Ingolstadt
"Die Maßnahmen waren absolut richtig"

2. Bundesliga: FCI-Trainer Ziegler zur coronabedingten Zwangspause und wie er mit seinen Frauen darauf reagiert

16.03.2020 | Stand 02.12.2020, 11:44 Uhr

Ingolstadt - Das Coronavirus hat den Sport zum Erliegen gebracht.

Alle Sparten sind vom Profi- bis zum Amateurbereich betroffen - nicht nur bei Wettbewerben, sondern meist auch im Trainingsbetrieb. Auch die Frauen des FC Ingolstadt müssen zunächst zwei Spieltage pausieren, weitere Entscheidungen werden in dieser Woche getroffen. Wie gehen Trainer und Team mit der Situation um? Alexander Ziegler, Chefcoach der Zweitligamannschaft, nimmt Stellung.

Herr Ziegler, wann haben Sie von der Absage der Spieltage erfahren und wie war Ihre Reaktion?
Alexander Ziegler: Ich habe am Freitag von der Verlegung der Spiele erfahren. Überrascht hat mich die Entscheidung nicht, aufgrund der Entwicklungen auf Verbandsebene und der vielen anderen Absagen war ich bereits darauf vorbereitet.

Halten Sie die Entscheidung für richtig?
Ziegler: Natürlich ist man als Sportler immer enttäuscht, wenn man seinen Sport nicht ausüben kann oder darf. Aber wir müssen diese besondere Situation mit einer gewissen Sensibilität behandeln, daher war die Entscheidung richtig, um die Lage wieder in den Griff zu bekommen. Zudem haben wir natürlich als Verein eine Fürsorgepflicht gegenüber unseren Spielerinnen.

Der Spielbetrieb ist zunächst bis 26. März ausgesetzt - wie wird die Pause bei den Schanzerinnen aussehen?
Ziegler: Meine Mannschaft bleibt fokussiert und verliert das Ziel Klassenerhalt nicht aus den Augen - auch wenn der Spiel- und zudem der Trainingsbetrieb derzeit ruhen, denn Einheiten mit der gesamten Mannschaft werden in dieser Woche definitiv nicht stattfinden. Aber die Spielerinnen trainieren anhand individueller Trainingspläne jede für sich weiter. Solche Trainingspläne existieren ohnehin und werden nun auch verwendet.
Ist es für Sie als Trainer nicht problematisch, wenn längere Zeit keine gemeinsamen Einheiten stattfinden und somit taktische Inhalte nicht eingeübt werden können?
Ziegler: Ich bin ja nicht der Einzige, der darauf verzichten muss. Das betrifft ja alle Teams. Wie lange das so bleiben wird, kann man derzeit noch nicht abschätzen. Momentan ist der Zeitraum auf diese Woche begrenzt.

Könnte die Warteschleife, in der sich die Spielerinnen befinden und deren Dauer derzeit nicht absehbar ist, Auswirkungen auf Leistung und Motivation haben?
Ziegler: Nein, da habe ich überhaupt keine Sorge. Wir haben ein Saisonziel ausgegeben - den unbedingten Klassenerhalt - und das wollen meine Mädels auch nach wie vor unter allen Umständen erreichen.

Über das weitere Vorgehen in den beiden höchsten Frauen-Spielklassen wird der Deutsche Fußballbund (DFB) in dieser Woche entscheiden. Was erwarten Sie?
Ziegler: Wir werden die deutschlandweite und auch die globale Entwicklung bezüglich des Virus und die Wirkung der getroffenen Maßnahmen abwarten müssen - davon werden die weiteren Entscheidungen abhängen. Das alles wird meiner Meinung nach noch einen längeren Zeitraum in Anspruch nehmen.

Wird es innerhalb des Vereins einen gemeinsamen Termin geben, bei dem weitere Maßnahmen besprochen werden?
Ziegler: Das ist nicht notwendig. Wir sind alle gut miteinander vernetzt. Der Verein befasst sich pausenlos mit dem Thema, wir haben kurze Wege und stehen im ständigen Austausch.

Sollten noch weitere Spieltage verlegt werden müssen, wird sich das Saisonende deutlich nach hinten verschieben. Ist das für ihre Spielerinnen, die ja vielfach auch noch anderen Verpflichtungen nachgehen, überhaupt machbar?
Ziegler: Auch hier muss man abwarten, wie sich das Ganze gestaltet und wie viele Spieltage letztendlich von Verschiebungen betroffen sind. Momentan sind das noch Spekulationen, aber man wird sich mit Sicherheit darüber Gedanken machen müssen. Ob sich hieraus ein Problem ergeben könnte, weiß ich nicht, schließlich ordnen meine Mädels auch ohne Coronavirus bereits alles andere dem Sport unter und versuchen auch heute schon, Beruf und Fußball unter einen Hut zu bekommen. Egal, was passieren wird, werden wir versuchen, das hinzubekommen.

Gibt es überhaupt noch eine reelle Chance, die Liga vernünftig zu Ende zu spielen?
Ziegler: Momentan ist jede Meinung spekulativ und wir können einfach nur die weitere Entwicklung abwarten. Geht der Ligabetrieb nach den zwei Wochen weiter, ist alles gut. Ansonsten wird sich alles andere zeigen. Vereine und Verbände stehen im ständigen Austausch mit den Gesundheitsministerien, wir fühlen uns da gut aufgehoben und vertrauen den Entscheidungen, die getroffen werden.

Wie gehen Sie persönlich mit der Corona-Krise um?
Ziegler: Eigentlich genauso wie jeder andere Bürger auch. Natürlich gehe auch ich vorsichtig und sensibel mit der Angelegenheit um und halte mich an die entsprechenden Empfehlungen. Aber es ist auch wichtig, dass dieses Virus nicht unser Leben bestimmt. Daher waren die Maßnahmen, um diese Welle einzudämmen, vollkommen richtig. Dennoch werden wir in der nächsten Zeit noch mit diesem Thema leben müssen.

Das Gespräch führte

Sabine Kaczynski.