Gaimersheim
"Mein WM-Ziel ist die Top-10"

06.07.2018 | Stand 02.12.2020, 16:07 Uhr
Schnell unterwegs: Katja Ulbrich gewann vor zwei Wochen den deutschen Meistertitel über die Halbmarathon-Distanz. −Foto: Foto: privat

Gaimersheim (DK) Seit 22 Jahren gleitet Katja Ulbrich aus Gaimersheim auf Rollen über den Asphalt - und das ausgesprochen schnell. Die 30-jährige Sportlehrerin gehört zu Deutschlands besten Speedskaterinnen. An diesem Sonntag startet sie bei der Weltmeisterschaft in den Niederlanden.

Sie gehört zu den Besten und Schnellsten ihrer Zunft in ganz Deutschland: Katja Ulbrich aus Gaimersheim geht an diesem Wochenende bei der Weltmeisterschaft im Inline-Speedskating im niederländischen Arneheim an den Start. Von Freitag bis Sonntag kämpfen die weltbesten Athleten um die begehrten Titel, Ulbrich peilt im Damenrennen über die Marathondistanz eine gute Platzierung an. Am Sonntag wird es dann ab 10.30 Uhr ernst für die 30-jährige Sportlehrerin aus Gaimersheim, die für den TSV Lenting startet. Wir haben mit der gebürtigen Bayreutherin über ihre Ziele bei der Weltmeisterschaft und ihre Anfänge auf Rollen gesprochen.

Frau Ulbrich, wie lange betreiben Sie den Inline-Speedskating-Sport bereits?
Katja Ulbrich: Ich habe im Alter von acht Jahren auf dem Eis mit Shorttrack begonnen, weil das Patenkind meiner Mutter den Sport ebenfalls betrieben hat. Ich habe es dann einfach ausprobiert und festgestellt, dass ich gut Schlittschuh fahren kann. Im Sommer haben wir bei der Bayreuther Turnerschaft dann auf Skates trainiert, auf einer 200-Meter-Bahn. Das fand ich noch besser als Shorttrack. So bin ich zum Speedskating gekommen. Und mittlerweile bin ich nun seit 22 Jahren begeistert dabei.

Wie groß ist die Speedskating-Szene in Deutschland?
Ulbrich: Speedskating ist in Deutschland im Moment leider nicht so groß. Am Anfang der 2000er-Jahre, also im Zeitraum zwischen 2000 und 2005, gab es einen Inlineskating-Boom, aber der ist leider mittlerweile deutlich zurückgegangen. Trotzdem ist es so, dass die Leute, die den Sport wirklich als Leistungssport im Verein betreiben, nicht weniger geworden sind. Das Interesse der breiten Masse hat dadurch, dass die meisten Leute, die den Sport betreiben, fast nur im Verein fahren, aber leider deutlich abgenommen.

Gibt es in der Region viele Möglichkeiten, den Sport zu betreiben?
Ulbrich: Es gibt richtig gute Radwege, auf denen man fahren kann und auf denen ich zum Beispiel auch trainiere. Das Problem daran ist, dass auf den Wegen dann öfters Steine oder andere Dinge liegen. Außerdem muss man, da die Bremswege mit Inlineskates deutlich weiter sind als beispielsweise mit dem Fahrrad, auch mehr auf den Straßenverkehr aufpassen. Das schränkt das Training manchmal ein. Im Großraum Ingolstadt gibt es leider keine einzige Inlineskating-Bahn, das ist für uns Sportler natürlich sehr schade.

Wie sieht so eine Inlineskating-Bahn aus?

Ulbrich: Das sind 200-Meter-Bahnen, die perfekt geteert sind und auf denen man sich im Gegensatz zu den Radwegen keine Sorgen um den Verkehr machen muss.

Wie oft trainieren Sie in der Woche?
Ulbrich: Ich trainiere in der Regel sechsmal in der Woche, davon drei- bis viermal auf Inlineskates. Aber ich fahre auch ab und zu mit dem Rennrad oder gehe ins Fitnessstudio.

Wie gut lässt sich dieses enorme Trainingspensum mit Ihrem Job als Lehrerin vereinbaren?
Ulbrich: Manchmal ist es wirklich schwierig, weil in der Schule teilweise echt viel zu tun ist. Aber meistens arbeite ich in der Früh und trainiere dann am Abend ein bis zwei Stunden. Man muss schon ziemlich gut organisiert sein, um beides auf die Reihe zu bekommen. Aber jetzt für die Weltmeisterschaften habe ich zum Glück für zwei Tage freibekommen.

Wie nehmen Ihre Schüler die Erfolge auf?
Ulbrich: Manche Schüler lesen das in der Zeitung nach und sprechen mich dann darauf an. Die finden das richtig toll. Es haben mir auf jeden Fall ganz, ganz viele gesagt, dass sie mir viel Glück wünschen. Viele haben mich gefragt, ob sie auch mitfahren können, um mich anzufeuern. Also die meisten, die davon wissen, sind schon begeistert.

Sie sind in Bayreuth geboren, starten aber für lenting und unterrichten in Gaimersheim. Wie kam es dazu?
Ulbrich: Durch meinen Freund, der bei Audi arbeitet, bin ich nach Gaimersheim gekommen und wohne dort jetzt auch schon seit mittlerweile zwei Jahren. Ich wusste vorher schon, dass es in Lenting einen Skate-Verein gibt und kannte die Leute auch schon von früheren Turnieren. Deshalb habe ich mich einfach mal im Verein angemeldet und mache seitdem dort auch einmal in der Woche das Training. Das ist eine sehr gute Trainingsgruppe.

Was waren bisher Ihre größten Erfolge?
Ulbrich: Im vergangenen Jahr wurde ich bei der Europameisterschaft im Marathon Vierte. Das war an sich schon ein großer Erfolg, aber weil der Drittplatzierte nicht mal eine Sekunde, sondern nur zwei Zehntel schneller war, hab ich mich schon sehr darüber geärgert. 2012 wurde ich beim Marathon in Berlin, dem größten Skate-Marathon der Welt, Dritte. Und vor zwei Wochen wurde ich in Hannover Deutsche Meisterin über die Halbmarathon-Distanz.

Wer sind beider WM die stärksten Konkurrentinnen?

Ulbrich: Die Konkurrenz ist allgemein sehr stark, vor allem die Fahrerinnen aus Kolumbien sind sehr gut. Dort ist Inlineskating sehr populär und eine Art Volkssportart, deswegen ist die Förderung dort einfach sehr gut. Sehr stark einzuschätzen sind auch noch die Teilnehmerinnen aus Italien und Argentinien.

Und welches Ziel haben Sie sich gesteckt?

Ulbrich: Jetzt bei der Weltmeisterschaft kann ich meine Chancen ehrlich gesagt ziemlich schlecht einschätzen, da ich meine letzte WM im Jahr 2014 gefahren bin. Mein persönliches Ziel ist das Erreichen der Top Ten. Bei den Europameisterschaften im August ist mein Ziel, auf das Treppchen zu kommen, weil ich ja im vergangenen Jahr so haarscharf dran vorbeigeschrammt bin. Auch hier werden wieder die Italienerinnen ganz vorne mit dabei sein, aber auch Belgien hat sehr starke Speedskaterinnen.

Das Gespräch führte

Florian Teuber.