Ingolstadt
Dramatisches Debüt

Ironman Hawaii: ESV-Triathlet Markus Stöhr durchlebt bei Premierenstart schwierigen WM-Wettkampf

17.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:41 Uhr
Turbulente Hawaii-Premiere: ESV-Triathlet Markus Stöhr verlor bei der Ironman-WM seine Kontaktlinsen - und musste das Rennen mit seiner Alltagsbrille zu Ende laufen. −Foto: Finisher Pix

Ingolstadt/Kona (DK) Es sollte sein großer Tag werden: In unzähligen Trainingseinheiten hatte sich Markus Stöhr auf seinen ersten Start bei der Ironman-Weltmeisterschaft auf Hawaii vorbereitet - am Ende lief es für den Triathleten vom ESV Ingolstadt aber nicht ganz nach Plan. Doch der Blick geht nach vorn.

"Auch wenn es nicht so läuft, wie ihr euch das vorstellt - habt trotzdem ein Lächeln im Gesicht." Diesen Satz schrieb Markus Stöhr gestern auf Instagram neben ein Foto, welches ihn am vergangenen Samstag auf der Laufstrecke bei der Ironman-Weltmeisterschaft auf Hawaii zeigt. Tatsächlich lächelt Stöhr auf dem Bild - doch noch ein anderes Detail fällt sofort ins Auge: Der 29-jährige Triathlet vom ESV Ingolstadt trägt keine Sportbrille, so wie die meisten seiner Kontrahenten, sondern ein gewöhnliches Gestell. Und das hat einen triftigen Grund.

Denn Stöhr hatte bei seinem ersten WM-Start auf der Pazifikinsel mit großen Problemen zu kämpfen. Dabei hatte der Wettkampf für den gebürtigen Garmischer zunächst nach Plan begonnen: Nach 3,8 Kilometern und 58:06 Minuten in der Bucht von Kailua-Kona stieg Stöhr aus dem Wasser. Das Ziel, unter einer Stunde zu bleiben, war geschafft - allerdings auf Kosten eines folgenschweren Missgeschicks. Denn der 29-Jährige verlor im Wasser beide Kontaktlinsen. "Somit war ich auf dem Rad anschließend 180 Kilometer so gut wie im Blindflug unterwegs", berichtete Stöhr. Der ESV-Athlet konnte daher den Tachometer an seinem Rad nicht richtig entziffern. Viel schlimmer war allerdings, dass er mit fortlaufender Renndauer aufgrund der schlechten Sicht mit Schwindel und Übelkeit zu kämpfen hatte.

Nach 4:42:18 Stunden auf dem Rad wechselte Stöhr schließlich auf die Laufstrecke. Nach wenigen Kilometern folgte nach stundenlanger Übelkeit dann das, was folgen musste: Der 29-Jährige musste sich mehrfach am Streckenrand übergeben. Erst nach der Hälfte der absolvierten Strecke folgte dann die Erlösung: Stöhrs Begleiter konnten dem ESV-Triathleten seine "normale" Brille übergeben. "Ich hatte mich schon auf mehr als 30 Kilometer Fußmarsch eingestellt. Doch mit der nun klaren Sicht hat sich dann auch mein Magen wieder beruhigt", sagte er.

Nach 3:31:05 Stunden auf der Marathonstrecke überquerte Stöhr schließlich die Ziellinie. Bei 9 Stunden, 17 Minuten und 43 Sekunden blieb die Uhr für den 29-Jährigen stehen. Das bedeutete immerhin Gesamtplatz 220 von 1669 männlichen Teilnehmern sowie Rang 29 (bei 99 Startern, die das Rennen beendeten) in Stöhrs Altersklasse.

"Vor dem Hintergrund dessen, was passiert ist, war die Zielzeit am Ende noch in Ordnung", berichtete Stöhr, der jedoch ergänzte: "Ich bin über meine Leistung doch ein wenig enttäuscht. Ich habe mein Ziel weit verfehlt und konnte mein Potenzial nicht unter Beweis stellen." Auch Stöhrs Trainer Frank Lauxtermann bestätigte unserer Zeitung: "Beim Laufen hat Markus aufgrund der Probleme sicher eine Viertelstunde oder 20 Minuten verloren. Bei normalem Rennverlauf hätte es für die Top Ten in seiner Altersklasse gereicht. Aber auch so war das eine hervorragende Leistung. Er hat sich auf hohem Niveau durchgebissen", lobte Lauxtermann.

Und auch der ESV-Triathlet selbst war "stolz, dass ich es durchgezogen habe. Aufzugeben auf Hawaii - das war für mich nie eine Option", sagte er. Aus seiner ersten Teilnahme am wichtigsten Triathlon-Rennen der Welt hat Stöhr wichtige Lehren gezogen. "Ich habe im Vorfeld versucht, auf alle möglichen Probleme und Pannen vorbereitet zu sein. Dass ich ohne Brille aber nicht einmal meine Armbanduhr ablesen kann, hatte ich nicht bedacht. Wieder etwas dazugelernt."

In den kommenden Tagen steht für Stöhr nun noch etwas Erholung auf dem Programm. Noch bis Freitag bleibt der 29-Jährige mit seiner Freundin Natalie auf Hawaii, dann geht der Flieger zurück nach München. Eines weiß Stöhr aber jetzt schon: "Ich werde ganz sicher wiederkommen."

Anton Kostudis