Ingolstadt
Gedämpfte Erwartungen

HG-Handballerinnen müssen in zweiter Bayernliga-Saison ohne Top-Torjägerin Pöschmann bestehen

14.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:40 Uhr
Schwierige Aufgabe: Mit Melanie Pöschmann müssen die HG-Handballerinnen in der neuen Bayernliga-Saison vorerst auf ihre Schlüsselspielerin verzichten. Der Ingolstädter Trainer Peter Geier (Mitte) muss nun nach Wegen suchen, den Ausfall zu kompensieren. −Foto: Rimmelspacher

Ingolstadt (DK) Die Handballerinnen der HG Ingolstadt haben in der vergangenen Saison den Klassenerhalt in der Bayernliga nur knapp geschafft. In der neuen Spielzeit müssen sie nun auf Top-Torjägerin Melanie Pöschmann verzichten. Die Erwartungshaltung ist vor dem Auftakt an diesem Samstag entsprechend gedämpft.

Im Mai hatten sie sich gerade noch gerettet: Am Ende verdankten die HG-Damen dem TSV Ottobeuren, der sich aus der Bayernliga zurückzog, den Klassenerhalt. Den Schanzerinnen reichte so der drittletzte Platz, um sich für die zweite Saison in der Liga zu qualifizieren. Diverse Ausfälle vor allem in der Hinrunde schwächten die HG, die mit voll besetztem Kader in der Rückrunde die Aufholjagd startete. Spielerisch wähnte HG-Trainer Peter Geier sein Team sogar auf Augenhöhe mit den Teams der oberen Tabellenhälfte.

Noch vor Beginn der neuen Saison erhalten die sportlichen Ambitionen der HG jedoch einen Dämpfer: Melanie Pöschmann, in der Vorsaison mit 241 Treffern Top-Torschützin der Liga, pausiert aus privaten Gründen und wird wahrscheinlich in der gesamten kommenden Spielzeit nicht zur Verfügung stehen. "Das ist natürlich ein Qualitätsverlust und eine Herausforderung", sagt Geier. "Damit müssen wir zurechtkommen." Zwar hat er im linken Rückraum mit Maria Häußler und seiner Tochter Sarah, die nach ihrem Armbruch wieder fit ist, zwei Spielerinnen im Auge, die den Verlust von Pöschmann auffangen könnten.

Vor allem aber setzt er aufs Kollektiv: "In den vergangenen Jahren war alles auf Melanie Pöschmann konzentriert. Die Spielerinnen haben sich auch darauf verlassen. Jetzt geht es darum, dass wir unausrechenbarer werden." Sein Credo ist dabei, dass die Schanzerinnen von jeder Position aus gefährlich sein und teamorientiert im Angriff und in der Abwehr spielen müssen. Und vielleicht ergibt sich auf lange Sicht sogar ein Vorteil, mutmaßt Geier: Er sehe die Chance, "dass sich jeder weiterentwickelt, sodass wir gemeinsam stärker werden, wenn Pöschmann wieder zurückkehrt."

Das ist jedoch Zukunftsmusik, zunächst müssen die Schanzerinnen in der kommenden Spielzeit bestehen. Der HG-Trainer erwartet vor allem in den ersten Partien Probleme: "Es wird im ersten Drittel der Saison nicht leicht werden." Dabei spielt auch die Torhüterposition eine Rolle: Die letztjährige Stammtorhüterin Luise Hesse hat ihre Karriere beendet, auf eine neue feste Nummer eins will sich der HG-Trainer zunächst nicht festlegen. Sandra Huber, die vergangene Saison nur sporadisch verfügbar war, ist nun "richtig an Bord", dazu kam Magdalena Krug neu dazu. "Ich will je nach Tagesform und Gegner wechseln und flexibel sein", sagt Geier, ergänzt aber: "Beide Torhüterinnen sind relativ neu bei uns und müssen sich an die Abläufe in der Abwehr gewöhnen. Mal sehen, bei wem es schneller geht." Dazu haben Maria Regensburg und Ina Wunsch ihre Karriere beendet, neu im Kader sind dafür Claudia Voß und Isabella Enzensberger. Abgesehen davon kann Geier über die gesamte Spielzeit auf einen kompletten Kader vertrauen - im Gegensatz zur Vorsaison, als die Schanzerinnen teilweise nur zwei Ersatzspielerinnen auf der Bank hatten. "Wir können rotieren und richtig Gas geben", freut sich Geier, der nach dem ersten Jahr in der Bayernliga auch eine Entwicklung des Kaders beobachtet: "Viele Spielerinnen fangen auf einem besseren Niveau an als vergangenes Jahr."

Taktisch gesehen setzt der HG-Trainer dabei in der Abwehr auf eine offensive Orientierung, "vor allem in den ersten Spielen, damit jeder in Eins-gegen-eins-Duelle kommt. Mal schauen, wie weit das funktioniert." Im Angriff vertraut der HG-Trainer auf individuelle Lösungen, bei denen jede Spielerin grundsätzlich wisse, wo sie hinlaufen müsse, "aber dann individuell die Abwehr in Bewegung bringt, sodass der, der die Chance dazu hat, zum Wurf kommt. Ohne dass wir vorher schon wissen, wer das Tor wirft - und der Gegner auch nicht."

Der Tabellenplatz ist für Geier dabei zunächst sekundär, das Ziel ist der Klassenerhalt. Mittelfristig zähle jedoch die Entwicklung der Mannschaft. " Wir müssen schauen, wann wir die Ausfälle so kompensiert haben, dass wir wieder ein schlagkräftiges Team sind. Man muss dem Ganzen ein bisschen Zeit geben."

Die erste Standortbestimmung steht für die HG an diesem Samstag (19 Uhr) an, wenn die Schanzerinnen bei der SG Mintraching/Neutraubling gastieren. "Wenn wir Glück haben, können wir auch etwas holen", sagt Geier, und ergänzt: "Für mich sind die ersten Spiele auch noch ein bisschen Vorbereitung. Es wäre überraschend, wenn wir einen Punkt holen."