Marijampole
"Ich will auf jeden Fall Trainerin werden"

16-jährige Nationalspielerin Emilie Bernhardt kennt nach EM-Silber schon ihren Traumberuf

24.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:20 Uhr
Emilie Bernhardt freut sich über ihre EM-Silbermedaille. −Foto: Foto: privat

Marijampole/Ingolstadt (DK) Erst flossen ein paar Tränen, doch nach einer leckeren Pizza hatte Emilie Bernhardt die 0:2-Finalniederlage gegen Spanien bereits verdaut.

"Ich freue mich über Silber. Schließlich habe ich erst gar nicht gedacht, dass ich zu diesem großen Turnier eingeladen werde", sagt die U17-Vizeeuropameisterin von der DJK Ingolstadt nach ihrer Rückkehr aus Litauen.

Die 16-Jährige kann durchaus stolz auf sich sein. Als eine der jüngsten Spielerinnen hatte sie den Sprung in den EM-Kader über das Qualifikationsturnier in Greifswald geschafft und im März beim 5:0-Erfolg über Aserbaidschan ihr erstes Länderspieltor erzielt. "Das war ziemlich kurios. Leonie Köster und ich gingen nach einem Abpraller gemeinsam zum Ball. Ich glaube, dass Leo zuerst dran war, aber mir wurde das Tor zugeschrieben", sagt Bernhardt bescheiden.

Bundestrainerin Anouschka Bernhard war jedenfalls von der 1,68 Meter großen Innenverteidigerin überzeugt und nahm sie mit nach Litauen zur EM-Endrunde. Die Schülerin des Apian-Gymnasiums bestritt alle Turnierspiele auf der linken Seite der Dreierkette und hatte im Finale die spanische Kapitänin Eva Navarro gegen sich, die beide Treffer erzielte. "Die Spanierinnen waren wirklich stark, und wir sind sehr schlecht ins Spiel gekommen. Ich war auch sehr aufgeregt", erzählt Bernhardt, die zudem noch nicht so oft in der Dreierkette gespielt hatte und dadurch taktisch schnell dazulernen musste.

Während der Saison spielt die Ingolstädterin nämlich bei den U15-Jungs der DJK in der Bezirksoberliga. "Mein Trainer Thorsten Haag und meine Mitspieler haben auch mitgefiebert", freut sich Bernhardt über den Zusammenhalt in ihrem Team. Allerdings wird die 16-Jährige, die zuvor zwei Jahre lang beim FC Ingolstadt aktiv war, ihren Heimatverein im Sommer verlassen. "Ab der neuen Saison spiele ich beim FC Bayern in der U21. Da will ich dann bis zum Abitur bleiben", meint Bernhardt, die dort fünf Nationalmannschaftskolleginnen wiedersehen wird.

Für die Gymnasiastin heißt es dann viermal in der Woche zum Training nach München zu pendeln. Des Weiteren stehen in der neuen, eingleisigen 2. Bundesliga auch einige weite Auswärtsfahrten mit Übernachtung an. "Das wird mit Schule und Fußball ein straffes Programm", meint auch Mama Sofie. Selbst der einwöchige Pfingsturlaub am Bodensee steht im Zeichen des Lernens, schließlich stehen nach den Ferien die nächsten Prüfungen an.

Selbstdisziplin ist für Bernhardt nichts Neues. Auch während des 13-tägigen EM-Turniers war für die Nationalspielerinnen, die sich während der Gruppenphase mit ihren Konkurrentinnen aus sieben Nationen nur einmal zu einer großen Party trafen, an den trainingsfreien Tagen Büffeln angesagt. "Wir bekamen von unseren Schulen den Unterrichtsstoff mit, und während des Turniers waren zwei Lehrer mit dabei, die uns geholfen haben", erzählt die Schülerin, die abgesehen von einer Karriere als Fußball-Profi ihren Traumberuf bereits vor Augen hat: Trainerin. "Ich will auf jeden Fall Trainerin werden. Friederike Kromp ist da mein Vorbild", meint Bernhardt. Die Würzburgerin absolvierte 2011 den Fußballlehrerlehrgang und ist nun Co-Trainerin der U17-Nationalmannschaft.

Erst aber steht noch die eigene Spielerkarriere im Vordergrund. Und da wirft neben dem Sprung zum FC Bayern das nächste große Turnier bereits seine Schatten voraus: die WM in Uruguay. Als Vizeeuropameister ist Deutschland bereits qualifiziert, und auch Familie Bernhardt hat den Termin (13. November bis 1. Dezember) im Urlaubskalender vorgemerkt. Noch stehen drei Lehrgänge bevor, ehe der Kader nominiert wird. Aber die Abwehrspielerin, die mit ihren beiden Mitspielerinnen Greta Stegemann (SC Freiburg) und Anna Aehling (FSV Gütersloh) bei der EM die Innenverteidigung bildete, will ihren Stammplatz behaupten.

Gottfried Sterner