Puh, dann bin ich schon 32 Jahre alt und sieben Jahre weg vom höherklassigen Fußball. Ich glaube nämlich nicht, dass ich in vier Jahren noch mithalten kann, denn vom Niveau her sind wir ein starkes Regionalliga-Team gewesen. Ich hatte zuletzt sogar so hart geschuftet, dass ich sechs Kilo abgenommen habe. Nach der erfolgreichen Titelverteidigung und als zweifacher Europameister ist es für mich somit ein guter Zeitpunkt aufzuhören. Meine Ziele mit der Nationalmannschaft sind erreicht.

Das Gespräch führte

Norbert Dengler.