Montevideo
Heimreise statt Halbfinale

Ingolstädterin Emilie Bernhardt unterliegt mit U17-Juniorinnen im WM-Viertelfinale Kanada mit 0:1

26.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:09 Uhr
Trost von der Gegnerin: Die Ingolstädterin Emilie Bernhardt (links) erhält nach dem WM-Aus mit der deutschen U17-Nationalmannschaft in Montevideo Zuspruch von der Kanadierin Jayde Riviere. −Foto: DFB/Getty Images

Montevideo (DK) Die deutschen U17-Juniorinnen sind bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Uruguay im Viertelfinale ausgeschieden. Gegen Kanada unterlag das Team um die Ingolstädterin Emilie Bernhardt in der Nacht auf Montag (MEZ) durch einen späten Gegentreffer mit 0:1(0:0) und verpasste so den erstmaligen Halbfinal-Einzug seit 2012.

Als der Schlusspfiff auch die letzte Hoffnung auf den Einzug ins WM-Halbfinale zunichte gemacht hatte, sank Emilie Bernhardt erst einmal auf den Rasen des Estadio Charrúa von Montevideo. Tränen liefen der 16-jährigen Ingolstädterin über die Wangen als sie auf dem Platz saß, schließlich war soeben ein großer Traum geplatzt. Die Kanadierin Jayde Riviere kam, half ihr auf und versuchte Trost zu spenden. Doch auch als Bernhardt wenig später an der Seite von Julia Pollak vom Spielfeld schlich, war ihr Blick noch wie versteinert. Kein Wunder, statt des erhofften Halbfinales wartet nun die Heimreise auf Deutschlands beste Nachwuchsfußballerinnen.

"Ich bin natürlich enttäuscht, weil es für uns möglich gewesen wäre, ins Halbfinale einzuziehen. Unser Spiel gegen die Kanadierinnen war eine Begegnung auf Augenhöhe, in der beide Mannschaften alles gegeben haben. Es gab auf beiden Seiten wenig klare Torchancen. Letztendlich hat Jordyn Huitema das Spiel entschieden", fasste Bernhardt wenig später in einer ersten Reaktion zusammen.

Auch Bundestrainerin Ulrike Ballweg machte aus ihrer Enttäuschung keinen Hehl: "Es ist bitter, dass wir jetzt die Koffer packen müssen. Wir sind natürlich alle mega enttäuscht. Wir haben in einer Situation nicht gut verteidigt, schon hat Kanada eiskalt zuschlagen. Die Spielerinnen haben auch danach noch alles versucht, aber es sollte heute einfach nicht sein."

Die entscheidende Szene des lange Zeit ausgeglichenen Spieles ereignete sich in der 83. Minute. Kanada kam bei einem der wenigen Vorstöße über die linke Seite nach vorne, von wo Caitlin Shaw, die anschließend zur Spielerin des Spieles gekürt wurde, scharf nach innen flankte. Im Zentrum konnten Pollak und Bernhardt die heranstürmende Huitema nicht entscheidend abblocken, sodass die kanadische Spielführerin mit ihrem dritten Turniertreffer die Partie entschied.

Zuvor hatten sich beide Mannschaften ein Duell mit vielen Zweikämpfen und vergleichsweise wenig Torraumszenen geliefert. Im vorderen Bereich fehlte es beiden Teams meist an der notwendigen Präzision, um die gut stehenden Defensivabteilungen der Gegnerinnen ernsthaft in Verlegenheit zu bringen. Die besten Abschlüsse auf deutscher Seite - ein Freistoß von Vanessa Fudalla (12. Minute) und ein Kopfball von Leonie Köster (62.) - landeten jeweils auf dem Tornetz des kanadischen Gehäuses. DFB-Torhüterin Wiebke Willebrandt konnte sich einmal gegen die spätere Torschützin Huitema (70.) auszeichnen.

Nach dem Führungstreffer der Nordamerikanerinnen verstärkte die DFB-Auswahl noch die Offensivbemühungen, kam aber nur noch einmal gefährlich vor das Tor der Kanadierinnen. Der Schlenzer aus dem Halbfeld von Sophie Weidauer (85.) ging jedoch knapp am langen Pfosten vorbei. In den verbleibenden Minuten wollte dann einfach nichts mehr gelingen, das Turnier-Aus der deutschen Frauen stand fest. Kanada erreichte derweil erstmals das Halbfinale bei einer U17-WM.

"Wir haben zeigen können, dass wir eine spielstarke Mannschaft ins Turnier geschickt haben. Für die weitere Entwicklung der Spielerinnen war das Viertelfinale gegen Kanada eine wertvolle Erfahrung", erklärte Ballweg nach dem Spiel. Die Bundestrainerin hob bewusst die positiven Dinge der vergangenen Wochen hervor und leitete so noch in Montevideo die Frustbewältigung ein.

Offensichtlich erfolgreich. So zog am Ende auch Bernhardt, die in allen vier Partien der DFB-Auswahl die vollen 90 Minuten auf dem Platz gestanden hatte, ein eher positives Fazit ihrer ersten Weltmeisterschaft. "Das gesamte Turnier hat viel Spaß gemacht, weil wir ein tolles Team hatten. Wir haben viele Erfahrungen gesammelt, und ich freue mich schon jetzt auf die nächsten Spiele mit dieser Mannschaft."